Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
hat die Babys weggetan. Hat sich was eingebildet auf ihre guten Werke und so getan, als würde sie's besser wissen als Vera. Sie sind keine ordentliche Mutter, hat sie gesagt. Ich kann es nicht zulassen. Ist das fair? Hat Vera etwa keine Rechte?« Sie wackelte mit hoch erhobenem Finger. »Tun Sie dies – tun Sie das… Wen interessieren schon Veras Gefühle?«
    Es war, als hörte man sich eine abgenützte alte Schallplatte an, auf der die immer wieder aus den Rillen springende Nadel abgehackte Tonfolgen erzeugte. Das Thema war erkennbar, aber den Stücken fehlten der Zusammenhang und die Kontinuität. Von wem sprach sie jetzt, fragte sich Nancy. Von Ailsa? Hatte Ailsa über Veras Tauglichkeit als Mutter entschieden? Es erschien unwahrscheinlich – auf welcher Grundlage hätte sie das tun können? Aber es konnte vielleicht Veras sonderbare Bemerkung erklären, sie kenne schließlich ihr eigenes Kind.
    Vielleicht gewahrte Vera die Unschlüssigkeit in ihrem Gesicht, denn wieder stach sie mit ihrem gichtigen Finger nach ihr. »Sehen Sie!«, rief sie triumphierend. »Ich hab gesagt, dass es nicht recht ist, aber sie hat nicht auf mich gehört. So klappt es nicht, hat sie gesagt, es ist besser, wir geben es zu fremden Leuten. So viel Kummer – und alles umsonst, wo sie es am Ende doch suchen musste.«
    »Falls Sie von mir sprechen«, sagte Nancy kalt, »kann ich Ihnen nur sagen, dass Mrs. Lockyer-Fox Recht hatte. Sie sind der letzte Mensch auf der Welt, dem man ein kleines Kind anvertrauen sollte. Man braucht sich ja nur anzusehen, was Sie Ihrem eigenen Kind angetan haben.« Sie setzte sich in Bewegung. »Werden Sie jetzt endlich weggehen, oder muss ich Gewalt anwenden?«
    Veras Augen füllten sich mit Tränen. »Es war nicht meine Schuld. Bob war schuld. Er hat ihnen gesagt, sie sollen es weggeben. Ich durfte es nicht mal sehen.«
    Aber Nancy hatte dafür kein Ohr. Sie befahl Wolfie, den Türknauf zu drehen, rammte rücklings die Alte, so dass die weichen musste, zog dann aufatmend vor Erleichterung die Tür mit dem Fuß auf und lief in den Korridor hinaus.

    Leos Stimme nahm einen belustigten Ton an. »Als Dad zwei oder drei Monate später nach Hause kam, entdeckte er, dass die Ringe seiner Mutter und ein paar Silbersachen aus den Vitrinen im Erdgeschoss gestohlen worden waren. Die anderen Gegenstände waren so zurechtgeschoben worden, dass die Lücken nicht auffielen. Darum hat meine Mutter nichts gemerkt – sie war ja auch viel zu beschäftigt mit ihrer wohltätigen Arbeit. Aber mein Vater merkte es natürlich. Keine vierundzwanzig Stunden nachdem er zur Tür hereingekommen war. Da können Sie sehen, wie habgierig er ist.« Wieder machte er eine Pause und wartete, ob Mark diesmal reagieren würde. »Den Rest kennen Sie ja. Er stellte die arme Vera zur Rede, und es gab ein riesiges Donnerwetter – meine Mutter aber verlor kein einziges Wort.«
    »Worüber?«
    »Lizzies Geschichten.«
    »Was hatten die denn damit zu tun?«
    »Was glauben Sie denn, wer das Zeug geklaut hatte?«
    »Ich dachte, Sie hätten sich dazu bekannt.«
    »Habe ich, ja«, bestätigte Leo mit einem grimmigen Lachen. »Und es war ein Riesenfehler.«
    »Wer hat es dann gestohlen? Der Freund?«
    »Quatsch! Für den hätte ich den Kopf bestimmt nicht hingehalten. Nein, Lizzie war's. Sie kam heulend zu mir und erzählte mir, was los war. Ihr Kerl hatte ihr eingeredet, er würde sie heiraten, wenn sie genug Geld zusammenbrächte, um mit ihm zusammen nach Gretna Green abzuhauen. Die dumme Gans. Sie ist eine unverbesserliche Romantikerin. Lässt sich von einem nichtsnutzigen Herumtreiber bumsen und hält ihn heute noch für das Beste, was ihr je passiert ist.«
    Mark begann wieder, die Wand anzustarren. Was war die Lüge? Dass Leo seinen Vater bestohlen hatte – oder dass er nichts gestohlen hatte? Er spürte wieder den Sog von Leos Charme, aber er war nicht mehr so leicht verführbar wie einst. Er wusste nur eines mit Sicherheit, dass Leo sein eigenes Spielchen mit ihm trieb.
    »Hat Vera das gewusst?«, fragte er.
    »Natürlich. Sie war ja ein Teil des Problems. Sie vergötterte diesen Gauner, weil er sich bei ihr einschmeichelte. Nach dem, was ich gehört habe, konnte er sehr gewinnend sein. Vera hat für Lizzie gelogen, damit Mutter nicht erfuhr, was vorging.«
    »Warum hat sie sich nicht gewehrt, als Ihr Vater sie des Diebstahls bezichtigte?«
    »Das hätte sie schon getan, wenn man ihr Zeit gelassen hätte. Deshalb kam ja Lizzie heulend zu

Weitere Kostenlose Bücher