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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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alles schafft er nur mit professioneller Hilfe.«
    »Ich verstehe nicht, dass er nicht weiß, wer er ist und woher er kommt«, sagte Bella. »Ich meine, er ist zehn Jahre alt und weiß Gott nicht dumm. Gestern Mittag hat er mir erzählt, er wäre immer schon bei Fox gewesen, heute sagt er, dass er glaubt, er hätte früher mal in einem richtigen Haus gelebt. Aber er hat keine Ahnung, wann das war. Er sagt nur, es wäre zu einer Zeit gewesen, als Fox nicht da war… aber er weiß nicht, ob es vor Fox war oder später, weil Fox eine Zeit lang weggegangen ist. Halten Sie es für möglich, dass Angst so wirken kann?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Mark. »Aber Drogen und permanente Unterernährung haben sicher auch ihre Wirkung getan.«
    »Aber ich weiß es«, sagte Nancy mit Nachdruck. »Ich habe in meinem ganzen Leben nie solche Angst gehabt wie gestern Abend. Mein Gehirn hat total abgeschaltet. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt, ich habe studiert, ich bin Berufssoldat und kann mich nicht erinnern, in der ganzen Zeit, als ich vor diesen Fenstern hier stand, auch nur einen einzigen Gedanken im Kopf gehabt zu haben. Ich weiß nicht einmal, wie lange ich da gestanden habe. Jetzt stellt euch mal vor, wie es für ein Kind sein muss, das monatelang Tag für Tag derartiger Angst ausgesetzt ist. Es ist ein Wunder, dass er noch so lebendig ist.«
    »Ja«, sagte Bella nachdenklich. »Seine Mutter und der Bruder haben eigentlich nur noch dahinvegetiert. Und Vera Dawson genauso. Was wird übrigens jetzt aus ihr?«
    »Ich habe ein Pflegeheim in Dorchester gefunden, das bereit ist, sie aufzunehmen«, sagte Mark.
    »Und wer bezahlt das?«
    »James«, antwortete Mark mit einer Grimasse. »Er möchte sie so schnell wie möglich loshaben. Es ist ihm egal, was es kostet, sagt er. Andernfalls läuft er Gefahr, sie umzubringen.«
    Bella lachte. »Tja, mit dem Geld hält er sich die Leute vom Leib. Nancy und ich haben Ivo gesehen, wie er im Wald rumgeschlichen ist und versucht hat, seiner Frau zuzuwinken. Es ist ziemlich komisch. Bis jetzt hat sie ihm nur den Stinkefinger gezeigt.«
    »Sie muss bald weg hier. Darauf drängt auch die Polizei. Die Busse sollen endlich auf einen anderen Platz gebracht werden. Es wird ein ziemliches Spießrutenlaufen werden, fürchte ich, weil überall an der Straße die Presse wartet, aber Sie bekommen für den ganzen Weg eine Polizeieskorte.«
    Bella nickte. »Wie lange haben wir noch?«
    »Eine halbe Stunde«, sagte Mark bedauernd. »Ich habe versucht, eine längere Frist herauszuschlagen, aber die Bewachung des Platzes kostet sie einfach zu viele Arbeitskräfte. Und das Haus möchten sie leer haben, damit James eine Bestandsaufnahme machen und feststellen kann, was fehlt. Das Silber, das im Esszimmer stand, scheint größtenteils verschwunden zu sein.«
    Bella seufzte. »Es ist immer das Gleiche. Gerade hat man sich innerlich niedergelassen, da kreuzen die verflixten Bullen auf und scheuchen einen weiter. Na ja…«
    »Wollen Sie vorher noch mit Wolfie sprechen?«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, antwortete sie energisch. »Ich muss ihm doch erklären, wie er mich finden kann, wenn er mich braucht.«

31
    Die Fotografen ärgerten sich, dass auf Grund des Verbots der Vorverurteilung keine ihrer Aufnahmen von Julian Bartlett im Widerstand gegen die Staatsgewalt vor Abschluss des Prozesses gegen ihn veröffentlicht werden durfte. Der Mann schäumte vor Wut, als ihm Sergeant Monroe im Beisein mehrerer Beamter einen Hausdurchsuchungsbefehl präsentierte. Er wollte seine Haustür zuschlagen, und als das nicht gelang, ergriff er eine Reitpeitsche, die im Vestibül auf dem Tisch lag, und schlug mit ihr nach Monroes Gesicht. Monroe, jünger und besser in Form, fing den Schlag ab, indem er Bartlett beim Handgelenk packte und ihm den Arm auf den Rücken drehte, bevor er ihn in Richtung Küche abführte. Was er sagte, konnte keiner draußen hören, aber die Reporter schrieben alle mit großer Selbstverständlichkeit: »Mr. Julian Bartlett, Shenstead House, wurde um 11 Uhr 43 wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten festgenommen«.
    Eleanor sah fassungslos zu, wie man ihrem Mann nach dem Hinweis auf seine Rechte Handschellen anlegte und ihn in ein anderes Zimmer führte, während gleichzeitig die Durchsuchung des Hauses begann. Sie schien unfähig zu begreifen, dass die Aufmerksamkeit der Polizei sich einzig auf ihren Mann richtete und nicht auf sie, und tippte sich immer wieder auf die Brust, als

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