Fuchsjagd
während sie mit der linken Hand nach einem Schlüssel tastete. Zu spät. Fox war stärker und schwerer als sie, und sie konnte nicht mehr tun, als den Schlüssel an sich zu nehmen, um zu verhindern, dass er von innen abschloss.
»Wir rennen jetzt da rüber in die andere Ecke«, drängte sie Wolfie. »Los!«
Vera, die immer noch dort stand, wohin Nancy sie gestoßen hatte, tat nichts, um sie aufzuhalten, schien sogar erschrocken, als die Tür aufflog und Fox ins Zimmer stürzte. Ängstlich drückte sie sich an die Wand, als Fox vom Schwung seiner Vorwärtsbewegung fortgerissen auf die Knie fiel.
Einen Augenblick lang geschah nichts, außer dass Fox die Faust emporschwang, um die Tür zuzuschlagen, dann schwer atmend zu Nancy hinaufsah, die sich zwischen ihn und seinen Sohn schob. Es waren seltsame Sekunden, in denen sie einander zum ersten Mal erkennen und taxieren konnten. Was er sah, würde sie nie erfahren; sie jedoch sah einen Mann mit Blut an den Händen, der sie an das Bild von Leo im Speisezimmer erinnerte.
Er lächelte über das Erschrecken in ihrem Gesicht, als hätte er darauf gewartet, dann sprang er auf. »Her mit dem Jungen«, befahl er.
Sie schüttelte nur den Kopf, ihr Mund war so trocken, dass sie keinen Ton hervorbringen konnte.
»Sperr die Tür ab, Ma«, herrschte er Vera an. »Nicht dass Wolfie abhaut, während ich diesem Miststück hier zeige, wo's langgeht.« Aber Vera rührte sich nicht, und er fuhr sie wütend an. »Tu, was dir gesagt wird!«
Nancy nutzte den Moment, um hinter ihrem Rücken Wolfie den Schlüssel in die Hand zu drücken. Sie konnte nur hoffen, dass er so schlau sein würde, ihn bei der ersten Gelegenheit aus dem Fenster zu werfen. Gleichzeitig schob sie ihn zu einer Kommode rechts, auf der zwei schwere Buchstützen standen. Die Seite war ungünstig für sie, sie würde sich von Fox abwenden müssen, um die nächststehende Buchstütze zu ergreifen – aber es war besser, als ganz ohne Waffe dazustehen. Sie machte sich keine Illusionen über ihre Chancen. Sie war erledigt, wenn nicht ein Wunder geschah.
»Geh weg!«, schrie Vera und trommelte vor Fox mit beiden Fäusten in die Luft. »Du bist nicht mein Baby. Mein Baby ist tot.«
Fox packte sie an der Gurgel und drückte sie an die Wand. »Halt die Schnauze, du blöde alte Kuh. Diesen Quatsch kann ich jetzt nicht gebrauchen. Tust du, was ich dir sage, oder muss ich dir erst wehtun?«
Nancy merkte, wie Wolfie aus ihrer Deckung schlüpfte und nach einer Buchstütze griff. »Er ist auch nicht mein Dad«, murmelte er und drückte ihr das schwere Stück in die unverletzte Hand. »Mein Dad war jemand anders.«
»Ja«, sagte Nancy, während sie die Buchstütze gegen ihren Schenkel drückte, um sie mit ihren schweißfeuchten Fingern besser zu fassen zu bekommen. »Meiner auch, Kumpel.«
Alles in allem war es sicher kein Heldentum. Es gab keinen Moment der Überlegung, kein Abwägen der Gefahr, nur einen instinktiven Reflex auf einen Reiz. Es war nicht einmal vernünftig, so zu handeln, wie er gehandelt hatte, angesichts der Tatsache, dass unten ein Polizist war. Aber jedes Mal, wenn er daran dachte, war Mark mächtig stolz auf sich. Als er und Bella die Treppe heraufgekommen und oben um die Ecke gebogen waren, hatten sie ganz kurz die Silhouette eines Mannes gesehen. Dann wurde die Tür zugeschlagen, und der Korridor lag wieder im Dunkeln.
»Was zum Teufel –?«, rief er verblüfft.
»Fox«, sagte Bella.
Der Name wirkte auf ihn wie ein rotes Tuch. Bellas Hand abschüttelnd, stürmte Mark den Korridor hinunter und brach durch die Tür ins Zimmer.
Bella besaß den stärkeren Selbsterhaltungstrieb von den beiden. Sie hielt kurz inne, um die Treppe hinunter um Hilfe zu rufen, dann rannte auch sie los. Eine Anstrengung wie sie sie seit Jahren nicht mehr auf sich genommen hatte.
Mark war an Fox vorbei mitten ins Zimmer gestürmt, bevor er Nancy in der Ecke bemerkte. »Hier!« Sie warf ihm die Buchstütze zu. »Links hinter Ihnen.«
Er fing das schwere Stück wie einen Rugbyball und drehte sich auf dem Absatz herum, als Fox Vera losließ und auf ihn losging. Auch Mark vermerkte die erstaunliche Ähnlichkeit mit Leo, aber es war nur ein flüchtiger Eindruck, der verschwand, sobald er in die Augen des Mannes blickte. Als draußen Bellas Hilferuf durch den Korridor schallte, schwang er in der Linken die Buchstütze in die Höhe und rückte gegen den Mann vor.
»Wollen Sie's mal mit einem Ebenbürtigen aufnehmen?«, fragte er
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