Fuchsjagd
nur als Vorwand für seine Anwesenheit hier.«
»Also versteckt sich Leo hinter diesem Fox?«
»Höchstens wenn er ein Kind hat, von dem er mir nie was erzählt hat… oder aber der Junge ist gar nicht von ihm.« Er reichte Mark das Handy. »Für die Polizei wird es immer erst interessant, wenn schon was passiert ist«, sagte er zynisch. »Heutzutage muss man tot sein oder mindestens dem Tod nahe, damit sich jemand um einen kümmert – und dann sind es auch nur Lippenbekenntnisse. Sprechen Sie mit Elizabeth. Sie wird nicht an den Apparat gehen – bei ihr schaltet sich immer sofort der Anrufbeantworter ein. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sie Ihnen zuhört. Es hat keinen Sinn, dass
ich
es versuche – sie hat sich seit Ailsas Tod nicht mehr gemeldet. Vielleicht spricht sie ja mit Ihnen.«
»Und was soll ich sagen?«
»Ganz gleich, Hauptsache, Sie bringen sie dazu, uns Auskunft zu geben«, sagte der Colonel schroff. »Bekommen Sie heraus, wo Leo sich aufhält. Sie sind der Wortkünstler. Lassen Sie sich etwas einfallen. Es muss doch etwas geben, was meine Tochter dazu bewegen kann, wenigstens ein Mal in ihrem Leben anständig zu handeln. Fragen Sie sie nach diesem Treffen mit Mrs. Bartlett. Fragen Sie sie, warum sie Lügen verbreitet.«
Mark schaltete wieder die Innenbeleuchtung ein und langte nach hinten zu seinem Aktenkoffer. »Ist das der Ton, den Sie gewöhnlich Elizabeth gegenüber anschlagen?«, erkundigte er sich wie nebenbei, während er seinen Sitz zurückschob und den Koffer auf seinem Schoßöffnete. Er nahm seinen Laptop heraus, stellte ihn auf den Kofferdeckel und fuhr ihn hoch.
»Ich spreche nie mit ihr. Sie geht ja nicht ans Telefon.«
»Aber Sie hinterlassen Nachrichten?«
Der Colonel nickte gereizt.
Mark wartete, bis die Symbole erschienen, dann rief er Elizabeths Datei auf. »Also«, sagte er, während er die Einzelheiten überflog, die sich in erster Linie auf ihre monatlichen Unterhaltszahlungen bezogen. »Ich schlage vor, wir bestechen sie mit einer Erhöhung von fünfhundert im Monat und erklären ihr, das sei Ihr Weihnachtsgeschenk für sie.«
»Kommt nicht in Frage«, rief der Colonel empört. »Sie hat gar nichts verdient. Ganz sicher werde ich ihren Unterhalt nicht aufstocken. Es ist erst ein paar Monate her, dass sie fünfzigtausend aus dem Nachlass ihrer Mutter bekommen hat.«
Mark lächelte. »Aber das war kein Geschenk von Ihnen, James, sondern von Ailsa.«
»Und?«
»
Sie
wollen doch etwas von ihr. Ich weiß ja, dass das Thema Sie wütend macht – und wir haben endlos darüber diskutiert –, aber Sie haben nun mal einen Fonds für sie eingerichtet, nachdem ihre Ehe gescheitert war.«
»Nur weil wir glaubten, sie wäre schlecht behandelt worden. Wir hätten es bestimmt nicht getan, wenn wir die genauen Hintergründe der Scheidung gekannt hätten. Sie war ja kaum besser als eine Hure… Nacht für Nacht hat sie sich in irgendwelchen Klubs herumgetrieben und sich jedem verkauft, der ihr einen Drink spendiert hat.«
»Ja, gut, aber das ändert nichts an den gegenwärtigen Tatsachen.« Mark machte eine besänftigende Handbewegung. »Ich weiß, ich weiß… aber wenn Sie Auskünfte von ihr wollen, müssen Sie ihr etwas anbieten – Vorhaltungen bringen ganz sicher gar nichts. Damit haben Sie es doch früher schon versucht. Und ohne Erfolg. Aber fünfhundert Pfund extra werden sie sicher zugänglicher machen.«
»Und wenn nicht?«
»Keine Sorge, es wirkt bestimmt«, entgegnete Mark kurz. »Aber da ich vorhabe, in freundlichem Ton mit ihr zu reden, sollten Sie jetzt entweder aussteigen oder mir versprechen, den Mund zu halten.«
Der Colonel ließ sein Fenster herunter, die kalte Nachtluft schlug ihm beißend ins Gesicht. »Gut, ich halte den Mund.«
Es meldete sich niemand. Wie der Colonel vorhergesagt hatte, schaltete sich unverzüglich der Anrufbeantworter ein. Mark sprach aufs Band, bis die Zeit um war, erwähnte Geld und erklärte sein Bedauern darüber, dass die Zahlung nun, da es ihm nicht gelungen war, Elizabeth persönlich zu erreichen, unweigerlich mit Verspätung eingehen würde. Zweimal wählte er neu, betonte, wie dringend die Angelegenheit sei, und bat sie, den Hörer abzunehmen, wenn sie da sei. Aber sie schluckte den Köder nicht. Er hinterließ seine Handynummer und bat sie, ihn noch am Abend anzurufen.
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«, fragte er den Colonel.
»Ich weiß nicht mehr. Gesehen habe ich sie das letzte Mal bei der
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