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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Gott« von sich geben. Dann offenbar Kampfgeräusche. Etwas zerbricht. Ein Schrei, ein Fluch. Sie kennt die Stimme. Scherben klirren, das war der Spiegel.
    In den Flur muss sie! Sie kommt gerade bis zur Tür, da fliegt ihr jemand entgegen und reißt sie zu Boden.
    Der Jonny. Erstklassig! Sie rappelt sich hoch. Ihre Hüfte tut sakrisch weh. Er scheint am Leben. Der Kopf ist zum Glück dran, wie er sollte. Stöhnend stützt er sich auf. Blut tropft von seiner Lippe.
    Die Leistner steht im Türrahmen.
    Â»Ist das Ihrer?«, will sie von der Wiesner wissen. Hauptsache, sie hat Spaß. Ja, ihrer – und er hat ihr wahrscheinlich die Rippen angeknackst, der damische Hirsch! Den Ganesha hinter ihrem Rücken verborgen, schafft sie es, zurück auf die Couch zu krabbeln.
    Â»Ich hab keinen verloren«, keucht sie.
    Der Jonny zieht sich langsam hoch.
    Â»Hinsetzen«, wird ihm befohlen. Jetzt wird’s kuschelig auf dem Sofa. Eigentlich ein Zweisitzer. Wenigstens muss keiner frieren auf der Schlachtbank.
    Wie der Kommissar sich hochrappelt, macht er ein Zeichen. Nur ganz kurz. Er legt einen Zeigefinger über zwei Finger der anderen Hand. Was will er denn, der Kasperl? Gebärdensprache ist es nicht. Durchgestrichenes Irgendwas? Ein Buchstabe? Ein A oder ein H. Wahrscheinlich A wie armselige Aktion. Oder H wie Hilfe? Freilich. H wie Hartinger! Vielleicht. Da hätte er sich nicht vollkommen armselig angestellt.
    Â»Derf i?«, fragt er, bevor er sich setzt.
    Die Wiesner schüttelt das schmerzende Haupt. Nicht zu fassen. Lässt der sich von dem Weib als Boxsack hernehmen! Aktuell hat die zwei Dienstwaffen eingesackelt. Eine hat sie sich vorn in den Bund ihrer Jogginghose geschoben. Hoffentlich läutet der Hartinger nicht auch noch an wie ein treudoofer Bibelverkäufer. Auf dem Sofa geht sonst der Platz aus.
    Â»Du hast einen Anruf«, meldet sich plötzlich eine rauchige weibliche Stimme aus Jonnys Hosentasche. Die Wiesner fährt zusammen. Wenn sie keine Kugel bekommt, wird ein Herzinfarkt sie wegraffen.
    Der Jonny rührt sich nicht. Wahrscheinlich vibriert das Mobilteil in seiner engen Jeans vor sich hin. »Du hast einen Anruf.« Soll wohl sinnlich klingen. Stimme aus der Außenwelt. Könnte der Hartinger sein. You never walk alone.
    Die Leistner starrt den Mann nur an, verzieht die Mundwinkel. »Du hast einen Anruf.« Der Jonny kann froh sein, nicht wegen seinem Handy abgeknallt zu werden. Es sind schon Leut wegen billigeren Anlässen ums Leben gekommen. »Du hast ...« Aus.
    Alle atmen auf. Als könnte es jetzt endlich weitergehen im Programm nach der Werbeeinblendung – womit auch immer.
    Die Leistner scheint zu wissen, was sie will.
    Â»Okay«, zischt sie, »Marlies, steh auf und komm her.«
    Die Hopf schaut verwirrt zu ihr hoch.
    Â»Ich sag dir, was du tun wirst. Du wirst die Pistole nehmen und schießen. Wenn nicht, musst du sterben – verstehst du mich?«
    Â»Nein«, quiekt die Hopf, »du bist ja wahnsinnig. Das mach ich nicht. Nein!«
    Die Leistner macht einen Schritt nach vorn und zerrt die Hopf am Arm von der Couch. Jetzt steht die vor ihr. Ein Häuflein Elend. Kann sich kaum aufrecht halten. Sie wird umgedreht und bekommt die Waffe an den Kopf gehalten.
    Â»Verstehst du mich?«, faucht Tonis Mörderin.
    Â»Des nützt doch nix«, begehrt die Wiesner auf. »Wollens alle Welt erschießen?«
    Und wenn ja? – Keine Antwort. Die hört nur die eigene Stimme. Nur sich. Die Stimme der Vernunft wird in die Tonne gekloppt.
    Sie drückt der Hopf die Pistolenmündung hart gegen die Schläfe. Die andere Waffe hält sie ihr gegen die schlaffe Hand. »Los, nimm sie und mach keine Dummheiten. Ist gleich vorbei.«
    Die Hopf schlottert am ganzen Leib. Man hört die Zähne klappern.
    Â»Tu es.«
    Auch die Leistner atmet jetzt schwer. Gepackt ist die vom Augenblick. Die Augen weit aufgerissen. Sie genießt es. Carpe diem.
    Der Jonny wirft seiner Kollegin einen flehenden Blick zu. Wepsig ist er. Nicht in jungen Jahren auf einem Cordsofa durchlöchert werden will er. Dein Platzerl kannst du dir selten aussuchen. Die Arbeit bei der Mordkommission hat er sich anders vorgestellt. Man hockt sich nicht einfach auf die Couch und lässt sich niederschießen. Das wäre arg endgültig. Aber so weit ist es noch nicht. Eineinhalb Meter Abstand. Sie würden sich im Aufrumpeln

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