Fuchsjagd
trotzdem haben Sie bei dem Feldzug gegen ihn brav mitgemacht. Warum? Hat Mrs. Bartlett Ihnen Geld dafür versprochen, wenn Sie sich an dem Komplott gegen den Colonel beteiligen? Zieht sie vielleicht Nutzen daraus, wenn er aus seinem Haus verjagt wird?«
Prue drückte beide Hände auf ihre glühenden Wangen. »Selbstverständlich nicht!«, rief sie empört. »Das ist eine unerhörte Unterstellung.«
»Warum?«
Sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg. »Jetzt erscheint alles so klar – aber so war es damals nicht. Eleanor war so überzeugt… und ich hatte doch diese schreckliche Auseinandersetzung gehört. Ailsa hat wirklich gesagt, Elizabeths Leben sei zerstört, ich weiß, dass ich mich da richtig erinnere.«
Monroe quittierte das mit einem ungläubigen Lächeln. Er hatte zu viele Gerichtsverhandlungen mitgemacht, um an die Genauigkeit des Gedächtnisses zu glauben. »Warum hat dann nicht eine Ihrer Freundinnen bei der Sache mitgemacht? Sie haben mir eben beschrieben, wie schockiert Sie waren, als Ihnen klar wurde, dass Sie als Einzige sich an der Kampagne beteiligt haben. Sie sagten, Sie hätten das Gefühl, hereingelegt worden zu sein.« Er machte eine Pause, und als sie nichts sagte, fuhr er zu sprechen fort. »Angenommen, Mrs. Bartlett ist so vertrauensselig wie Sie – was ich nicht glaube –, dann ist der Anstifter dieser Mann mit der Darth-Vader-Stimme. Die Frage ist nur, wer ist der Mann?«
Prue reagierte mit der gleichen ängstlichen Nervosität, die sie an den Tag gelegt hatte, als Mark ihr diese Frage gestellt hatte. »Ich habe keine Ahnung«, murmelte sie am Boden zerstört. »Ich wusste ja bis heute Abend nicht einmal von seiner Existenz. Eleanor hat ihn mit keinem Wort erwähnt, sie sagte immer nur, die Frauen vom Club würden auch beim Colonel anrufen –« Sie brach ab, als ihr Verstand plötzlich die Nebel von Scham und Verwirrung durchbrach, die ihn bisher verdunkelt hatte. »Wie konnte ich nur so dumm sein«, sagte sie mit unerwarteter Klarsicht. »Sie hat mich in allem belogen.«
Ein Streifenwagen hielt vor dem Absperrungsseil an, und zwei bullige Constables stiegen aus. Die Scheinwerfer des Wagens, die sie nicht ausgeschaltet hatten, beleuchteten das Landfahrerlager. Geblendet schob Bella Wolfie von ihrem Schoß hinunter und stand auf, den Jungen unter ihrem Mantel bergend.
»Guten Abend, die Herren«, sagte sie und zog sich den Schal über den Mund. »Kann ich was für Sie tun?«
»Eine Frau hat vorhin einen Eindringling gemeldet, der sich auf ihrem Hof rumgetrieben hat«, sagte der Jüngere der beiden Beamten und setzte im Näherkommen seine Mütze auf. »Ist in den letzten ein, zwei Stunden jemand von hier Richtung Shenstead Farm gegangen?«
Bella spürte Wolfies Zittern. »Ich hab niemand gesehen, Schätzchen«, erklärte sie dem Polizisten freundlich, »aber ich hab auch nur die Zufahrt zu unserem Lager im Blick.«
Im Stillen verfluchte sie Fox. Da bestimmte er, dass keiner nach Einbruch der Dunkelheit das Lager verlassen durfte, und dann war er der Erste, der das Gebot brach. Warum? Sie konnte es sich einzig damit erklären, dass er frei und unbeobachtet sein wollte. Die Vorstellung, dass er nicht mehr war als ein gemeiner Dieb, sagte ihr zu. Sie reduzierte Wolfies furchteinflößenden Messerschlitzer auf handliche Größe.
Der andere Beamte lachte leise, als er ins Licht trat. »Das kann nur Bella Preston sein«, sagte er. »Um die Figur und die Stimme zu verstecken, braucht's schon mehr als einen Schal und einen dicken Mantel. Was tun Sie denn hier, Bella? Organisieren Sie etwa schon den nächsten Rave? Wir haben uns vom letzten noch nicht richtig erholt.«
Bella erkannte ihn sofort – Martin Barker, der Polizeiunterhändler von Barton Edge. Einer von den Guten. Anfang vierzig, groß, mit braunen Augen, ein echter Schatz. Sie zog den Schal weg und lächelte. »Nein, nein. Alles ganz legal, Mr. Barker. Das Land hier gehört niemandem, und wir haben es besetzt, um es durch Ersitzung zu erwerben.«
Wieder ein leises Lachen. »Sie haben zu viele Romane gelesen, Bella.«
»Kann schon sein, aber wir bleiben trotzdem, bis jemand mit Dokumenten aufkreuzt, die beweisen, dass der Grund ihm gehört. Es ist unser gutes Recht, es zu versuchen – jeder hat das Recht dazu, uns ist es nur zuerst eingefallen.«
»Kein Drandenken, Schätzchen«, sagte er, indem er Bellas Sprechweise nachahmte. »Wenn ihr Glück habt, bekommt ihr einen Aufschub über die übliche Siebentagesfrist
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