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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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die Augen. »Weiß Wolfie davon?«
    »Es geht nicht nur um ein Kind und eine Frau, Nancy. Martin sagt, sie haben zehn verschiedene Kleidungsstücke gefunden, alle in unterschiedlichen Größen. Sie lassen sie auf DNA-Spuren untersuchen, um zu sehen, wie viele verschiedene es sind. Im Moment schaut's aus, als hätte Fox in Massen gemordet.«
    »Warum denn?«, fragte Nancy hilflos.
    »Das weiß ich auch nicht. Martin meint, die Leute hätten ihn eher akzeptiert, wenn er Frau und Kinder bei sich hatte… er hat sich irgendwelche armen Frauen gesucht, die mit ihren Kindern allein dastanden und kein Dach über dem Kopf hatten, und wenn ihm das Kindergeschrei auf die Nerven gegangen ist, hat er sie mit seinem Hammer erschlagen.« Sie hob die Schultern und seufzte tief. »Ich vermute, diesem Scheißkerl hat das auch noch Spaß gemacht. Wahrscheinlich hat er sich groß und mächtig gefühlt, wenn er Menschen umgebracht hat, nach denen kein Hahn gekräht hat. Ich krieg jetzt noch Angst, wenn ich mir das vorstelle. Ich frag mich, was aus mir und den Mädchen geworden wäre, wenn ich so dumm gewesen wäre, auf den Kerl reinzufallen.«
    »Waren Sie denn in Versuchung?«
    Bella schnitt eine Grimasse. »Zwei Stunden lang, als ich bekifft war. Ich traute ihm nicht über den Weg, aber mir hat's gefallen, wie er die Dinge in die Hand genommen hat. Mal so gesagt, ich kann verstehen, warum die arme alte Vera auf ihn reingefallen ist. Und vielleicht auch Ihre Großmutter. Er konnte sehr charmant sein, wenn er wollte. Es heißt ja immer, dass Psychopathen sich drauf verstehen, andere zu manipulieren – und ohne Charisma schafft man das nicht.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, antwortete Nancy, die beobachtete, wie James niederkniete, um Wolfie einen Arm um die Taille zu legen. »Und warum hat er Wolfie am Leben gelassen? Was glauben Sie?«
    »Martin meint, weil er ein Kind brauchte, um für sein Ersitzungsprojekt vertrauenswürdig zu wirken. Aber ich glaub das nicht. Er hätte an dem letzten Ort, wo er war, irgendeine Süchtige mit Kindern auflesen können. Ich mein, der hatte doch sowieso nicht vor, hier lang zu bleiben, da hätte es überhaupt keine Rolle gespielt, mit wem er ankommt. Ich hab nur einmal mit Wolfies Mutter gesprochen, es hätte mich nicht im Geringsten gewundert, wenn er sie gegen ein anderes Modell eingetauscht hätte.« Wieder seufzte sie. »Ich habe echt ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte ich sie retten können, wenn ich mich ein bisschen mehr angestrengt hätte… aber man denkt eben nicht nach.«
    Jetzt war es an Nancy zu trösten. »Sie können nichts dafür. Aber was glauben Sie denn nun, warum er Wolfie bei sich behalten hat?«
    »Es klingt verrückt, ich weiß, aber ich denke, dass Fox ihn gern hatte. Er ist ein mutiger kleiner Bursche… er hat mir erzählt, dass er sich extra einen Gang wie John Wayne zugelegt hat, damit Fox ja nicht auf die Idee käme, er hätte Angst – und dass er versucht hat, Fox' gepflegte Sprechweise nachzuahmen, damit der ihn für intelligent hielt. Vielleicht hatte dieser Mistkerl aus irgendeinem Grund an dem Jungen einen Narren gefressen, wer weiß. So wie's Wolfie erzählt, hat Fox ihn mit irgendwelchen Drogen zugedröhnt, bevor er seine Mutter und den kleinen Bruder umgebracht hat… Wolfie hat das nur mitbekommen, weil er aufwachte, als sein Bruder anfing, nach ihm zu rufen. Es bricht einem das Herz, echt! Kein Kind auf der Welt sollte so was erleben müssen – aber ich denke, man kann davon ausgehen, dass Fox ihn betäubt hat, damit er ihn nicht auch töten musste.«
    Sie drehten die Köpfe, als sie Mark ins Zimmer kommen hörten. »Es ist hoffnungslos«, sagte er niedergeschlagen. »Wenn Ailsa eine Kopie aufbewahrt hatte, ist sie jetzt definitiv nicht mehr da. Wir können nur hoffen, dass die Polizei die ihre findet.« Er trat zwischen den beiden Frauen ans Fenster und legte einen Arm um jede. »Was tun die zwei da draußen?«
    »Ich glaube, James erzählt ihm vom Hummerhandel«, sagte Nancy.
    »Wie schön.« Mit einem Seufzer fügte er hinzu: »Die Polizei macht jetzt leider Druck. Wolfie soll dem Jugendamt übergeben werden. Sie möchten, dass ihr beide ihm gut zuredet.«
    »O Gott«, sagte Nancy. »Ich habe ihm versprochen, dass wir das noch hinauszögern.«
    »Ich weiß, aber ich halte es für wichtig. Sie haben Fachleute, die wissen, wie man mit Kindern wie Wolfie umgehen muss, und je eher sie ihm bei der Verarbeitung seiner Erlebnisse helfen, desto besser. Das

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