Fuchsteufelswild
Wir waren vor zwei Jahr in Kanada drüben. Aber der Toni hat sich vorher scho mit dem indischen Zeugl beschäftigt. Des war schlimm. Rumglaufen ist er, dass du dich hast schämen müssen, wie a Derndl. Wie so a komischer Heiliger.
Und die Anni war dieselbige. Und was sie für Sprüch nausghauen ham, als wärens von einer Sekte. Wie die Prediger. Die Leut ham glacht und die Köpf gschüttelt hinter ihrem Rücken. Und deswegen warens was ganz Besonderes im Ort, die zwei. Sogar den oiden Pfarrer hams allerweil saudumm angeredet. Und beim Metzger Wenninger hams vorm Laden rumgelungert und die Leut belästigt mit ihrem Schmarrn. Der hat einen Grant gschoben, des können Sie sich vorstellen. Beinahe hätt erâs gscheit hergwatscht.
Ich hab dann glei immer a bisserl mehr einkauft, bei ihm. Is ja a gute Metzgerei, da kann ma nix sagen. Immer frische Ware. Und dann hat es natürlich geheiÃen, was sand denn des für Eltern? Können die ned schauen? Des war ned zum Aushalten. Mein Mann hat des ned derpackt. Wenn der Toni ned weg wär, hätt er ihn nausgschmissn. Aber der hatâs ja gut gemeint. Des war ned bös.«
Tränen laufen der Frau über die Wangen. Sie nimmt sich ein Stofftaschentuch, dreht sich von ihm weg und schnäuzt sich.
»Entschuldigung«, murmelt sie.
Der Ermittler legt Verständnis in den Blick, den er ihr zuwirft, wartet einen Moment ab.
»Aber die Anni is wieder zruck aus Indien«, stellt er fest.
»Ja mei, hat ihr halt ned gefallen.«
»Und dann?«
»Wie sie sich aufghängt hat, ham alle gsagt, des wär dem Toni sei Schuld. Schwermütig wär sie wegen ihm geworden und wer weiÃ, was der mit ihr gemacht hätt. Aber fragens doch mal den alten Grainer, warum sie ums partout nimmer bei ihre Eltern wohnen wollt? Des hat niemanden interessiert! Wenn, dann ham die des Madl kaputtgemacht. Da hat doch der Toni nix dafür können.«
»Wir werden rausfinden, was dem Toni passiert ist.«
»Und? Wem nützt des? Wird er wieder lebendig? Wir ham uns nimmer gesprochen, seit er wieder da war. Mein Mann wollt des ned, derselbe Sturschädel, wie der Toni einer ist.« Sie kauert sich auf die Bank und schlägt die Hände vors Gesicht.
Wo denn ihr Gatte wär, erkundigt sich der Sandner, weil er möchte, dass sich jemand um die Frau kümmert.
»Im âºOchsenâ¹.«
»Wenn ich ihn zufällig treff, soll ich ihn herschicken?«
»Der lässt sich ned schicken, von Ihnen glei gar ned.«
»Hams a Freundin, jemanden zum Reden?«
»Is scho recht, kümmern Sie sich ned. Wiederschaun.«
Sie blickt nicht hoch, wie der Sandner aufsteht und geht.
D erweil wird die Wiesner auf der Münchner Dienststelle mit niveauvoller Fragestellung zum Gender-Gedanken konfrontiert.
»Was sand des alles für Weiber, Sandra?«
»Hebs lieber wieder auf, sonst tritt wer drauf.«
»Was?«
»Deine Bazlaugen â ich glaub, die sind dir grad nausgfallen.«
Der Kare grinst. Mit der Wiesner steht er auf dem Gang vorm Büro. Der frisch gebackene Hauptkommissar Karl Bischoff hat bis vor einem Monat noch in Sandners Team gespielt. Er hat dann den Platz vom Hauptkommissar Meininger eingenommen, einem Aussteiger, der beschlossen hat, sein zukünftiges Leben mittels selbstgebauten Boots auf Flüssen und Seen zu verbringen. Eine Alternative. Hinsichtlich der polizeilichen Tretmühle könnte man das als lebenstechnisches Upgrading bezeichnen. Natürlich ist der Meininger hinter vorgehaltener Hand für deppert erklärt worden, aber das könnte man unter natürlicher Neidreaktion abhandeln. Weil â wenn das normal wäre und jeder den Mut dazu aufbrächte, könntest du trockenen FuÃes über den Bodensee wandern, von Planke zu Planke.
Ein herber Verlust für den Sandner, der mit dem Kare seinen Adlatus verloren hat. Dass der Mann allerweil den Weiberer raushängen muss, ist ein alter Hut, der ihm längst nicht mehr steht. Mancher striegelt halt sein Image, auch wennâs Fell schon kahle Stellen hat. Real ist er nach dem einen oder anderen MidlifeCrisis-Intermezzo zufrieden ehelich verbandelt mit seiner Kathrin. Letztendlich eine gemeinsame Sprache entdeckt haben sie und sich zusammengerauft â Sprüch hin oder her.
»Is dein Big Boss schon wieder zurück vom Erholungsurlaub?«, will er von der Kollegin wissen.
»Na â
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