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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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verständnisvoll. »Ich verstehe schon. Ich habe mich immer gefragt, warum Sie sich auf die Seite der Polizei gestellt haben, als ich Leo beschuldigte. Jetzt weiß ich es. Leicht war das sicher nicht für Sie.« Er schwieg einen Moment. »Ist dieses Alibi noch stichhaltig?«
    Mark dachte an Beckys Zögern und machte mit einer Hand eine abwägende Bewegung.
    »Ich war immer überzeugt, dass Mrs. Weldon damals in der Nacht Leo gehört hatte«, erklärte James. »Wir sind so oft am Telefon verwechselt worden.«
    Mark überlegte einen Augenblick. »Becky sagte, Elizabeth sei geistig gar nicht mehr richtig da gewesen, als sie sie das letzte Mal gesehen hat. Offenbar musste Leo sie auf irgendeinem Polizeirevier abholen, weil sie nicht mehr wusste, wo sie wohnt.«
    James nahm den abrupten Themawechsel ohne Kommentar hin. »Damit musste man immer rechnen. Bei Ailsas Vater war es auch so – er trank, bis er mit siebzig völlig schwachsinnig war.«
    »Aber es muss ziemlich schlimm um sie stehen, wenn sie nicht einmal mehr ihre eigene Adresse weiß. Sie ist erst Mitte vierzig.« Er suchte sich wieder Elizabeths Datei heraus und sah die Korrespondenz durch. »Soweit ich feststellen kann, habe ich seit Juni, als sie den Empfang der fünfzigtausend Pfund aus Ailsas Nachlass bestätigte, nichts mehr von ihr gehört… und Becky hat sie das letzte Mal im Juli gesehen, als sie angeblich völlig betrunken war. Wie oft haben Sie sie angerufen?«
    »Zehn-, zwölfmal vielleicht. Ich habe irgendwann aufgegeben, weil sie mich nie zurückrief.«
    »Wann war das ungefähr?«
    »Als die anonymen Anrufe begannen. Ich dachte, sie wäre einer der Drahtzieher, und hielt es unter diesen Umständen für sinnlos, es weiter bei ihr zu versuchen.«
    »Also Mitte November?«
    »So ungefähr, ja.«
    »Aber das ging schon seit März so. Seitdem hatte sie auf keinen Ihrer Anrufe reagiert?«
    »Nein.«
    »Und Sie konnten stets eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen? Es war nicht so, dass das Band voll war?«
    James schüttelte den Kopf.
    »Nun, dann wissen wir wenigstens, dass sie die Nachrichten löschte. Wie steht's mit Leo? Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesprochen?«
    Es entstand eine kleine Pause. »Letzte Woche.«
    Mark warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Und?«
    James lachte tonlos. »Ich habe gesprochen – er hat zugehört und aufgelegt. Es war ein völlig einseitiges Gespräch.«
    »Was sagten Sie?«
    »Nicht viel. Ich wurde wütend, als er zu lachen begann.«
    »Haben Sie ihn beschuldigt, sich hinter Darth Vader zu verstecken?«
    »Unter anderem, ja.«
    »Und er sagte nichts dazu?«
    »Nein, er lachte nur.«
    »Wie oft hatten Sie vorher schon mit ihm gesprochen?«
    »Sie meinen, seit Ailsas Tod? Nur einmal – am Abend ihrer Beerdigung.« Ab und zu wurde seine Stimme brüchig, als hätte er seine Gefühle nicht ganz so streng unter Kontrolle, wie er vorgab. »Er – rief gegen elf Uhr abends an, um mir zu sagen, wie hundsgemein von mir es gewesen sei, ihn bei der Polizei anzuschwärzen. Er hoffe von Herzen, jemand würde es schaffen, mir ihren Tod zur Last zu legen, sagte er. Es war alles sehr unerfreulich.«
    Mark musterte ihn aufmerksam. »Hat er auch von Ailsa gesprochen?«
    »Nein. Es ging ihm einzig und allein darum, mich niederzumachen. Es waren dieselben alten Geschichten, wo immer ich schuld bin – und er nie.«
    Mark dachte an die zwei Tage polizeilicher Vernehmungen zurück. »Woher wusste er, dass Sie der Polizei seinen Namen genannt hatten?«
    »Ich nehme an, die Polizei hat es ihm gesagt.«
    »Das glaube ich nicht. Genau diese Sorge habe ich doch damals angesprochen – Sie waren selbst dabei –, und man hat uns versichert, dass weder Leo noch Elizabeth erfahren würden, wer auf sie aufmerksam gemacht hatte. Sergeant Monroe sagte, die Frage würde sich gar nicht ergeben, weil bei einem verdächtigen Todesfall automatisch die Angehörigen des Toten vernommen würden.«
    James zögerte. »Offensichtlich hat sich die Polizei nicht an ihr Versprechen gehalten.«
    »Warum hat Leo Sie dann nicht gleich nach dem ersten Besuch der Polizei bei ihm angerufen? Ich habe den Eindruck, dass da jemand bei der Beerdigung was gesagt hat und er sich auf der Heimfahrt in eine Riesenwut hineingesteigert hat.«
    James zog die Brauen zusammen. »Aber er hat mit niemandem gesprochen. Er und Elizabeth gingen sofort wieder. Deswegen gab es ja hinterher den Klatsch.«
    Mark sah nochmals seine Adressenliste durch. »Ich rufe ihn jetzt

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