Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Leo. Ich möchte gern eine Frau und Kinder.«
    Einen Augenblick blieb es still. »Dann vergessen Sie mal schleunigst, was Sie in der Schule gelernt haben, alter Freund. Es ist ein Märchen, dass blauäugige Eltern keine braunäugigen Kinder bekommen können. Meine Mutter war Expertin in genetischen Atavismen. Sie fühlte sich besser, wenn sie die Suchtkrankheiten ihrer Kinder und den Alkoholismus ihres Vaters irgendeinem weit entfernten Vorfahr zur Last legen konnte.« Wieder eine Pause, als wollte er sehen, ob Mark anbeißen würde. Dann: »Keine Sorge, ich kann garantieren, dass ich mit Lizzies Kind nichts zu tun habe. Abgesehen von allem anderen, fand ich sie nie anziehend genug, um mit ihr schlafen zu wollen – schon gar nicht, nachdem sie angefangen hatte, sich mit diesem Gesindel herumzutreiben.«
    Diesmal biss Mark doch an. »Was für Gesindel?«
    »Irische Wanderarbeiter, die Peter Squires sich holte, um seine Zäune flicken zu lassen. Sie kampierten einen Sommer lang auf einem seiner Felder. Das Ganze war genau besehen ziemlich komisch. Meine Mutter überschlug sich fast in ihrem frommen Eifer, die Kinder zu unterrichten, und rastete völlig aus, als sie entdeckte, dass Lizzie mit einem von ihnen vögelte.«
    »Wann war das?«
    »Was ist es Ihnen wert?«
    »Nichts. Ich frage Ihren Vater.«
    »Der weiß das nicht. Der war damals nicht da – und meine Mutter hat ihm nie was davon erzählt. Die ganze Sache wurde vertuscht, damit nur ja die Nachbarn nichts erfuhren. Sogar ich hab's erst später gehört. Ich war vier Wochen in Frankreich, und als ich zurückkam, hatte meine Mutter Lizzie schon in eisernen Gewahrsam genommen. Das war ein schwerer Fehler. Sie hätte den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen sollen.«
    »Warum?«
    »Die erste Liebe«, antwortete Leo zynisch. »Es kam nie wieder einer an ihn heran. Für meine arme Schwester war es der erste Schritt auf die schiefe Bahn.«

    Nancy spannte ihre Oberschenkel bis zum Äußersten an und stieß sich, Wolfie auf ihrer linken Hüfte haltend, vom Sessel ab, um schwankend zum Stehen zu kommen. Ein Windhauch hätte genügt, um sie umzublasen, aber sie hoffte, die Alte würde das nicht merken.
    »Gehen Sie bitte von der Tür weg, Mrs. Dawson. Wolfie und ich gehen jetzt nach unten.«
    Vera schüttelte den Kopf. »Fox will seinen Jungen haben.«
    »Nein.«
    Verneinungen brachten sie aus der Fassung. Sie begann wieder, ihre Fäuste aneinander zu schlagen. »Er gehört Fox.«
    »Nein«, sagte Nancy mit noch mehr Nachdruck. »Wenn Fox je Vaterrechte hatte, dann hat er sie verwirkt, als er Wolfie seiner Mutter weggenommen hat. Kinder sind nicht das Eigentum der Eltern, sie sind den Eltern anvertraut, damit diese für sie Sorge tragen. Fox hat nicht für dieses Kind gesorgt. Und Sie auch nicht, Mrs. Dawson. Wo waren Sie, als Wolfie und seine Mutter Hilfe brauchten?«
    Wolfie drückte seine Lippen an ihr Ohr. »Und Welpie auch«, flüsterte er drängend. »Wir dürfen Welpie nicht vergessen.«
    Sie hatte keine Ahnung, wer oder was Welpie war, aber sie wollte jetzt nicht ihre Aufmerksamkeit von Vera abwenden. »Und Welpie auch«, wiederholte sie. »Waren Sie für Welpie da, Mrs. Dawson?«
    Doch Vera schien ebenso wenig zu wissen, wer Welpie war, und griff wie Prue Weldon auf das Vertraute zurück. »Er ist ein braver Junge. Komm, Ma, leg die Füße hoch, sagt er immer. Was hat denn Bob schon für dich getan, außer dass er dich wie eine Dienstmagd behandelt hat? Aber der kriegt seine verdiente Strafe, keine Sorge.«
    Nancy runzelte die Stirn. »Heißt das, dass Fox nicht Bobs Sohn ist?«
    Die Alte wurde noch wirrer. »Er ist
mein
Junge.«
    Nancy antwortete mit dem halben Lächeln, das so stark an James erinnerte. Es hätte der Alten eine Warnung sein können, wenn sie es zu interpretieren gewusst hätte. »Dann hatten die Leute also Recht, wenn sie Sie eine Hure nannten?«
    »Lizzie war die Hure«, zischte sie. »Sie hat's mit andern Männern getrieben.«
    »Gut«, sagte Nancy und lupfte Wolfie auf ihrer Hüfte höher. »Mir ist nämlich völlig schnuppe, mit wie vielen Männern sie es getrieben hat – Hauptsache, Fox ist nicht mein Vater – und Sie sind nicht meine Großmutter. Und jetzt gehen Sie endlich weg – denn ich werde nicht zulassen, dass eine kaltblütige Mörderin mir Wolfie wegnimmt. Sie taugen zu gar nichts, am wenigsten dazu, sich um ein Kind zu kümmern.«
    Vera kreischte vor Wut und Frust. »Sie sind ja so arrogant – genau wie
sie
. Sie war's, sie

Weitere Kostenlose Bücher