Fuchsjagd
hinaus, aber ich fress einen Besen, wenn ihr in zwei Wochen noch hier seid. Ist das ein Angebot?«
»Könnte ganz lustig sein. Wieso sind Sie so sicher?«
»Wie kommen Sie darauf, dass der Grund niemandem gehört?«
»Er ist nirgends eingetragen.«
»Woher wissen Sie das?«
Eine gute Frage, dachte Bella. Sie hatten Fox' Behauptungen blind geglaubt, genauso wie sie ihm alles andere geglaubt hatten. »Sagen wir so«, antwortete sie, »es schaut nicht so aus, als ob jemand vom Dorf sich mit uns streiten will. Bis jetzt waren ganze zwei Leutchen hier, sie haben ein bisschen Rabatz gemacht und mit Anwälten gedroht, aber der einzige Anwalt, der hier erschienen ist, kam nicht, weil er über Landbesetzer reden wollte.«
»Machen Sie sich da mal lieber keine zu großen Hoffnungen«, warnte Martin Barker gutmütig. »Ihr werdet schon von den Leuten hier hören, wenn erst die Feiertage vorbei sind. Die haben hier so viel Geld investiert, dass die sich die Preise für ihre Häuser bestimmt nicht von einem Haufen New Ager verderben lassen. Sie kennen doch die Regeln so gut wie ich, Bella. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer, und ein paar kleine Würstchen wie Sie und ich werden nichts daran ändern.« Er legte eine Hand auf das Seil. »Lassen Sie uns rein? Es wäre gut, wenn sich bestätigen ließe, dass hier niemand was mit dem Zwischenfall heute Abend zu tun hat.«
Bella forderte die beiden Beamten mit einer Kopfbewegung zum Eintreten auf. Sie würden sich sowieso Zutritt verschaffen, ganz gleich, wie sie reagierte. »Aber klar. Wir wollen keinen Ärger, uns ist es nur recht, wenn möglichst bald geklärt wird, dass wir mit der Geschichte nichts zu tun haben.« Es fiel ihr nicht ein, Fox in Schutz zu nehmen, auch wenn sie seinen Sohn gern unter ihre Fittiche nahm. Soll der Mistkerl doch selbst sehen, wo er bleibt, dachte sie, als sie Wolfie unter ihrem Mantel hervorschob. »Das ist Wolfie. Er wohnt bei mir und den Mädchen, solange seine Mutter nicht da ist.«
Wolfie stand wie gelähmt vor Angst, und sein ganzes Vertrauen zu Bella schmolz dahin. Er hatte ihr doch gesagt, dass Fox nicht im Lager war. Was würden die Bullen tun, wenn sie den Bus leer vorfanden? Bella hätte sie nicht reinlassen sollen… sie hätte nichts von seiner Mutter sagen sollen… sie würden schauen, ob er blaue Flecken hatte, und ihn mitnehmen…
Martin erkannte die Furcht in dem kleinen Gesicht und kauerte vor dem Jungen nieder. »Hallo, Wolfie. Soll ich dir einen Witz erzählen?«
Wolfie drückte sich an Bellas Beine.
»Es ist rund, macht ticktack, und wenn es runterfällt, ist die Uhr kaputt. Was ist das?«
Keine Antwort.
»Na, die Uhr.« Martin musterte das todernste Gesicht des kleinen Jungen. »Du hast ihn schon gekannt?«
Der Kleine schüttelte den Kopf.
»Findest du ihn lustig?«
Ein kaum wahrnehmbares Nicken.
Martin sah ihn noch einen Moment aufmerksam an, dann zwinkerte er ihm zu und richtete sich wieder auf. Die Angst des kleinen Jungen war deutlich zu spüren, wenn auch nicht zu sagen war, ob er die Polizei im Allgemeinen fürchtete oder die Durchsuchung des Lagers. Eines war sicher – hätte Bella sich schon länger um ihn gekümmert, so wäre er bei dieser Kälte sicher nicht so nachlässig gekleidet gewesen und hätte nicht ausgesehen wie ein kleiner Hungerleider.
»Also«, sagte er, »wollen Sie uns jetzt mit Ihren Freunden bekannt machen, Bella? Das ist übrigens Constable Sean Wyatt, mein Kollege. Vielleicht sagen Sie den Leuten gleich klipp und klar, dass uns ausschließlich der Eindringling von der Shenstead Farm interessiert, sonst nichts.«
Sie nickte und nahm Wolfie fest an der Hand. »Wir haben nichts zu verbergen, Mr. Barker«, sagte sie mit aller Bestimmtheit, die sie aufbringen konnte »Wir sind hier lauter Familien, und so wie wir unser Projekt angefangen haben, wollen wir es auch weiterführen – friedlich und ohne gegen die Gesetze zu verstoßen. Wir wollen den Leuten in der Umgebung keinen Anlass zur Beschwerde geben. Der eine oder andere hat vielleicht ein bisschen Gras, aber das ist auch alles.«
Er trat zur Seite, um sie vorgehen zu lassen, und vermerkte, dass sie sich dem am weitesten entfernten Bus rechts im Halbkreis zuwandte, hinter dessen Verdunkelung Licht hervorschimmerte. Ihn interessierte natürlich weit mehr der in schwarze Dunkelheit gehüllte Bus zur Linken, den Wolfie wie gebannt anstarrte.
Sergeant Monroe kam auf dem Weg zum Shenstead House an dem besetzten Gelände
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