Fuchsjagd
Witzbold. Hier ist ein Brief vom Chief Constable, in dem Mr. Peters versichert wird, dass die Polizei von Dorset sich im Umgang mit Landfahrern strikt an die gesetzlichen Vorschriften halten werde.«
Barker nahm das Schreiben zur Hand und sah sich die Adresse an. »Er benutzt ein Postfach in Bristol.«
»Unter anderen.« Monroe ging die verbleibenden Briefe durch. »Das sind lauter amtliche Antworten auf Anfragen über die Rechte der Landfahrer, und sie sind alle an unterschiedliche Postfächer in unterschiedlichen Landesteilen gerichtet.«
Barker beugte sich vor, um sie sich anzusehen. »Und was soll das? Will er beweisen, dass er ein echter Landfahrer ist?«
»Das glaube ich nicht. Es sieht mir mehr nach einer Papierspur aus. Wenn er verhaftet wird, soll die Polizei erst mal Zeit damit verlieren, den verschiedenen Fährten nachzugehen, um festzustellen, wo er überall gewesen ist. In Wirklichkeit war er wahrscheinlich in keinem dieser Orte.«
Er legte die Briefe wieder in die Kassette. »Alles Tarnung und Täuschung, Martin, genau wie dieser gottverdammte Bus. Schaut verheißungsvoll aus, aber es ist nichts dahinter –« er schüttelte den Kopf –, »und das macht mich echt neugierig. Was treibt unser Freund eigentlich? Wenn er klaut, wo verwahrt er dann die Beute?«
»Blutspuren habt ihr auch keine gefunden?«, fragte Barker. »Bella ist ziemlich sicher, dass er die Frau und das kleinere Kind umgebracht hat.«
Monroe schüttelte den Kopf. »Auf den ersten Blick nichts.«
»Vielleicht findet die Spurensicherung was.«
»Ich fürchte, die werden gar nicht erst eine Chance dazu bekommen. Bei diesem Material –« er tippte an die Kassette –»können wir eher mit einer Klage von einem Anwalt rechnen. Wenn Leichen gefunden werden, dann vielleicht – aber so schnell wird das nicht gehen.«
»Und die Spuren am Hammer?«
»Ohne DNA oder Blutgruppe zum Vergleich helfen die uns gar nichts.«
»Wir können ihn wegen schwerer Körperverletzung von Captain Smith festnehmen. Er hat sie brutal zusammengeschlagen.«
»Ja, aber nicht in diesem Fahrzeug… und er wird wahrscheinlich sowieso Notwehr geltend machen.« Er warf einen Blick auf den Beutel mit dem Rasiermesser darin. »Wenn das sein Blut ist, geht's ihm vielleicht schlechter als ihr. Was wollte er eigentlich da oben beim Haus? Weiß das jemand? Haben Sie Spuren eines Einbruchs gefunden?«
»Nein.«
Monroe seufzte. »Das ist verdammt merkwürdig. Was für eine Verbindung hat er zu Shenstead? Warum hat er die Enkelin des Colonels angegriffen? Worauf hat er es abgesehen?«
Barker zuckte mit den Schultern. »Wir können nicht mehr tun, als den Bus überwachen und darauf warten, dass er zurückkommt.«
»Da machen Sie sich mal lieber keine allzu großen Hoffnungen. Im Augenblick wüsste ich nicht, was ihn veranlassen sollte, noch mal hierher zu kommen.«
Nancy setzte Wolfie von ihrer Hüfte ab und zog die Tür zu. Sie nahm ihn an der Hand. »Du bist ein bisschen zu schwer«, sagte sie entschuldigend. »Meine Knochen halten das nicht aus.«
»Ist schon okay«, antwortete er. »Meine Mam hat mich auch nicht tragen können.« Er blickte nervös den Korridor entlang. »Haben wir uns verirrt?«
»Nein, nein. Wir brauchen bloß da langzugehen. Die Treppe ist gleich da hinten um die Ecke.«
»Da sind so viele Türen.«
»Ja, es ist ein großes Haus«, stimmte sie zu. »Aber wir brauchen keine Angst zu haben. Vergiss nicht, ich bin bei den Soldaten, und Soldaten finden sich überall zurecht.« Sie zog leicht an seiner Hand. »Komm, los geht's!«
Er blieb zurück.
»Was ist denn?«
»Ich kann Fox sehen«, sagte er, als im Korridor das Licht ausging.
Sobald Mark das Gespräch mit Leo beendet hatte, läutete sein Handy, um ihm Nancys Nachricht zu melden. Er schaute kurz in die Spülküche. »Ich gehe nach oben«, sagte er zu Bella. »Anscheinend macht Mrs. Dawson Wolfie Angst.«
Sie ließ den Deckel der Gefriertruhe fallen. »Ich komme mit«, erklärte sie energisch. »Diese Frau hat bei mir total verschissen. Eben hab ich hinter der Sockelleiste eine Ratte gesehen.«
Nancys Instinkte drängten auf sofortigen Rückzug. Ohne sich zu vergewissern, ob Wolfie Recht hatte, ließ sie die Hand des Jungen los und öffnete die Tür zu Marks Zimmer wieder. Licht flutete in den Korridor, als sie ihn hastig hineinstieß und dann folgte. Sie vertat keine Zeit damit, sich umzusehen, sondern schlug die Tür zu und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen,
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