Fuchsjagd
vorüber und sah im Scheinwerferlicht des geparkten Streifenwagens mehrere Gestalten vor den Bussen. Natürlich lag die Vermutung nahe, dass das Gesicht am Fenster, das Mrs. Weldon gesehen hatte, zu einem dieser Leute hier gehörte. Prue Weldons Aussage, Eleanor Bartlett habe sich nach dem Besuch im Wäldchen plötzlich »komisch« benommen, kam ihm jetzt gerade recht. Sie sollte ihm als Vorwand zu einem Gespräch mit Eleanor Bartlett dienen, weil es sonst keinen Anlass gab, diese zu vernehmen – es lag keine Anzeige gegen sie vor, und die Akte Lockyer-Fox war seit Monaten geschlossen.
Trotzdem war Monroe neugierig. Auch nach dem Spruch des Untersuchungsgerichts ging ihm Ailsas Tod nicht aus dem Kopf. Er war als Erster am Fundort der Leiche gewesen, und der Anblick der Toten, wie sie nur mit einem dünnen Nachthemd, einem fadenscheinigen Herrenmorgenrock und Gummistiefeln bekleidet halb sitzend an der Sonnenuhr lehnte, hatte ihn tief erschüttert. Er war auch heute noch der Überzeugung, dass es Mord gewesen war: die Blutflecken unweit der Toten, die merkwürdige Bekleidung – dünnes Nachtzeug und feste Gummistiefel –, all dies legte unweigerlich nahe, dass etwas ihren Schlaf gestört hatte und sie nach draußen gegangen war, um nachzusehen.
Prues hysterisch vorgebrachte Behauptung, Eleanors »komisches« Verhalten könne nur bedeuten, dass der Mann am Fenster Darth Vader gewesen sei, hatte er heruntergespielt –»Mir scheint, Sie zählen gern zwei und zwei zusammen und machen fünf daraus, Mrs. Weldon.« Doch die Tatsache, dass die Ankunft der Landbesetzer zeitlich mit dem Zerwürfnis zwischen den beiden Frauen zusammenfiel, erschien ihm interessant. Er hatte zu viel Erfahrung, um ganz ohne Hinweise gleich auf einen direkten Zusammenhang zu schließen, aber die Möglichkeit, dass es einen gab, behielt er im Hinterkopf.
Vor dem Tor zu Shenstead Manor hielt er an, immer noch unschlüssig, ob er mit dem Colonel sprechen sollte, bevor er sich zu dem Gespräch mit Mrs. Bartlett begab. Es wäre hilfreich zu wissen, was die Frau am Telefon genau gesagt hatte. Aber wenn der Colonel die Kooperation verweigerte, würde Monroes an sich schon fadenscheiniger Vorwand, die Frau zu vernehmen, gar nichts mehr wert sein. Es müsse erst eine Strafanzeige vorliegen, würde der Anwalt des Colonels ihm zweifellos vorhalten, falls er seinem Mandanten zu Zurückhaltung in dieser ganzen Angelegenheit riet.
Eben diese Zurückhaltung machte Monroe neugierig. In seinem Kopf hatte sich bereits der Gedanke festgesetzt, dass Darth Vader, der nur mit elektronisch verzerrter Stimme sprach und gemäß einer Bemerkung des Anwalts zu Mrs. Weldon sehr genau über die Familie Lockyer-Fox Bescheid wusste, eine enge Verbindung zum Colonel haben musste.
Und er dachte immer wieder daran, dass der Colonel in den Stunden nach dem Tod seiner Frau seinen Sohn beschuldigt hatte, sie ermordet zu haben…
Julian Bartlett öffnete ihm auf sein Läuten. Er warf einen Blick auf Monroes Dienstausweis, hörte sich seine Bitte um ein Gespräch mit Mrs. Bartlett an, zuckte mit den Schultern und zog die Tür weit auf. »Sie ist hier.« Er führte Monroe ins Wohnzimmer. »Hier ist jemand von der Polizei, der dich sprechen möchte«, sagte er gleichgültig. »Ich bin im Arbeitszimmer.«
Monroe bemerkte, wie das Erschrecken im Gesicht der Frau in Erleichterung umschlug, als ihr Mann sein Gehen ankündigte, und trat Julian in den Weg. »Es wäre mir lieber, Sie würden bleiben, Sir. Was ich zu sagen habe, geht jeden hier im Haus an.«
»O nein, mich nicht«, widersprach Julian kühl.
»Woher wissen Sie das, Sir?«
»Weil ich erst heute Nachmittag von diesen verdammten Anrufen erfahren habe.« Er starrte Monroe ins unbewegte Gesicht. »Deswegen sind Sie doch hier, oder nicht?«
Monroe sah Eleanor an. »Nein, eigentlich nicht. Mrs. Weldon von der Shenstead Farm hat bei uns angerufen, weil sich ein Unbekannter auf ihrem Grundstück herumgetrieben hat, und sie meint, Ihre Frau wüsste, wer das war. Es passierte, kurz nachdem Colonel Lockyer-Fox und sein Anwalt bei ihr waren und ihr Tonbandaufzeichnungen vorgespielt haben, auf denen von Ihrer Frau und einem Mann identische Beschuldigungen gegen den Colonel erhoben wurden. Mrs. Weldon glaubt, dass dieser Mann der Eindringling auf ihrem Hof war. Ich bin hergekommen, weil ich hoffe, dass Ihre Frau etwas Licht ins Dunkel bringen kann.«
Eleanor sah aus wie vom Schlag getroffen. »Ich weißüberhaupt nicht, wovon
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