Fuchsjagd
mir.«
»Aber wieso hat Ihre Mutter dann Ihnen geglaubt? Sie muss doch geahnt haben, dass Ihre Schwester mit dem Diebstahl zu tun hatte.«
»Es war das Einfachste für sie. Dad hätte ihr Riesenvorwürfe gemacht, weil sie Lizzie nicht im Griff hatte. Außerdem lüge ich sehr überzeugend. Ich erzählte ihr, ich hätte den Plunder verhökert und das ganze Geld in einem Kasino in Deauville verspielt. Sie hatte überhaupt kein Problem, mir das zu glauben.«
Wahrscheinlich weil es die Wahrheit ist, dachte Mark zynisch. Oder ein Teil der Wahrheit. Ailsa hatte oft gesagt, alles, was Leo tue, mache Lizzie ihm sechs Monate später nach. Trotzdem…»Wird Elizabeth Ihre Geschichte bestätigen, wenn ich sie Ihrem Vater erzähle?«
»Ja. Und Vera auch, wenn sie noch nicht ganz gaga ist.«
»Ist Elizabeth bei Ihnen? Kann ich sie sprechen?«
»Nein und nein. Ich kann sie bitten, sie anzurufen, wenn Sie wollen.«
»Wo ist sie?«
»Das geht Sie nun wirklich nichts an. Sie wird es Ihnen schon selbst sagen, wenn sie es für richtig hält.«
Mark stemmte eine Hand gegen die Wand und blickte zu Boden. Entscheide dich…»Es ist wahrscheinlich besser, ihr nichts davon zu sagen, dass ihre Tochter hier ist. Sie soll nichts von dem Ganzen wissen.« Er hörte, wie Leo scharf die Luft einsog. »Und bevor Sie Ihrem Vater die Schuld daran geben, kann ich Ihnen versichern, dass die junge Frau selbst es so möchte. Sie hat eine wunderbare Familie und möchte sich nicht mit dem emotionalen Gepäck einer zweiten das Leben schwer machen. Außerdem – und das sage ich nur unter uns – würde es Elizabeth wehtun. Sie kann weder an die Tochter noch an die Adoptivmutter heranreichen.«
»Mir scheint, mein Vater ist nicht der Einzige, der von ihr hingerissen ist«, bemerkte Leo spöttisch. »Ist das Ihr Weg zum Familienvermögen, Mark? Die Erbin heiraten und den Jackpot kassieren? Ein bisschen altmodisch, finden Sie nicht?«
Mark schnitt eine Grimasse. »Sie sollten langsam aufhören, den Rest der Welt an Ihren Maßstäben zu messen. Wir sind nicht alle alternde Schwänze, die Probleme mit ihrer Selbstachtung haben und sich einbilden, ihr Vater schuldete ihnen ein sorgenfreies Leben.«
In Leos Stimme schwang das Vergnügen darüber, den anderen doch noch aus der Reserve gelockt zu haben. »Mit meiner Selbstachtung ist alles in Ordnung.«
»Gut, dann nenne ich Ihnen den Namen eines Freundes, der auf Fruchtbarkeitsprobleme bei Männern spezialisiert ist.«
»Sie Arschloch!«, sagte Leo wütend und legte auf.
28
Als Martin Barker zu den Landfahrern zurückkehrte, hatte die Durchsuchung von Fox' Bus alles zutage gefördert, was zutage zu fördern gewesen war. Schränke, Gepäckfächer, Motorraum, alles war geöffnet worden, aber das Ergebnis der gewissenhaft durchgeführten Polizeiaktion war bescheiden. Unter Bogenlampen hatte man einen Tisch mit einigen Gegenständen von geringem Wert darauf aufgestellt – elektrische Werkzeuge, Feldstecher, ein batteriebetriebenes Radio, das vielleicht gestohlen war, vielleicht auch nicht. Sonst waren lediglich der Hammer und das Rasiermesser von Interesse, die man auf der Terrasse gefunden hatte, und eine Geldkassette aus Metall, die unter einem der Betten gestanden hatte.
»Kleine Fische«, sagte Monroe zu Barker, »ungefähr zweihundert Pfund, ein Führerschein auf den Namen John Peters mit einer Adresse in Lincolnshire, ein paar Briefe – und das wär's schon. Das Ding war nicht mal abgeschlossen.«
»Ist der Führerschein echt?«
»Gestohlen oder gekauft. Der John Peters, zu dem diese Adresse gehört, sitzt daheim vor dem Fernseher und schäumt vor Wut, dass sich ein anderer für ihn ausgibt.«
»Und die Kennzeichen?«
»Falsch.«
»Motornummer, Fahrgestellnummer?«
Der Sergeant schüttelte den Kopf. »Abgefeilt.«
»Fingerabdrücke?«
»Das ist so ziemlich das Einzige, wo ich ein bisschen Hoffnung habe. Das Lenkrad und der Schaltknüppel sind voll davon. Wir müssten spätestens bis morgen wissen, wer er ist, wenn er vorbestraft ist.«
»Was ist mit der Frau und dem Kind? Irgendwelche Hinweise auf ihren Verbleib?«
»Nichts. Es gibt nicht mal Hinweise darauf, dass hier überhaupt eine Frau und ein zweites Kind gelebt haben. Der Bus ist ein Schweinestall, aber Frauenkleidung haben wir überhaupt keine gefunden und Kindersachen nur ein paar.« Monroe schob die Kassette weg und nahm sich ein kleines Bündel Papiere vor. »Mann o Mann«, sagte er verärgert. »Der Kerl ist ein echter
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