Fuchsjagd
amüsiert. »Diese Frau ist ihm wirklich sehr nützlich. Er schiebt ihr
alles
in die Schuhe.«
»Er weiß offensichtlich, wie man mit Frauen umgeht. Schauen Sie sich die Bartlett und die Weldon an.«
»Der reinste Hexensabbat«, sagte der Inspector verdrossen. »So geht's, wenn die reichen Schweine mit ihrem schnell verdienten Geld aufs Land ziehen. Die kleinen Gemeinden sterben immer mehr aus, und der Abschaum treibt am Schluss nach oben.«
»Gilt das auch für mich, Chef?«
»Warum nicht? Ihr Haus ist doppelt so groß wie meins, und ich bin Inspector, verdammt noch mal.«
»Tja, Schwein gehabt.«
»Blödsinn! Leuten wie Ihnen und Bartlett, die mit ihren dicken Geldbeuteln die Preise kaputtmachen und die Leute auf dem Land aus ihren Häusern verdrängen, sollte man eine fette Steuer aufbrummen. Dann wären Sie beide in London geblieben, und ich hätte jetzt keinen Psychopathen in meinem Knast.«
Monroe grinste. »Der wäre trotzdem gekommen – und dann hätte Ihnen mein fachliches Können gefehlt.«
Ein neuerliches amüsiertes Prusten. »Also, was ist jetzt mit der Ehefrau und der Weldon? Ankerton will ihre Köpfe rollen sehen, aber der Colonel will sie nicht belangen, weil er nicht möchte, dass die Inzestvorwürfe in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. Er sagt – und da stimme ich ihm zu –, dass auch der klarste Beweis nichts hilft – sprich, eine eindeutige DNA-Analyse –, es bleibt immer was hängen.«
Monroe strich sich das Kinn. »Festnahme und Verwarnung? Jedem Fünfzehnjährigen würde das am Arsch vorbeigehen, aber zwei bissigen alten Weibern könnte man damit vielleicht für alle Zeit einen gehörigen Schrecken einjagen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte der Inspector. »Die beiden sind garantiert morgen schon wieder die dicksten Freundinnen und werden Bartlett die ganze Schuld an ihren Problemen geben. Sie haben sonst keine Freunde. Man könnte natürlich argumentieren, der Colonel habe sich seine Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben. Wenn er Neuankömmlingen ein bisschen mehr entgegengekommen wäre, hätten sich die Frauen sicher anders verhalten.«
»Ich hoffe, das haben Sie Mark Ankerton nicht gesagt.«
»Das war gar nicht nötig. Der Colonel scheint es bereits selbst erkannt zu haben.«
Nancy und Bella saßen nebeneinander am Wohnzimmerfenster und beobachteten James und Wolfie im Garten. Wolfie sah aus wie das Michelin-Männchen in den reichlich großen abgelegten Sachen, die Mark in der Tiefe einer Truhe in Leos früherem Zimmer aufgestöbert hatte. James trug den schäbigen alten Ulstermantel seines Urgroßvaters, den er sich aus der Spülküche geholt hatte. Die beiden standen mit dem Rücken zum Haus, den Blick über das Tal hinweg zum fernen Meer gerichtet, und nach James' Gesten zu urteilen, gab er Wolfie gerade eine kurze Einführung in die Geschichte Shensteads.
»Was wird aus dem armen kleinen Knirps?«, fragte Bella. »Ich fände es wirklich schlimm, wenn er jetzt durch die staatlichen Mühlen gedreht wird. Jungen in seinem Alter werden ja fast nie adoptiert. Er wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie wandern, bis er in der Pubertät aufmüpfig wird, und dann schieben sie ihn in ein Heim ab.«
Nancy schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht, Bella. Mark sieht im Augenblick Ailsas Unterlagen durch, um zu sehen, ob er nicht eine Kopie dieses Antrags auf Wohnraum finden kann, den sie damals gestellt hat. Wenn es ihm gelingt, einen Namen ausfindig zu machen… wenn Wolfie eines der Kinder war… wenn Vera die Wahrheit gesagt hat, als sie behauptete, sie hätte ihm Manieren beigebracht… wenn Angehörige da sind –« Sie brach ab. »Zu viele Wenns«, sagte sie bekümmert. »Und offenbar haben Fox oder Vera auch schon nach diesen Unterlagen gesucht. Meint jedenfalls James. Er sagt, das letzte Mal, als er im Esszimmer war, standen Ailsas Kartons alle ordentlich auf einem Stapel – jetzt fliegen sie überall herum.«
»Martin Barker glaubt nicht, dass es viel bringt. Er war bei der Hausbesetzung damals der zuständige Beamte für Shenstead, und er erinnert sich nur an eine Frau mit Töchtern.« Sie berührte tröstend Nancys Schulter. »Es ist besser, Sie erfahren es jetzt, Schätzchen. Außerdem hat er mir nämlich erzählt, dass sie in einem Versteck in Fox' Bus Kinder- und Frauenkleidung gefunden haben. Sie glauben, er hat die Sachen als Trophäen aufgehoben – wie die Fuchsschwänze, die er überall aufgehängt hat.«
Nancy sprangen Tränen in
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