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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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schossen Wolfie die Tränen in die Augen. »Ich wollt dir doch nur helfen. Viele Männer kriegen 'ne Glatze. Es ist gar nicht schlimm. Meistens geht die –« er versuchte es noch einmal –»Halopezie wieder weg, und die Haare wachsen nach. Vielleicht isses bei dir auch so. Du darfst nur nicht nervös sein – daran kann's nämlich liegen, dass einem die Haare ausfallen.«
    »Und wenn es was anderes ist?«
    Wolfie hielt sich an der Rückenlehne eines Stuhls fest, weil ihm die Knie so heftig schlotterten. So weit hatte er sich nicht vorwagen wollen – auf ein Gebiet voller Wörter, die er nicht aussprechen konnte, und Theorien, die Fox wütend machen würden. »Da hat was davon gestanden, dass es auch von Krebs kommen kann –« er holte tief Luft –»und wenn man zuckerkrank ist oder Arthritis hat.« Er sprach hastig weiter, ehe sein Vater wieder böse werden konnte. »Mam und ich finden, dass du zum Doktor gehen sollst, weil du krank bist. Es wird nicht besser, wenn du so tust, als ob's nicht da wär.«
    »Hat die Schlampe vielleicht behauptet, ich wäre krank?«
    Wolfies Erschrecken spiegelte sich in seinem Gesicht. »N-nein. Nein. Sie redet nie von dir.«
    Fox hieb das Rasiermesser in das hölzerne Waschbrett. »Du lügst!«, brüllte er und fuhr herum. »Sag mir sofort, was sie gesagt hat, sonst kannst du was erleben.«
    Dein Vater hat ein krankes Gehirn… dein Vater ist böse…
    »Nichts«, würgte Wolfie mit Mühe hervor. »Sie redet nie was.«
    Fox sah seinem Sohn forschend in die angstvollen Augen. »Ich kann dir nur raten, die Wahrheit zu sagen, Wolfie, sonst kannst du nachher deine Mutter vom Boden abkratzen. Also, noch mal – was hat sie über mich gesagt?«
    Die Angst gewann die Oberhand, und Wolfie rettete sich mit einem Riesensatz durch den hinteren Ausstieg. Er tauchte unter den Bus und blieb dort, das Gesicht in die Hände gedrückt. Immer machte er alles falsch. Sein Vater würde seine Mutter umbringen, und die vom Jugendamt würden die blauen Flecken an seinem Körper finden. Er hätte zu Gott gebetet, wenn er gewusst hätte, wie. Aber Gott war ein nebelhaftes Wesen, das ihm unklar blieb. Einmal hatte seine Mutter gesagt, wenn Gott eine Frau wäre, würde sie uns helfen. Ein andermal: Gott ist ein Polizist. Wenn du dich an die Regeln hältst, ist er nett, wenn nicht, schickt er dich in die Hölle.
    Nur eines war Wolfie sonnenklar: Aus seinem elenden Leben gab es kein Entrinnen.

    Bella Preston war so fasziniert von Fox wie selten zuvor von einem Mann. Sie vermutete, dass er älter war, als er aussah, und schätzte ihn auf ungefähr Mitte vierzig. Sein auffälliges Pokerface ließ darauf schließen, dass er seine Gefühle eisern in Zaum hielt. Er sprach wenig, zog es vor, sich in Schweigen zu hüllen, doch wenn er sprach, verriet seine Ausdrucksweise Bildung und eine gute Kinderstube.
    Es war nicht außergewöhnlich, dass einer von den »besseren Leuten« ein Vagabundendasein führte – es war im Lauf der Jahrhunderte immer wieder vorgekommen, wenn schwarze Schafe aus dem Schoß der Familien ausgestoßen wurden. Bei Fox hätte sie eher irgendeine kostspielige Sucht erwartet, doch dieser Typ nahm nicht mal einen Joint, und das war schon komisch.
    Manch andere Frau hätte sich vielleicht gefragt, warum er ausgerechnet ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte. Selbstverständlich war es gewiss nicht, dass dieser rätselhafte Mann mit den blassen Augen sich zu der großen, fülligen Bella mit ihrem blondierten Stoppelkopf hingezogen fühlte. Fragen beantwortete er nie. Wer er war, woher er kam, warum man ihm nicht früher schon mal auf einem der Lagerplätze begegnet war – das ging nur ihn allein etwas an.
    Bella war nicht mit drei kleinen Töchtern und einem heroinabhängigen Ehemann, der mittlerweile tot war, kreuz und quer durchs Land gefahren, ohne eins zu lernen: die Augen stets offen zu halten. Sie wusste, dass bei Fox eine Frau und zwei Kinder im Bus waren, aber er bekannte sich nie zu ihnen. Sie sahen aus wie Strandgut, von irgendjemandem über Bord geworfen und aus einer mitleidigen Laune heraus mitgenommen. Bella entging es nicht, wie die beiden Kinder sich hinter ihrer Mutter verkrochen, sobald Fox in die Nähe kam. Es sagte ihr einiges über den Mann. Mochte er auf Fremde noch so einnehmend wirken – Bella war bereit, ihren letzten Penny darauf zu verwetten, dass er hinter verschlossenen Türen ganz anders war.
    Es wunderte sie auch gar nicht. Welchem Mann würden so eine ständig

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