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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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lässt er das Wasser auf die Haut prasseln. Als könnte er sich die ganze Geschichte abwaschen und sie würde im Abfluss verschwinden. Da hätte ein jedes Klärwerk seine Mühe, mit dieser Art Scheißdreck. Die schmeckst du immer heraus. Im Schrank hat er nix außer der depperten Uniform – alternativ das rückenfreie Krankenhausleiberl. Da fällt die Entscheidung schwer. Zumindest scheint er nicht so lange gebaumelt zu haben, dass die Hose unbrauchbar wäre – womit er die Frage vom Miran halbwegs geklärt hätte. Nicht einmal vollgebieselt hat er sie. In verhauter Polizeitracht sieht er aus wie eine böswillige Karikatur. Das kommt Astrid Lindgrens Beschreibung mehr als nahe.
    Er darf allein frühstücken. Spaß ist das keiner. Lustlos schlürft er den Kamillentee. Essen lässt er bleiben. Schlucken verursacht Schmerzen. Es ist sieben Uhr. Unschlüssig betrachtet er sein Handy. Dass du im Krankenhaus nicht telefonieren solltest, ist das kleinere Problem. Schlimmer ist, dass potenzielle Gesprächspartner wahrscheinlich glaubten, ein sprechender Rabe würde sie veralbern wollen. Er muss sich in Geduld üben. Die Murnauer haben versprochen, wieder vorbeizuschauen. Er will Informationen haben. Wenn sie bis Mittag nicht aufgeschlagen wären, würde er die Initiative ergreifen. Mittels Leichenwagen gen München reiten. Die Wiesner ist sicher informiert worden. Die könnte ruhig durchläuten. Ist die Katz aus dem Haus, tanzen die Mäuse Cha-Cha-Cha – oder legen die Füße auf den Tisch. Selbst der Wenzel, obschon nicht vom Kummer gebeutelt, wenn der Sandner gescheit etwas auslöffeln muss, wird sich seine Gedanken machen.
    Hier in Murnau schmort der Hauptkommissar im eigenen Saft. Kruzifix, er weiß noch nicht einmal, ob sie den Hambacher schon eingetütet haben. Da möchte er schon mitkarteln bei der Vernehmung. Seinem Henker möchte er gegenüberstehen. Und vor allem möchte er ihm mindestens einen Mord nachweisen.
    Er schlappt zum Schwesternzimmer und lässt sich ein Blatt samt Kugelschreiber geben. Wie der Grainer beieinander ist, will er wissen. Der ist garantiert auch hier deponiert. Letzten Endes fahrlässig, so aufzuturnen. Das hätte ins Auge gehen können. Grober Fall von Selbstüberschätzung. Der Hambacher ist kein tramhapperter Karnickelbock – die Intelligenz außer Acht gelassen.
    Eine Schwesternschülerin, Typ rassiger Feger, nimmt sich seinem Geschreibsel an. Der Sandner gibt sich der Illusion hin, es wär seiner männlich-markanten Ausstrahlung geschuldet. Der Giesinger 007 rettet im Ammertal den Weltfrieden. Pfeiferdeckel. Sie wird halt gut erzogen sein. Sei zuvorkommend zu älteren Leuten, biet ihnen ein Platzerl an und weiche Kekse.
    Wichtig ist, was hinten rauskommt: Sie telefoniert prompt. Offensichtlich ist der Grainer über den Berg. Sie haben ihm den Tank wieder vollgemacht, inklusive Rundumservice. Er wird noch eine Weile bleiben müssen zur Regeneration. Schwein gehabt hat er, der alte Bauer.
    Wieder in seinem Zimmer, schickt er seiner Maria ein SMS, damit sie Grainers Hund füttert und ihn später abholen kommt. Sie dürfte den Mercedes fahren. Er wird sich mittags entlassen. Aufs Lamento kann er verzichten. Keine Schäden, hat der Aschenbrenner gesagt. Das genügt ihm. Dass er in Uniform samt Leichenwagen im Wald gestanden respektive herumgehangen ist, wirft für die Kollegenmeute viele Fragen auf. Das ganze Berichtsbrimborium und Aussage und Trallala. Da wünschst du dir eine gescheite Amnesie bezüglich Annis illegaler Exhumierung und unprofessionellen Alleingängen. Er müsste den Aschenbrenner mal befragen, ob das eine glaubwürdige Nachwirkung abgeben könnte.
    Es klopft an der Zimmertür. Gespannt ist er, wer ihm jetzt die Ehre erweist.
    Die Wiesner streckt ihren Kopf herein. Alle sind sie mitgekommen. Der Jonny, der Hartinger und sogar der Bischoff Kare ist dabei. Falls jetzt jemand den »blöden Hund« hervorkramt, wird der Sandner mit dem Zahnputzglas werfen. Aber nichts dergleichen.
    Â»Wie bist denn du rausputzt – kriegst du an Orden?«, will die Wiesner wissen. Pragmatisch halt. Sie sehen ja, dass er quicklebendig ist.
    Der Sandner schaut in die Runde. Der Hartinger mit Krücke, die Wiesner mit Nasenschiene, und im Gesicht vom Jonny Winter schaut’s aus, als wäre jemand mit dem Radl durchgefahren und

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