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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Sandner, dass du mit Fragen nach Verdienst, Schicksal und Glauben schnell die Kapazitätsgrenze deiner Lebensphilosophie überschreitest. Da könnte dir ganz fix dein Lamperl durchbrennen. Dafür gibt’s Fachpersonal. Der Pfarrer unten im Dorf oder auch der Brandl Toni. Heutzutage wird die handfeste Sorge um das Herannahen der Pest eher mit Burnout oder Sinnkrise ersetzt.
    E r muss nicht lange durch die Gräberreihen streifen, bis er fündig wird. Die Anni liegt nebst Mutter und Großeltern in der Erde.
    Das Grab macht einen gepflegten Eindruck.
    Der Sandner ist sich sicher, dass der Grainer das nicht stemmt, all die Gerbera und Vergissmeinnicht frisch zu halten. Sogar das Grablicht brennt. Da braucht es eine Adjudanz unter den hiesigen Leuten. Vergessen ist die Anni nicht. Der Stein ist grob behauener Marmor.
    Den Mann fröstelt ein bisschen, wie er sich vorstellt, wie das Madl am Baum gehängt ist. Da muss er keine Phantasie bemühen – wenn er alle Aufgeknüpften zusammenzählt, denen er sich schon annehmen musste, die würden nicht gemeinsam ins Lavendel-Dampfbad passen. Ein deppertes Bild. Bevor es in seinem wellnessdurchweichten Hirn herumgeistern und Fuß fassen kann, dreht er sich um, schüttelt sich wie ein nasser Hund und geht.
    Aber wurscht, wo du hingehst, du nimmst dich mit. Dem Sandner ist seit heute Morgen klar, dass er sich dabei hat. Wie in einer schillernden Seifenblase hat er den Samstag verbracht, die Außenwelt nur schemenhaft wahrgenommen. Wenn du die meiste Zeit in der Sauna sitzt, sind die Alternativen rar. Sein Körper hat ihm das gedankt, aber vielleicht ist er einfach nicht geeignet für Entspannung dieser Art. Untergiesing fehlt ihm, seine Wohnung, das Musikmachen und das Münchner Gewurschtel.
    Dass er Bad Kohlgrub von der anderen Seite entdeckt, erfüllt ihn mit einer gewissen Befriedigung. Hier spielt sich das Leben und Sterben genauso ab wie überall, auch wenn die Landschaft dir etwas anderes einflüstern will.
    Die Leut haben allerweil das gleiche Gepäck dabei, auch wenn’s hier Trachtenrucksäcke gibt. Damit kennt er sich aus.
    Er spaziert einen ruhigen Weg entlang, von dem er hofft, dass er sich noch eine Weile ziellos dahinschlängeln mag und er nicht plötzlich vor einem Gehöft landet. Lauschend bleibt er stehen. So stad. Nur ein paar Krähenrufe durchdringen die Stille. Der Sandner seufzt und zieht sein Handy aus der Tasche. Kurz schießt es ihm ins Hirn, er könne es einfach ins Gesträuch werfen und weitergehen – offenbar ein unbewusster Wellnesseffekt –, dann macht er sich dran, seine Liste abzutelefonieren.
    D ie Wiesner fläzt auf Sandners Stuhl, als sie sein Anruf erreicht.
    Als ob er sie sehen könnte, eröffnet er das Gespräch. »Na, hast du es bequem, Sandra?«
    Â»Warum glaubt hier eigentlich jeder, ich würd nur deppert herumsitzen?«
    Â»Vielleicht, weil du meine Vertretung bist, da erwarten die Leut keine Innovation.«
    Â»Oiso, soll ich, oder willst du zuerst?« Sie legt die Füße auf den Tisch, wenn schon, denn schon. Allein ist sie.
    Der Winter und der Hartinger sind in geheimer Mission unterwegs. Die müssen vor dem Eingang ins Präsidium als Paparazzi auf der Lauer liegen. Die Wiesner hat ihnen aufgetragen, von jedem weiblichen Wesen unter vierzig ein Bild zu schießen, das das Gebäude betritt.
    Sie haben alle vorgeladen, die mit Calm&Peace nachweislich in Beziehung standen. Mit der Fotosammlung werden sie dann die Nachbarn vom Brandl heimsuchen.
    Der Hartinger hat kurz gemuckt und gefragt, ob das überhaupt legal wär. Was legal wär, bestimme die leitende Ermittelnde, hat die Wiesner ihm beschieden. Da hat er mit den Schultern gezuckt, und die beiden sind brav losmarschiert. Es gibt Momente, da muss die Wiesner aufpassen, dass der Machtrausch sie nicht aufblaht bis zur feisten Unkenntlichkeit. Dann wär sie höchstens noch als passable Bankbesetzung für den Bayerischen Landtag zu gebrauchen.
    Â»Fang du an«, bestimmt der Sandner in Unkenntnis ihrer autoritären Verfassung.
    Â»Der Brandl hat über seine Verhältnisse gelebt, aber keine besonderen Überweisungen gehabt. Er scheint das Geld immer selber eingezahlt zu haben. Unregelmäßig, aber immer ein paar Tausender im Monat. So. Der Spusi haben wir noch keine Vergleichsproben liefern können für ihre Spuren. Fehlanzeige. Aber von der KTU

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