Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
was habts ihr am Sonntag hier zum Werkeln?«
    Â»Euch beneiden. Wir ham noch was aufzuarbeiten vom Freitag. Auf einer Baustelle in der Messestadt hams einem den Meißel neigrennt. Blöde Gschicht. Wenn’s ned dummerweise die Bauchschlagader zerfetzt hätt, läg der jetzt ned beim Aschenbrenner auf dem Gabentisch. Und jetzt holen wir uns nach und nach alle Individuen, die dort umanand waren. Die Hälfte ohne Papiere, keine Sau will was gesehen haben. Blind wie die Maulwürfe, dürften die gar ned aufs Gerüst kraxeln. Magst tauschen?«
    Â»Bei mir geht’s heut um innere Werte und Selbsterfahrung. Davon verstehst du so viel wie die Ratz vom Fahrradfahren.«
    Â»Sagst dem Josef einen lieben Gruß – von euch müsst ich mich auch erholen.«
    Â»Fang du deinen bestialischen Meißelschlitzer, des is bestimmt ein Serienkiller.«
    Die beiden plänkeln herum, bis der Wenzel von hinten an sie herantritt.
    Der Laotse sagt ja, wer Menschen führen will, soll hinter ihnen gehen. Von seinen Gewohnheiten her wär der Wenzel der geborene Führer. Die Wiesner spürt seinen Pfefferminzatem im Nacken. Allerdings hast du beim Staatsanwalt das Gefühl, er will dich daherhetzen wie das Viech, mit ausgefahrenen Krallen und hackendem Schnabel. Dazu läg vom Weisen bestimmt ein alternativer Spruch parat.
    Â»Wenns dann genug geplaudert haben, hätt ich gern den aktuellen Ermittlungsstand. Denken Sie, ich komm Sonntag daher, weil ich mich sonst zu Tode langweile, Frau Oberkommissarin?«
    Â»Darüber denk ich wirklich ned nach, Herr Staatsanwalt.«
    Â»Und was ist mit dem Mordfall Brandl? Darüber denkens doch hoffentlich nach. Wie haben Sie Ihre Leut eingesetzt?«
    Die Wiesner gibt ihm einen kurzen Abriss des Morgens.
    Â»Wieso meldet sich der Sandner nicht?«
    Â»Der Hauptkommissar Sandner ist schon erwachsen. Ich bin sicher, wenn sich was tut ...«
    Â»Ich kann mir schon denken, was sich tut. Er lässt sich massieren und schindet dafür noch Spesen. Der Steuerzahler dankt. Etwas Konkretes hat er ja nicht vorzuweisen.«
    Â»Immerhin hätt er heut noch frei.«
    Â»Ich bin gerührt und voller Mitleid.«
    Die Wiesner muss dringend einen Gang zurückschalten, bevor sie sich ans Befragen macht. Schließlich wartet da ein Zirkel vermutlich sensibler Damen auf sie und kein dreckiger Schlagetot. Jammerschade. Der hätte jetzt zu kosten bekommen, was ihr der Staatsanwalt eingeschenkt hat. Bis zum letzten Tropfen.
    Und Wut hat sie auf den Sandner, der sie da hocken lässt mit der ganzen Bagage. Vielleicht ließ er sich wirklich grad durchkneten, während sie das Amtstier im Käfig geben darf. Scheißadeckl mit dem Führungskraftgetue. Die Einsamkeit des Vorgesetzten – eiskalt ist es auf dem Gipfel.
    Bevor der Ärger in Selbstmitleid umschlägt, das ihr den Energiefluss verstopfen würde, wendet sie sich vom Wenzel ab und den Vernehmungen zu. Die erste Dame wartet schon im fensterlosen Kabäuschen mit dem reinigungsfreundlichen Resopalinterieur.
    F ür Sandners Zimmerausstattung haben einige Fichten ihr Leben lassen müssen. Rustikal, zweckmäßig, ohne Schnickschnack. Einzig der Traumfänger über dem Bett ist eine Premiere für den Polizisten. Aber warum nicht? Zu erhaschen gäbe es genug, quasi reiche Fanggründe rund um Sandners Hirnarchipel. Probehalber streckt er sich auf dem Doppelbett aus. Jetzt einfach liegen bleiben.
    â€ºD Arbat is koa Frosch, die hupft oam net davo‹, war der Lieblingsspruch seines Vaters gewesen, obwohl er die meiste Zeit, bis zuletzt, in der Schlosserwerkstatt verbracht hat. Seine Arbeit glich eher einer verschmusten Katz, die dir ständig ihren Schädel am Bein reibt, damit sie gefälligst gestreichelt wird.
    Laute Stimmen von unten reißen den Sandner aus melancholischen Betrachtungen. Seine Zimmerwirtin im Dialog mit einer Bassstimme. Dröhnend und abgehackt, als würde der Unbekannte mit Wörtern nach ihr werfen wie mit Holzscheitln. Nach zwei Minuten hält es den Sandner nicht mehr in seinem hölzernen Refugium. Er trampelt die Stiegen hinunter. Daherpoltern ist eine einfache Übung für ihn.
    Im Gang steht ein Riese. Prachtexemplar. Etwas geduckt, die Bratzen zu Fäusten geballt, ein grau durchwirkter Vollbart umwölkt die prallen roten Backen. Dreihundert Pfund mindestens, ohne Schuhwerk, schätzt der Sandner. Der könnte

Weitere Kostenlose Bücher