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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Die dunkelblonden Haare zum Zopf zusammengebunden, die Bewegungen von geschmeidiger Natürlichkeit. Rote Bäckchen hat sie bekommen.
    Wohlig fühlt sich der Sandner, als wär bitterster Winter übers Land hergefallen und die Frau wäre die wärmespendende Sonne. Da reicht ein Blick. Mit der Sonne brauchst du kein »Speed-dating« zu arrangieren, das erspürst du augenblicklich. Die Wege der Anziehungskraft sind unergründlich.
    Ein bisserl befangen deutet der Sandner in Richtung seines Gefährts. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
    Zum einen hätte er doch gern gewusst, worum es bei dem Meinungsaustausch gegangen ist – hauptkommissarische Neugier –, auch wenn mutmaßlich nur ein Madl im Spiel gewesen ist. Zum anderen ist ihm die Frau, siehe oben, durchaus sympathisch. Lächeln kann sie auch, wie er jetzt feststellt.
    Â»Also Sandner Josef«, sagt sie, »eigentlich wollten wir mit dem Bus, aber na schön. Maria Mayer heiß ich.«
    Dem Geschau des Rastafari ist zu entnehmen, er hätte öffentliche Verkehrsmittel vorgezogen, aber er pflanzt sich folgsam auf den Rücksitz.
    Â»Sinds länger in Bad Kohlgrub? Sie sind ja kein Hiesiger, oder?«, will Frau Mayer wissen.
    Â»Bis morgen oder übermorgen.« Aschera riecht nach frischen Kräutern. Gesund und intensiv. Der Sandner ist versucht, an ihr zu schnuppern wie der Hetzhund an frischer Losung. Dabei hätte er ganz andere Sorgen. Eine davon bringt die Frau ins Gespräch.
    Â»Hams ein gutes Hotel hier im Ort?«
    Â»Bis heut Morgen scho.«
    Â»Wieso heut Morgen?«
    Â»Weil ich beschlossen hab zu verlängern und jetzt eine neue Bleibe suche.«
    Â»Hat’s Ihnen dort ned gefallen?«
    Â»Doch, scho, aber jetzt bräucht ich was Einfaches, ohne Schnickschnack.«
    Â»Zimmer ohne Schnickschnack vermiet ich au. Sie ham ja was gut bei uns. Sie können es sich ja anschauen. Ich hab zwei zur Auswahl, sind allerdings Doppelzimmer.«
    Â»Mama«, protestiert der Rasta vom Rücksitz.
    Â»Was is, Maxi?«
    Â»Ach nix.«
    Â»Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«
    Â»Außendienstler, ich tret mir bei den Leuten die Füße platt.«
    Â»Da braucht ma gwies Erholung. Vertreter also – wir brauchen fei nix. Was vertretens denn?« Sie lacht.
    Â»Gut, ich schaus mir gern an«, meint der Sandner, ihre Frage ignorierend, und betrachtet im Rückspiegel kurz die mürrische Miene des Jungen. Den Polizisten hat er aus einem unbestimmten Gefühl nicht heraushängen lassen wollen.
    Â»Was kost die Nacht?«
    Â»Fünfadreißig mit Frühstück.«
    Weit muss er nicht fahren – kaum ist er auf die Hauptstraße eingebogen, geht’s schon rechts ab, und zwei Kilometer weiter darf er das Auto vor einem kleinen Häuserl abstellen. Es schaut ebenso unscheinbar aus wie seine Nachbarn. Cremefarbene Wände, hölzerner Balkon, Ziegeldach, das obligatorische Zimmer-frei-Schild springt ins Auge. Ein üppiges, gepflegtes Kräutergärtchen dominiert das Grundstück, daneben sind einige Haselnusssträucher und sonstiges zierendes Buschwerk vertreten.
    Der Sandner lässt Mutter und Sohn aussteigen und verspricht, später wiederzukommen, um sein neues Zimmer in Augenschein zu nehmen. Im Moment ist er zu hyperaktiv, um sich in ein Gästezimmer zu verziehen. Eingesperrt käme er sich vor, wie der Ozelot in Hellabrunn, der allerweil unruhig an den Käfigstangen entlangstreifen muss. Annis Grab wird seine nächste Station. Dank der Auskunftsfreude seiner zwei Kollegen weiß er, wo es zu finden ist.
    D er Rochus, dem der betagte Friedhof seinen Namen verdankt, hat sich auf die Pflege von Pestkranken verstanden. Als er dann selbst daniedergelegen ist, wollte bei ihm keiner Hand anlegen, außer einem Viech. Ein fürsorglicher Hund soll ihn gefüttert haben.
    Zwei Familien hätten in Bad Kohlgrub die Pest unbeschadet überlebt, hat der Sandner gelesen. Ois is relativ. Für die zwei ist es schon angezeigt gewesen, mit dem Rochus einem Schutzheiligen zu huldigen, prozentual oder statistisch muss man die Sache nicht beleuchten. Da geht’s, wie so oft, ums Emotionale. Die Überlebenden bedanken sich beim wohlmeinenden Leben, egal welchen Namen es trägt. Der Tod ist außer Haus gewesen und hat partout keinen Termin freischaufeln können. Der Laden hat gebrummt.
    Als Kriminaler weiß der

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