Fuchsteufelswild
einem schlachtreifen Bullen das Genick brechen und sich dabei eine Zigarette drehen. Er sieht aus wie eine ältere Ausgabe seines Bahnhofsduellanten.
»Deswegen hättst nicht kommen müssen«, lässt sich seine Vermieterin grad vernehmen, »deine Sprüch kannst dir sparen, is eh immer derselbe Schmarrn.«
Der Sandner tritt ins Blickfeld und bekommt einen überraschten Blick vom Goliath zugeworfen.
»Grüà Gott«, brummt der und schafft es, ein Lächeln zu imitieren.
»Scho recht«, sagt der Sandner.
»Schee bei uns, gell«, ... und jetzt verzupf dich wieder, liest der Sandner in der Mimik des Mannes. Er denkt nicht dran.
»A bisserl laut, ab und an.«
Der Mann wendet sich wieder der Frau zu.
»Sagst deim Buam ...«
»Sag du deinem, er soll den Maxi in Ruh lassen, endgültig, sonst ...«
»Drohst du mir? WeiÃt du überhaupt, was dein Bua so treibt mit seine Spezln? Und wie schaugt denn des aus für die Gäst, wenn solcherne verhauten Langzotterten überall rumlungern.«
»Und Ihr Filius wollt es ihm austreiben, des Lungern«, schlussfolgert der Sandner.
Dem Riesen geht ein Licht auf.
»Ah, du warst des, der ihn so zamghaut hat. Vom Arzt komm ich grad, die Nas ist kaputt beim Schorsch. Eine Topsau bist. Dir sollt ich eine ...«
»Wollens glei wieder retour zum Doktor?«
Da ist dem Sandner der Ãbermut von der Zunge gehüpft, bevor ihn ein warnender Gedanke aufhalten konnte.
»So einer wie du gehört angezeigt, des wirst schon sehen, des wird gerichtsmäÃig!«, bekommt er retourniert.
»Machen Sie sich ned lächerlich. So einer wie ich lässt die Lackeln ruckzuck wegsperren. Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten. Verstehn wir uns?«
Die Frau schnappt nach Luft.
Dem Bärtigen erstrahlt ein kompletter Kronleuchter im Oberstüberl. »Ah so läuft der Hase â der Ferdl hat mirâs schon gesteckt, dass ein Münchner Polizist ...«
»Dann sinds ja im Bilde.«
»Und jetzt verschwind«, ergänzt die Frau.
»Und der ist dein Gast?« Der Mann lacht dreckig auf. »Sauber â da wird er schon sehen, was da los ist. Da ist er grad richtig bei dir.« Im Rausgehen wendet er sich wieder an den Sandner. Seinen Tonfall hat er auf zivil umgestellt, seine Hände in die Taschen geschoben. Kreide gefressen.
»Also vergessen wir die blöde Gschicht«, schnurrt er gönnerhaft. »Sie sind da, weil den Brandl Toni wer umgebracht hat, oder? Wissens schon was?«
Der Sandner verzieht keine Miene, schaut ihm in die Augen.
»Ich bin übrigens der Schorsch Hambacher senior, wenn Sie Fragen haben â jederzeit.«
Noch immer kommt kein Ton vom Polizisten. Was sollte er vom Senior wissen wollen? Wird bloà ein Gschaftlhuber sein.
»Nicht? Auch gut, umso besser.«
Er wendet sich wieder der Maria zu. »So gehst du ned mit mir um â mit mir ned. Des merkst no früh gnug.«
DrauÃen ist er, und es gibt wieder Platz zum Luftholen im Flur.
»Liebenswerter Zeitgenosse«, stellt der Sandner fest.
»Wieso ham Sie das nicht gesagt?«, schieÃt ihn die Frau an.
»Dass ich bei der Polizei bin? Ja mei, so tragisch wird des ned sein. Ich bin ja eigentlich im Urlaub.«
»Schmarrn, Sie sind wegen dem Brandl Toni da. Ich sollt Sie wieder nausschmeiÃen, Sie ham mich angelogen!«
Der Sandner will kein Ãl ins Feuer gieÃen, aber er fragt sich schon, warum sich sein Gegenüber gar so echauffiert und warum der Hambacher senior verkündet hat, hier wär er grad richtig.
»Sie hören mir gar ned zu!«, beschwert sich seine Zimmerwirtin.
»Freilich.«
»Also nur noch bis morgen.«
»Ist schon in Ordnung. Wobei ich es ned ganz versteh. SchlieÃlich bin ich kein Verbrecher, manchmal eher das Gegenteil.«
Sie scheint sich wieder beruhigt zu haben und winkt ab. Sie deutet auf die Wohnzimmertür.
»Der Hambacher hat mich ganz durcheinandergebracht mit seinem ScheiÃdreck. Tschuldigung. Ich brauch jetzt einen Schnaps. Wollens auch einen? Bierschnaps, den destillierens in Schliersee.«
Der Sandner nickt und folgt der Frau in die Stuben.
W ie viel Bilder habts?« Fast sieht es aus wie eine kleine Verschwörung. Die drei Münchner Kriminaler sitzen in Hartingers motorisiertem Blechschachterl, vor dem Dienststellenkomplex, zwecks konspirativen Treffens.
Der Wiesner
Weitere Kostenlose Bücher