Fuchsjagd
Sie reden«, brachte sie mühsam hervor.
»Das tut mir Leid. Ich habe mich offensichtlich nicht klar genug ausgedrückt. Mrs. Weldon ist davon überzeugt, dass es sich bei dem Eindringling auf ihrem Hof um den Mann handelt, der eine Hasskampagne gegen Colonel Lockyer-Fox führt. Und sie ist überzeugt davon, dass er einer der Landbesetzer ist, die im Wäldchen hier kampieren. Sie behauptet, Sie müssten heute Morgen mit ihm gesprochen haben, da Sie sich seither sehr seltsam verhalten. Er benutzt ein elektronisches Gerät, um seine Stimme zu entstellen, aber Sie wüssten, wer er ist, sagt Mrs. Weldon.«
Eleanors Mund verzog sich unschön nach unten. »Das ist ja absurd«, erklärte sie erregt. »Prue fantasiert – wie immer. Ich denke, Sie sollten mal nachfragen, ob es diesen Eindringling überhaupt gegeben hat. Die Frau ist im Stande, alles Mögliche zu erfinden, nur um auf sich aufmerksam zu machen. Sie wissen wohl, dass sie Streit mit ihrem Mann hat und dass der von Scheidung spricht?«
Monroe wusste nichts davon, aber das sagte er nicht. »Sie hat Angst«, erklärte er. »Ihrer Aussage zufolge hat dieser Mann den Hund des Colonels verstümmelt und ihn dann dem Colonel vors Haus gelegt.«
Ihr Blick schoss nervös zu ihrem Mann. »Davon weiß ich nichts.«
»Aber Sie wussten vom Tod des Hundes, Mrs. Bartlett. Mrs. Weldon hat erzählt, Sie hätten sich darüber gefreut. Sie sollen gesagt haben –« er hielt kurz inne, um den Worten Wirkung mitzugeben –, »›das kommt davon‹.«
»Das ist nicht wahr.«
Statt ihr beizustehen, fiel Julian ihr in den Rücken. »Das hört sich ganz nach dir an«, sagte er. »Du hast den armen alten Henry nie gemocht.« Er wandte sich Monroe zu. »Setzen Sie sich, Sergeant.« Er wies auf einen Sessel und ließ sich selbst in einem anderen nieder. »Ich hatte keine Ahnung, dass hinter dieser –« mit einer kurzen Handbewegung drückte er seinen Abscheu aus –»entwürdigenden Geschichte noch mehr steckt als die Anrufe, die meine Frau und Mrs. Weldon anscheinend gemacht haben. Bitte klären Sie mich auf, was genau spielt sich hier ab?«
Monroe beobachtete Eleanors Gesicht, während er es sich in seinem Sessel bequem machte. Sie war aus anderem Holz geschnitzt als ihre dicke Freundin – sie war stärker und zäher. Aber ihre Augen flackerten genauso vor panischer Angst.
22
Ähnliches fiel Martin Barker auch bei Bella Preston auf, als diese ihn glauben machen wollte, es gäbe nur deshalb kein Bett für Wolfie in ihrem Bus, weil der Junge sich lieber in einem Schlafsack auf der Polsterbank zusammenrollte. »Er ist ein kleiner Nomade, unser Wolfie«, erklärte sie, Selbstsicherheit vortäuschend, während ängstliche Besorgnis ihre Stirn krauste. »Mit Betten hast du nicht viel am Hut, hm, Schätzchen?«
Die Augen des Kleinen wurden noch größer. Angst schien sein ständiger Begleiter zu sein. Sie wurde umso größer, je näher sie dem dunklen Bus kamen. Bella hatte mehrfach versucht, ihn in einem der anderen Fahrzeuge zurückzulassen, aber er klammerte sich an sie und wollte sich um nichts von ihr trennen. Barker tat so, als bemerkte er es nicht, aber es interessierte ihn doch sehr, was es mit dem Jungen und dem dunklen Bus auf sich hatte.
Bella schlang in ihrer Not einen Arm um Wolfies Schultern und drehte ihn zu sich herum. Komm, Junge, flehte sie im Stillen, reiß dich am Riemen. Wenn du noch mehr zitterst, klappst du mir zusammen. Es war, als liefe man mit einem Neonschild durch die Gegend: »Hey, schaut her, wir haben was zu verbergen!« Wir sind die Simpel, die euch ablenken sollen, während das Arschloch, das uns hierher geschleppt hat, das Dorf ausbaldowert.
Sie war wütend auf Fox, und nicht nur, weil er ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt hatte. Niemand durfte ein Kind so entsetzlich einschüchtern, dass es allein beim Anblick einer Uniform vor Schreck erstarrte. Am liebsten hätte sie Barker auf die Seite genommen und alles herausgesprudelt, was sie bedrückte – die Mutter ist verschwunden, der kleine Bruder ebenfalls, der Junge sagt, er habe blaue Flecken –, aber was sollte das bringen, wenn Wolfie alles leugnete? Sie wusste, dass er das tun würde. Seine Angst vor dem Jugendamt war weit größer als seine Angst vor Fox. In den Augen eines Kindes war ein schlechter Vater immer noch besser als gar keiner.
Unterschwellig beunruhigte sie auch der Gedanke, dass sie nur von Wolfie wusste, dass Fox nicht hier war. Was, wenn er sich irrte? Oder wenn Fox sich
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