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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mark
Notfall. Erbitte schnellstmöglichen Rückruf.
    Mark versuchte sein Glück ein letztes Mal, dann drückte er James sein Handy in die Hand und fuhr wieder auf die Landstraße. »Wissen Sie, wie die Dinger funktionieren?«
    James betrachtete das kleine Gerät. Die Tasten glommen ein, zwei Sekunden in der Dunkelheit, dann erloschen sie. »Das einzige Handy, das ich jemals besessen habe, hatte die Größe eines Schuhkartons.«
    »Kein Problem. Geben Sie es mir einfach rüber, wenn es läutet.« Mark trat das Gaspedal durch und brauste mit hoher Geschwindigkeit die schmale Straße hinauf.
    James stemmte sich am Armaturenbrett ab. »Darf ich Sie mit einigen Tatsachen des Militärlebens vertraut machen?«, sagte er.
    »Bitte.«
    »Abgesehen vom Problem des IRA-Terrorismus – das ständige Alarmbereitschaft verlangt – sehen wir uns jetzt auch noch der Bedrohung durch die Al-Qaida ausgesetzt. Das heißt, dass Militärlager für jeden gesperrt sind, der sich nicht durch entsprechende Papiere und Vollmachten ausweisen kann, und das gilt auch für Militärpersonal.« Er zuckte zusammen, als die Straßenhecke gefährlich nah im Scheinwerferlicht aufleuchtete.
    »Wir zwei Zivilisten können allenfalls hoffen, dass der wachhabende Sergeant durchruft und Nancy bittet, ans Tor zu kommen. Er wird das beinahe mit Sicherheit ablehnen und uns raten, es morgen auf dem Dienstweg zu versuchen. Unter gar keinen Umständen wird man uns gestatten, in der Kaserne herumzumarschieren und sie zu suchen. Unser Freund, der Anrufer, wird sich die gleichen Beschränkungen gefallen lassen müssen.«
    Sie rasten mit quietschenden Reifen um eine Kurve. »Wollen Sie sagen, es hat überhaupt keinen Sinn hinzufahren?«
    »Ich halte auf jeden Fall wenig davon, bei dem Versuch mein Leben zu verlieren«, versetzte James trocken. »Selbst wenn wir beschließen, trotz allem zu fahren, wird eine Viertelstunde mehr oder weniger für Nancys Sicherheit ohne Bedeutung sein.«
    »Tut mir Leid.« Mark nahm den Fuß vom Gaspedal. »Ich finde nur, sie muss wissen, was los ist.«
    »Das wissen wir doch selbst nicht.«
    »Aber warnen können wir sie.«
    »Das haben Sie mit Ihrer Nachricht schon getan.« In verständnisheischendem Ton fügte der Colonel hinzu: »Wenn wir davonlaufen, finden wir gar nichts heraus, Mark. Flucht stinkt nach kopfloser Panik unter Beschuss. Wenn wir standhalten, werden wir wenigstens erfahren, mit wem wir es zu tun haben und wogegen wir uns zu wehren haben.«
    »Aber diese Taktik verfolgen Sie doch seit Wochen«, entgegnete Mark ungeduldig, »und sie hat Sie keinen Schritt weitergebracht. Außerdem verstehe ich nicht, wieso es Ihnen plötzlich so unwichtig ist, ob er Nancys Namen und ihre Adresse kennt oder nicht.
Sie
sprechen doch ständig von einem Wahnsinnigen!«
    »Genau deshalb möchte ich ihn gern im Visier behalten«, gab der Colonel ruhig zurück. »Wenn wir im Moment überhaupt etwas wissen, dann dass er direkt vor unserer Nase ist. Wahrscheinlich unter den Landfahrern versteckt. Er hat uns offensichtlich beobachtet… vielleicht ist er uns sogar zu Mrs. Weldon gefolgt. Wenn ja, dann hat er gesehen, welche Richtung wir vorhin, als wir von ihrem Hof wegfuhren, genommen haben. Im Augenblick ist mein Haus unbewacht, und vielleicht wollte er genau das mit seinem letzten Anruf erreichen.«
    Ungefähr hundert Meter voraus zeigte sich im Licht der Scheinwerfer eine Lücke in der Hecke, die die Straße zu beiden Seiten begrenzte. Ein Gatter versperrte dort den Zugang zu einem Feld. Mark hielt den Wagen in der Ausbuchtung an und wollte wenden, als James ihm sachte die Hand auf den Arm legte.
    »Ein Soldat wird aus Ihnen nie werden, mein Junge«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme, »solange Sie nicht lernen zu denken, bevor Sie handeln. Wir müssen uns eine Taktik überlegen, bevor wir jetzt zurückrasen. Ich habe so wenig Lust, in eine Falle zu stolpern, wie der kleine Junge heute Nachmittag.«
    Müde schaltete Mark Motor und Scheinwerfer aus. »Mir wär's lieber, wir gingen zur Polizei«, sagte er. »Sie reden so, als führten Sie einen ganz privaten kleinen Krieg, der niemanden sonst betrifft, aber es sind schon zu viele unschuldige Menschen betroffen. Diese Frau – Bella – und der kleine Junge. Sie haben selbst gesagt, dass die beiden wahrscheinlich nur Mittel zum Zweck sind. Wie wollen Sie da sicher sein, dass sie nicht auch in Gefahr sind?«
    »Leo hat kein Interesse an ihnen«, antwortete der Colonel. »Sie dienen ihm

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