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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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zu bringen. Glaub mir, wenn ich könnte –«
    Mark unterbrach sie wieder. »Es geht um Elizabeth, Rebecca. Hast du sie in letzter Zeit gesehen?«
    Er hatte sie nie Rebecca genannt, und wieder trat Schweigen ein.
    »Du bist wütend auf mich.«
    Wenn James nicht mitgehört hätte, hätte er geantwortet, er langweile sich. Es geht doch nichts über eine intelligente Frau, dachte er, die weiß, wann eine Bemerkung unpassend ist. »Wir können reden, wenn ich nach Hause komme«, sagte er als Anreiz. »Im Moment geht es mir um Elizabeth. Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    Ihre Stimme wurde wieder wärmer. »Im Juli. Sie kam zu Leo in die Wohnung. Ungefähr eine Woche, bevor ich wieder ausgezogen bin. Die beiden sind dann zusammen ausgegangen – seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Was wollte sie von Leo?«
    »Keine Ahnung. Sie sagte nur, sie müsste Leo unter vier Augen sprechen. Sie war stockbetrunken, drum habe ich sie einfach gelassen. Du kennst sie ja.«
    »Hat Leo später was darüber gesagt?«
    »Nur, dass sie ihre fünf Sinne nicht mehr beisammen hätte und er sie nach Hause bringen musste.« Sie stockte. Dann sagte sie: »So was Ähnliches war schon mal passiert. Da rief jemand von der Polizei bei Leo an und sagte, bei ihnen auf der Wache wäre eine Frau… es war alles ziemlich sonderbar… sie sagten, die Frau könne sich nicht erinnern, wo sie wohnt, habe aber Leos Telefonnummer angegeben.« Wieder ein Zögern. »Ich vermute, bei dem Besuch im Juli war es ähnlich. Sie kreuzte ja ständig bei Leo in der Wohnung auf.«
    Das wiederholte Zögern irritierte ihn, und er fragte sich, wie aufrichtig sie war. »Was ist denn mit ihr?«
    Ihr Ton wurde gehässig. »Was wird's wohl sein? Der Alkohol natürlich. Ihr Hirn besteht ja bald nur noch aus toten Zellen. Ich hab Leo gesagt, dass sie dringend Behandlung braucht, aber er hat keinen Finger gerührt. Der braucht ihre Abhängigkeit, um sein erbärmliches kleines Ego aufzubauen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was glaubst du wohl? Die hatten eine ganz andere Beziehung, als du sie mit
deinen
Schwestern hast. Hast du nie darüber nachgedacht, warum Elizabeth total durchgeknallt ist und Leo nie geheiratet hat?«
    Jetzt war Mark derjenige, der schwieg.
    »Bist du noch dran?«
    »Ja.«
    »Pass bloß auf, was du vor dem Colonel sagst. Keiner kriegt was von dem Geld, wenn sein Vater –« Sie brach abrupt ab. »Vergiss, dass ich das gesagt habe. Ich hab eine Scheißangst vor Leo. Der Mensch ist wirklich krank, Mark. Was der mit seinem Vater am Laufen hat – es hat irgendwas damit zu tun, dass der Colonel im Krieg gefoltert wurde. Frag mich nicht, wieso. Ich verstehe es nicht – aber Leo hasst ihn deswegen abgrundtief. Ich weiß, das klingt verrückt. Den ganzen Tag denkt er nur darüber nach, wie er seinen Vater in die Knie zwingen kann. Er ist geradezu davon besessen.«
    Mark ging sein sehr beschränktes psychologisches Vokabular durch, das er sich im Umgang mit psychiatrischen Gerichtsgutachten erworben hatte. Übertragung… Kompensation… Verdrängung… Persönlichkeitsverlust… Er ging es in kleinen Schritten an. »Okay, beginnen wir mit dieser Beziehung, von der du gesprochen hast – ist das Tatsache oder Mutmaßung?«
    »Ach, Mensch!«, rief Becky ärgerlich. »Ich hab dir gesagt, du sollst aufpassen, was du redest. Du bist so verdammt rücksichtslos, Mark. Hauptsache, dir geht's gut, alle anderen sind dir scheißegal.«
    Das klang mehr nach der Becky, die er kannte.
    »Du bist doch diejenige, die hier redet –
Liebling
«, versetzte er kühl. »Ich gestatte mir höchstens mal einen Einwurf. Also – Tatsache oder Mutmaßung?«
    »Mutmaßung«, gab sie zu. »Sie saß ständig bei ihm auf dem Schoß. Wirklich gesehen hab ich nie was, aber ich bin überzeugt, es ist passiert. Ich war schließlich den ganzen Tag arbeiten, um das beschissene Geld zu ver…« Wieder brach sie ab. »Weiß der Himmel, was sie da getrieben haben. Elizabeth wollte es, das war
eindeutig
. Sie hat Leo wie einen Gott behandelt.«
    Mark warf einen Blick auf James und sah, dass dessen Augen geschlossen waren. Aber er wusste, dass er zuhörte. »Leo ist ein attraktiver Mann«, murmelte er. »Viele fühlen sich zu ihm hingezogen. Du selbst hast ihn ja auch eine Weile angebetet… oder hast du das schon vergessen?«
    »Bitte, hör auf«, bat sie. »Was soll denn der Colonel denken?«
    »Wieso ist das wichtig? Ich glaube nicht, dass du ihm je begegnen wirst.«
    Darauf sagte sie

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