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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Knochenbrecher zu geben. Nicht zu verdenken. Sieht nicht nach Gaudi aus. Nicht die Spur. Wenn er gleich mitgetan hätte, würde der Sandner definitiv auf dem Pflaster flacken, amtlich hergewatscht. Chance vertan – gratuliere. Das wird ihm sein derangierter Spezl noch auftischen.
    Der Polizist kann nicht vermeiden, dass Triumph und Erleichterung ihm den Kamm schwellen lassen. So schaut es aus, Burschen – don’t mess around mit einem knallharten Münchner Hauptkommissar. Streetfight ist sein täglich Brot und Blut der Belag. Da seht ihr uralt aus. Scherts euch zurück ins paläontologische Museum. Gleich bei den Neandertalern könnts aufspielen und grunzen.
    Â»Des zahl i dir heim«, keucht der Raufbold zwischen blutverschmierten Händen hervor.
    Erste Neugierige erscheinen auf der Bühne.
    Die zwei Bären tapsen aus der Arena. Unten an der Straße wartet ein rundum gespoilerter Audi auf seine zurechtgestutzten Insassen. Den lassen sie seine ganze pferdegestärkte Potenz nausbrüllen, damit wenigstens der Abgang muskulös daherkommt.
    Sakrament, knapp war das. Er hätte ihnen seinen Dienstausweis unter die Nase halten können. Nein – nicht können: müssen! Das wär vernünftig gewesen. Theoretisch. Praktisch hätte er nix aufstellen können mit der Vernunft. Scheißadeckl, Herr Hauptkommissar. Die zwei sofort einkasteln wegen einer depperten Watschn? Mit so einem Schmarrn schaffst du dir Freunde unter den überlasteten Kollegen. Die wissen auch so schon nicht, wo ihnen der Kopf steht. Den Zeigefinger hätte er halt mahnend heben können. Nicht für jeden befriedigend, das distanzierte pantomimische Maßregeln. Jetzt hat er seine Ausrede beieinander. Die Gäule sind ihm durchgegangen. Wahrscheinlich ist es ein Schlüsselreiz gewesen, und er hatte gar keine Wahl. Er reißt halt den Schnabel auf, wenn die Küken anklopfen. Reminiszenz an alte, derbe Zeiten.
    Die Versammlung um den Sandner wird größer. Aber der Einakter ist ausgespielt, der Vorhang gefallen. Nachdem niemand eingreifen muss, verteilen sich die Menschen wieder. Misstrauische Blicke bekommt der Münchner zugeworfen. Er hört das Wort »Polizei« fallen. Nie da, wenn man sie bräuchte. Kein Wunder. Seine Euphorie schlupft wieder ins Häusl und versteckt sich im Keller. Strunzblöd kommt er sich grad vor.
    Die Leut glotzen ihn an wie eine besonders primitive Spezies im Tierpark. Homo brutalus. Er selbst hätte sich erst mal festgenommen – man weiß ja nie. Sie sehen ihm gwies den Fremden an. Entschuldigung – das Moor wirkt halt arg vitalisierend. Wenn das Wellnessabenteuer ihn in einen kraftstrotzenden Hulk verwandelt hat, hätte er seine Energie adäquat ausleben sollen. Aber es kann halt nicht ein jeder »Moorbabys« fabrizieren.
    Plötzlich kommt ein üppiges Wesen im wallend braunen Gewand herbeigesprungen.
    Â»Was is hier los?«, schnauzt die Frau den Sandner an. Atemlos, die Augen weit aufgerissen.
    Â»Nix, Mama, der hat sich eingemischt, aber des hätt’s ned braucht«, meldet sich der Junge zu Wort.
    Â»Wieso? Ham die dir wieder aufgelauert? Des war doch dem Hambacher seiner, oder?«
    Â»Ach, da war eigentlich nix.« Der Junge winkt ab.
    Â»Halb so tragisch«, unterstützt ihn der Sandner in souveräner Manier. »Kleine Meinungsverschiedenheit. Ich bin der Sandner Josef.« Er streckt ihr die Hand entgegen.
    Sie verzieht angeekelt die Mundwinkel. Ihrem Blick folgend bemerkt er, dass sein Handrücken blutgesprenkelt ist. Damit schindest du nur im alten Rom Eindruck. Zumindest ist es nicht sein eigenes Blut.
    Â»Dankschön«, sagt sie schnappig – die Messalina ist sie definitiv nicht.
    E in Gott braucht eine Gefährtin. Zumindest war das die lebenspraktische Überzeugung der Gläubigen früherer Zeiten. Eine Flut von ausgegrabenen Statuetten und Inschriften, besonders im »Heiligen Land«, zeugen davon. Ausladend-einladende Brüste und üppig-weibliche Rundungen waren ihr Markenzeichen gewesen. Im Lauf der Jahrhunderte hat wohl der Monotheismus dem Gott die Lust abgewürgt (seine Priester haben derweil allzeit geifernd zugelangt).
    Der Sandner sieht sich einem Wesen gegenüber, das diesbezüglich anbetungswürdig daherkommt. Idealbesetzung. Fleisch gewordene Statue – Aschera, wie sie leibt und lebt. Erdenmutter, Fruchtbarkeitsgöttin.

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