Fuchsteufelswild
hätte noch mal umgedreht. Sauber.
»Deine drei Gladiatoren hab ich dir mitbracht. Die können dir gleich erzählen, wie sie es ham krachen lassen ohne dich«, sagt der Kare. »Da brauchst du ned angeben, mit deim bisserl Aufhängenlassen. Des is wie Wellness dagegen.«
Unverschämt gesund schaut er aus. Als Einziger. Als hätte er den Urlaub im Kurort hinter sich. Aber hinter seinem Grinsen könnte man etwas anderes finden, falls man suchen mag.
Der Sandner nickt ihnen zu. »Servus«, krächzt er.
»Du musst allerweil das letzte Wort haben«, zetert die Wiesner. »Sogar deinen eigenen Mörder brauchst du. Des langt ned, wenn ich einen derwisch. Des kannst du ned auf dir sitzen lassen, oder? Die Leut nennen so was einen Egomanen.«
»Was hast du derwischt, Sandra?« Ãberraschung ist ein minderer Ausdruck für das, was im Sandner vorgeht.
Die Wiesner grinst breit. »Deine Arbeit ham wir gemacht in München. Hast du doch so gewollt.«
»Die Todeskralle der Shaolin ham wir eingesackelt«, prahlt der Jonny.
Der Hartinger sagt nichts. Zieht sich nur einen Stuhl heran und lässt sich ächzend darauf nieder.
Mit einer Kinnbewegung fordert der Sandner das Trio auf, ihre Geschichte zum Besten zu geben. Der Bischoff Kare lehnt sich als unbeteiligter Zuhörer mit verschränkten Armen an die Wand. Und die Wiesner erzählt. Von Anfang an.
Schweigend hören alle zu. Keiner hat einen fetzigen Spruch auf der Lippe oder will dazwischengazen. Es ist, wie wenn jedes ausgesprochene Wort genau so herausmüsste, damit die Geschichte ein Ende findet â bis die Köpfe leer sind. Und es ist für den Sandner wie Märchenstunde. Eine böse Hex kommt drin vor, Hänsel und Gretel in Gefahr, ein unglücklicher Prinz samt naiver Prinzessin und last, not least ein tapferer Ritter. Es hat so gar nix zu tun mit dem, was er erwartet, mit was er zu hadern hatte.
Sie haben es gerissen â seine drei. Natürlich könnte man über die eine oder andere Situation diskutieren. Nicht ganz einleuchtend erscheint es dem Hauptkommissar, warum sich der Jonny unbedingt das Gesicht hat verbiegen lassen wollen. Die Solidarität auf die Spitze getrieben. Aber dazu sagt er nix. Sie haben es schlieÃlich ohne ihn gestemmt. Sein Beitrag ist es, der Wiesner zuzuflüstern, dass der Hambacher ihr die Nase geplättet hat, wohl auf der Suche nach dem Brief von der Anni. Jetzt wird er aufgeschlitzt, der pralle Rätselsack.
Der Brandl Toni hätte der Hopf am Freitag aufgetragen, Annis Brief dem Grainer zu geben, sollte ihm etwas passieren. Sie hätte ihn ungelesen im Kuvert aufbewahrt und ihn schlieÃlich dem Bauern am Montag persönlich in die Hand gedrückt, hatte sie der Wiesner gebeichtet. Gleich nach der Hausdurchsuchung wär sie losgejagt.
Der Sandner muss grinsen. Selbst wenn sie beim Grainer am Tisch gehockt wär mit einem Haferl Kaffee, er hätte sich nix dabei gedacht. Die Hopf war ihm ja unbekannt. Herrschaftszeiten! Kuriose Gschicht.
Die vier Kriminaler klauben jetzt die Fetzen zusammen und kleben sich das Album voll. Sie lassen den Jonny resümieren:
»Unterbrechts mi, wenn was ned passt.
Vom Grainer hat der Brandl erfahren, dass die Anni sich umgebracht haben soll. Und dann hat er losgelegt, der Burschi. Der Hopfnerin hat er am Freitag des Brieferl geben. Den Hambacher hatte er mutmaÃlich am Samstag mit selbigem konfrontiert. Ob er gescheit Geld rauspressen wollt oder herausfinden, wie der Haderlump darauf reagiert â die Frage ist quasi obsolet. Habts des Fremdwort überhaupt im Repertoire?«
»Obsolet bedeutet anachronistisch und überflüssig. Zweiteres ist im Moment Ihre Anwesenheit«, unterbricht ihn der Stationsarzt, der mit schwesterlichem Anhang gerade ins Zimmer platzt. Gut im Futter und gleichmäÃig gebräunt schaut er aus, vitales Vorbild für die Bettlägrigen.
»Soweit ich weiÃ, ist der Herr Sandner gestern von einem Baum geschnitten worden â in lebensbedrohlichem Zustand. Und heut feierns hier Party? Also bittschön.« Seine Handbewegung ist unzweideutig. Die weiÃgewandeten Groupies an seiner Seite greifen seinen Gesichtsausdruck auf und nicken bekräftigend in die Runde.
Der Jonny lässt sich nicht irritieren, alles hat seine Zeit: »Oiso, der Hambacher ist auf jeden Fall drauf angesprungen wie der Deifi auf die arme Seele. Er muss ihn
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