Fuchsjagd
der Colonel hätte es Ihnen verschwiegen.«
Monroe lächelte dünn. »Sie haben offenbar keine sehr hohe Meinung von der Polizei von Dorset, Mrs. Weldon.«
»O doch, doch!«, beteuerte sie. »Ich finde Sie alle großartig.«
Sein Lächeln, das sowieso ziemlich zynisch gewesen war, erlosch augenblicklich. »Wieso nehmen Sie dann an, wir hätten Mrs. Lockyer-Fox' Tun in den Tagen vor ihrem Tod nicht überprüft? Die Ursache ihres Todes war fraglich, bis zu dem Zeitpunkt, als der Pathologe den Obduktionsbefund einreichte. Zwei Tage lang haben wir mit jedem gesprochen, der möglicherweise mit ihr Kontakt gehabt hatte.«
Prue fächelte mit der Hand ihr Gesicht, als heiße Röte ihren Nacken heraufzog. »Eleanor hat gesagt, Sie wären alle bei den Freimaurern – und der Pathologe auch.«
Monroe sah sie mit nachdenklichem Blick an. »Ihre Freundin ist entweder falsch informiert, böswillig oder dumm«, sagte er, bevor er sich wieder seinen Aufzeichnungen zuwandte. »Sie behaupten, Sie seien überzeugt gewesen, die Geschichte von dem Treffen zwischen Mutter und Tochter wäre wahr, weil Sie diese Auseinandersetzung mitgehört hatten, bei der angeblich Mrs. Lockyer-Fox ihren Mann beschuldigte, das Leben ihrer gemeinsamen Tochter zerstört zu haben…«
»Es erschien mir einfach logisch…«
Er ignorierte sie. »…aber jetzt sind Sie nicht mehr sicher, dass Mrs. Lockyer-Fox damals tatsächlich mit ihrem Mann gesprochen hat. Sie halten es ferner für möglich, dass Sie den Ablauf der Ereignisse durcheinander gebracht haben und Mr. Ankerton Recht hatte, als er sagte, der Schlag, den Sie gehört haben wollen, könne mit der Tötung von Mrs. Lockyer-Fox' Hund zu tun haben. Er glaubt, dass Mrs. Lockyer-Fox Zeugin der vorsätzlichen Verstümmelung eines Fuchses wurde.«
»Es ist so lange her. Damals glaubte ich wirklich… es ist mir alles ziemlich an die Nieren gegangen, besonders als ich am nächsten Tag erfuhr, dass Ailsa tot war – ich konnte mir nicht vorstellen, dass es jemand andrer als James gewesen sein könnte.«
Einen Moment dachte er schweigend nach. »Der Colonel hat im Frühsommer einen verstümmelten Fuchs auf seiner Terrasse gefunden und uns das gemeldet«, sagte er unvermittelt. »Wissen Sie über diese Geschichte etwas? Wissen Sie, ob es später noch andere solche Vorfälle gegeben hat?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Könnte so etwas Ihrer Freundin, Mrs. Bartlett, zuzuschreiben sein?«
»Um Gottes willen, nein!«, protestierte sie, ehrlich schockiert. »Eleanor
mag
Tiere.«
»Auch auf ihrem Teller, vermute ich.«
»Das ist nicht fair.«
»So ist das Leben«, versetzte Monroe unerschüttert. »Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Was Colonel Lockyer-Fox nach dem Tod seiner Frau angetan wurde, war ja alles reichlich brutal. Sie haben mir mehrmals erklärt, dass die Idee zu der Belästigungskampagne von Ihrer Freundin stammte, wieso weisen Sie da die Möglichkeit, dass sie den Hund umgebracht hat, so weit von sich?«
»Weil sie vor Hunden Angst hat«, antwortete Prue kleinlaut. »Vor Henry ganz besonders. Er war eine dänische Dogge.« Sie schüttelte verwirrt den Kopf, ebenso ratlos wie er. »Das ist einfach grausam… ich mag mir das gar nicht vorstellen.«
»Aber Sie finden es nicht grausam, einen alten Mann des Inzests zu beschuldigen?«
»Ellie sagte, er würde sich schon wehren, wenn es nicht wahr wäre. Aber er hat nie auch nur ein Wort gesagt. Stattdessen hat er sich völlig zurückgezogen und so getan, als wäre gar nichts geschehen.«
Das konnte Monroe nicht beeindrucken. »Hätten Sie ihm denn geglaubt, wenn er gesagt hätte, es sei nicht wahr? Das Kind war nicht da, also hätte sein Wort gegen das seiner Tochter gestanden, und für Sie und Ihre Freundin stand ja bereits fest, dass die Tochter die Wahrheit sprach.«
»Weshalb sollte sie denn lügen?«
»Kennen Sie sie?«
Prue schüttelte den Kopf.
»Aber ich, Mrs. Weldon, und ich habe ihr nur deshalb geglaubt, dass ihre Mutter sie am Tag vor ihrem Tod nicht besucht hat, weil ich bei den Nachbarn nachgefragt habe. Hat Ihre Freundin das auch getan?«
»Ich weiß es nicht.«
»Nein, natürlich nicht«, sagte er. »Sie spielen sich hier als Richterin auf, obwohl Sie von nichts eine Ahnung haben – und erschreckend leicht bereit sind, Ihre Meinung zu ändern, sobald jemand sie in Frage stellt. Vorhin haben Sie erklärt, Sie hätten Mrs. Bartlett gesagt, Sie glaubten nicht, dass Colonel Lockyer-Fox der Vater des Kindes sein könne,
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