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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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durch den Wald zurückgeschlichen hatte und die Vorgänge von seinem Bus aus beobachtete? Würde das die Situation des kleinen Jungen nicht hundertfach verschlimmern? War es nicht das, wovor der Kleine wirklich Angst hatte? Dass Bella etwas tun oder sagen könnte, was Fox zur Weißglut bringen würde?
    »Er weiß nicht, was ein Nomade ist«, erklärte sie Barker. »Er meint, das wäre was Schlechtes.« Sie drückte den Junge tröstend an sich. »Bleib doch bei den Mädchen, Wolfie, während ich mit den beiden Herren zum letzten Bus gehe. Fox hat gesagt, dass er heute Nacht an der Absperrung Schicht hat, also schläft er wahrscheinlich. Er rastet garantiert aus, wenn wir ihn wecken… gibt doch gar keinen Grund, warum du dir sein Geschimpfe anhören musst.«
    Barker wurde noch neugieriger. Fox? Fox und Wolfie? Merkwürdiges Zusammentreffen in so einer kleinen Gemeinschaft. Sollten die beiden vielleicht zusammengehören? Er zauste dem Kleinen das Haar. »Dein Dad?«, fragte er freundlich und sah dabei Bella fragend an.
    Keine Antwort.
    Bella nickte kurz. »Fox hat's nicht so mit dem Kochen – aber der Kleine braucht was Ordentliches zu essen.« Sie starrte Barker an, als wollte sie ihm etwas mitteilen. »Drum wohnt er jetzt eine Weile bei mir.«
    Barker nickte. »Und wo ist seine Mutter?«
    »Wolfie ist sich nicht –«
    Abrupt entzog sich das Kind Bellas Umarmung. Er war ihr von dem Moment an, als sie gesagt hatte, seine Mutter sei nicht da, nicht mehr von der Seite gewichen, weil er gewusst hatte, dass der Polizist diese Frage stellen würde. »Sie ist in Devon«, sagte er hastig.
    Barker lachte gutmütig. »Du kannst also doch sprechen.«
    Wolfie senkte den Blick, voll Misstrauen gegen diesen Mann, der die Leute anschaute, als könnte er ihre Gedanken lesen. Dann sprach er in schnellen, abgehackten Sätzen. »Meine Mutter macht Urlaub. Mit meinem kleinen Bruder. Sie wohnen bei Freunden. Ich hab gesagt, dass ich lieber bei meinem Vater bleiben will. Er hat viel zu tun, weil er das Projekt hier organisiert. Darum kocht Bella für mich mit. Mein Dad bezahlt sie dafür. Meine Mam und mein kleiner Bruder kommen in ein paar Tagen wieder. Fox mag Familien. Darum hat er sie für das Projekt ausgesucht. Um hier eine Siedlung aufzubauen.«
    Schwer zu sagen, wer verblüffter war – Martin über die gewandte Ausdrucksweise des Jungen, als der endlich den Mund aufmachte, oder Bella über die Tatsache, dass er es für angebracht hielt, den kultivierten Akzent seines Vaters nachzuahmen. Sie lächelte hilflos, als der Polizist sie stirnrunzelnd ansah. Gleich würde man sie der Kindesentführung beschuldigen…
    »Er sitzt zu viel vor der Glotze.« Sie griff irgendeinen Film aus der Luft. »Wahrscheinlich bildet er sich ein, er wäre – wie heißt er gleich – Mark Lester in
Oliver
.« Sie fuhr Wolfie durch das blonde Haar. »Er hat das richtige Aussehen dafür, auch wenn er im Herzen wahrscheinlich eher einer von Fagins durchtriebenen kleinen Taschendieben ist.«
    Barker zog belustigt die Brauen hoch. »Dann sind Sie wohl die Nancy? Die Kriminelle mit Herz aus Fagin's Bande?«
    Bella lachte. »Nur dass ich keine Kriminelle bin und das hier keine Diebesbande ist und ich bestimmt nicht vorhabe, mich von Bill Sikes umlegen zu lassen.«
    »Aha. Und wer ist Bill Sikes?«
    »Oliver Reed«, antwortete sie entschieden und wünschte, sie hätte ihren Film klüger gewählt. »In dem blöden Film wimmelt's von Olivern.«
    Barker beugte sich vor, um durch ihre Windschutzscheibe den letzten Bus zu mustern. »Nicht Fox?«
    »Kein Drandenken.« Mit Wolfie im Schlepptau, der wie eine Klette an ihrem Mantel hing, drängte sie sich an Barker vorbei zur Tür. »Fangen Sie jetzt bloß nicht an, da etwas reinzudeuten.
Oliver
war das Erstbeste, was mir eingefallen ist. Der Junge imitiert Stimmen. Ebenso gut hätte ich
Der kleine Lord
sagen können.«
    »Oder
Greystoke – die Legende von Tarzan
«, meinte er.
    »Klar, warum nicht? Er ist ein guter Imitator.«
    Barker sprang hinter ihr polternd zu Boden. »Das sind alles Geschichten von armen Waisenjungen, die von ihren Großvätern gerettet werden, Bella.«
    »Na und?«
    Er ließ seinen Blick über Wolfies blonden Kopf hinwegschweifen, um nach den Lichtern von Shenstead Manor Ausschau zu halten. »Ich finde nur, das ist ein merkwürdiger Zufall.«

    James schüttelte den Kopf, als Mark ihm die Sache mit Leos Alibi erklären wollte. »Sie brauchen nicht ins Detail zu gehen«, sagte er

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