Fuchsteufelswild
FuÃball so schön sagt â Millimeterentscheidung. Der ewige Schiedsrichter ist diesmal auf seiner Seite gestanden â oder Ganesha wollte das Happy End nicht verpatzen. Der beiÃende Geruch der Treibladung zieht in die Nasen.
Unter lautem Aufstöhnen bemüht der Hartinger seine Kampfkrücke, um sich hochzuhieven.
»Wo war dein Problem?«, will er vom Jonny wissen. Der hat nur Augen für die Frau Hopf.
Die hält immer noch die Waffe in Händen. Sie zielt auf die Liegende. Der Lauf ist jetzt erstaunlich ruhig.
»Achtung â bleibts drauÃen!«, zischt der Hartinger Richtung Tür.
»Des is sie ned wert«, sagt die Wiesner. Langsam erhebt sie sich. Zeitlupe. Die Knie schmerzen, als würden gleich die Knochen nachgeben. Und nicht nur die.
»Marlies, tuns die Waffe weg!« Sie macht einen Schritt auf die Hopf zu. Dabei streckt sie die Hand aus. Sie könnte sie berühren. Mein Gott, Madl, mach keinen Schmarrn. Sie hat die Schnauze voll. Endgültig. Ihre Hand fängt an zu zittern, macht sich selbstständig. Die Kontrolle geht ihr auf und davon. Nur ein paar Sekunden noch. Jetzt kein Blödsinn! Alles ist gut.
Die Hopf schüttelt stumm den Kopf. Tränen laufen ihr beständig über die Wangen.
»Was soll mit Ihrem Sohn werden. Marlies? Soll der seine Mutter im Gefängnis besuchen? Zehn Jahre lang? Wie alt ist der dann? Zwanzig? Alles wegen der da?«
Die Hopf presst die Lippen aufeinander, bis sie weià werden. Der Hartinger geht ein paar Schritte zurück, macht Platz â baut sich im Türrahmen auf â holt alles raus, was seine magere Gestalt hergibt. Links und rechts neben ihm tauchen die gespannt-fiebrigen Gesichter zweier uniformierter Kollegen auf. Blutjung die beiden. Als hätte der Kriminaler sie auf dem Spielplatz aufgesammelt und Mützen auf den Schädel gedrückt. Lässt Hoffnung für die Zukunft.
Der Rotschopf steht unbeweglich, überlässt der Wiesner die Bühne. Keine schnellen Bewegungen. Dem Jonny deutet er an, ruhig zu bleiben. Nicht leicht in der engen, aufgeladenen Stube. Nur die Waffe im Blick hat der Kripo-Neuling. Ist ja auch seine. Die Luft knistert.
»Soll des Miststück auch in Zukunft Ihr Leben verpfuschen? Soll die so eine Macht haben? Ihr Leben lang? Was hätt der Toni dazu gsagt?«
Das Stichwort. Die Hopf lässt die Pistole sinken. Sie poltert auf den Holzboden. Nie hat die Wiesner ein schöneres Geräusch gehört. Himmelsharfe.
Immer weiter schüttelt die Hopf den Kopf. Kann gar nicht mehr aufhören. Headbanging der verzweifelten Art.
Die beiden uniformierten Jungspunde stürzen sich in den Raum. Die Waffen brav im Halfter verräumt. Endlich dürfen sie gscheit zupacken, zeigen, was sie gelernt haben.
Der Hartinger ist halt akribisch. Da gibtâs keine Alleingänge. Gewieft von ihm, seine Eingreiftruppe vor dem Wohnzimmer in Bereitschaft zu halten. Zwei bewaffnete Manschgerl mehr im Raum hätten auf jeden Fall die Mortalitätschance vervielfacht. Nicht nur für die Mörderin. Zu der bahnt sich jetzt eine Ãrztin in Weià samt Koffer den Weg.
»Hey â was is mit mir?«, quengelt der Jonny und deutet auf seine zerschlagene Lippe. Nicht die einzige Kampfspur. In seinem Gesicht hat die Leistner ihre Handschrift hinterlassen. Die wird man noch eine Weile lesen können, mitsamt den angeschwollenen Ausrufezeichen.
Der Hartinger und die Wiesner lassen sich auf die Couch fallen. Er deutet mit der Krücke auf den Frischling.
»Er hat mich glei angerufen. Das Bild und dein Radl gesehen. Sauberne Aktion übrigens. Wie genial war das denn? Du tätst ihm gwies den Kopf abreiÃen, hat er gewoiselt. Ich hab gesagt, er soll gefälligst warten. Muss! Aber der Sturkopf wollt des gleich regeln. Ich war scho auf dem Weg nach Hause. Der Jonny hat gesagt, du hättst die persönlichen Sachen vom Hopf. Ich hab natürlich erst bei dir im Büro seinen Schlüssel suchen müssen, damit ich reinkomm. Sandra, du bist a Messie. Schwein hast gehabt, dass ich den in der depperten Tüte neben dem Papierkorb gfunden hab. Den Rest weiÃt eh.«
»Ja, Schwein oder nicht Schwein. Seit wann hast du â âºThe Good, the Bad, and the Uglyâ¹?«
»Den Klingelton hab ich sonst bloÃ, wenn mei Mutter anruft. Ich bin the Ugly.«
»Des war geil â spielâs noch mal, Sam.«
Hartingers
Weitere Kostenlose Bücher