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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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du den Hambacher ned anzeigt?«
    Â»Mei – weil da Wort gegen Wort steht. Weißt eh – ich hätt’s falsch verstanden oder so gewollt. Is halt scho a Maz, die geschiedene Mayer. Irgendwas bleibt immer hängen, da machst du besser kein Brimborium, sonst stehst am End als Hur da. Wer weiß, was der sonst no daherbringt. Auch wenn er ned arg beliebt ist.«
    Der Sandner denkt an Hambachers Andeutungen. Ja, wer weiß, was der noch in der Hinterhand hat. Offenbar ein Patt zwischen den beiden.
    Â»Außerdem hat er’s danach nimmer probiert«, fährt die Frau fort, »zumindest nimmer so – ich könnt ihn ja immer noch hinhängen oder seiner Frau was stecken. Falls des die überhaupt interessiert – ich glaub ned. Aber da bleibt das Zamperl brav im Zwinger. Seinen Schorsch und dessen Spezln lässt er stattdessen auf den Maxi losgehen. Des mit der Nase geschieht dem gscheit recht, auch wenn ma ned allerweil draufhauen muss. Des bringt ja auch nix.«
    Diesbezüglich hätte der Sandner eine alternative Theorie im Fundus. Dazu müsste man »nix« genauer definieren. Besser, er lässt es auf sich beruhen.
    Sie will ihm noch einmal nachschenken, aber der Münchner winkt ab. Nicht, dass er alle Gestalten doppelt präsent hat. Um solchen Geschichten nachzuspüren, brauchst du einen klaren Schädel. Aktuell hätte er ein paar Fragen an den Hambacher senior auf Lager. Der wird sich narrisch freuen.
    Stichwort Freude. Die Murnauer Kollegen dürften sich mit dem unberechenbaren Grainer abhakeln, zwecks DNA-Probe. Gaudibursch ist das keiner. Könnte leicht passieren, dass der Alte zum Holzscheit greift. Da setzt der Sandner auf die Einfühlsamkeit der hiesigen Gendarmen. Er wird bei ihm natürlich noch aufschlagen, wegen der samstäglichen Zugfahrt – und weil er gern gewusst hätte, warum die Anni partout nicht mehr zu Hause wohnen wollte. Wobei er aus Erfahrung weiß, dass es viele Antworten drauf gäb oder keine gescheite.
    Seine Sanne hat es zwar offiziell der Liebe wegen nach Wien gezogen, aber er hat den Verdacht, dass die Distanz ihr schon zupass kommt. Wenn die Küken flügge werden, solltest du nicht das Nistkasterl verriegeln, selbst wenn dir die Sorgenfaust die Seele quetscht. Davonfliegen müssen sie dürfen, sonst rupft man sich die Federn gegenseitig aus wie die damischen Knasthühner.
    Im Auto legt er sich Leonard Cohen ein, ein Konzert aus London. Zwei Lieder lang fährt er bis zum Haus der Krammbichlerin. »Get ready for the future, it is murder.«
    Er lauscht der sonoren Stimme und schaut aus dem Fenster. Eine Pension ist mittlerweile aus Annis letzter Behausung geworden, den Renommier-Gefährten auf dem Parkplatz siehst du an, dass hier die Geldigen kurzzeitig dem Kampfesgetümmel von »Bull and Bear« entsagen. Wird nix helfen, die Raffsucht kannst du mit einem Moorbad nicht lindern. Da quälst du dich höchstens mit der Frage herum, ob die asiatischen Märkte für den Heilschlamm bereit wären. Ja, das schwarze Gold. Wobei, klimatisch besehen werden sich viele Regionen auch zukünftig über einen Mangel an Schlamm nicht beklagen dürfen, in den sie eintauchen bis zum Schopf samt ihrer kargen Habe. Nicht grad heilend, nicht einmal heilsam, aber exportieren brauchst du denen nix in ähnlicher Konsistenz. Sauberes Wasser wär ein Anfang.
    Er steigt aus und schlendert die Straße entlang. Ein paar lachende Kinder auf Mountainbikes überholen ihn, werfen ihm ein »Grüß Gott« zu wie einen bunten Ball.
    Eine ruhige, heimelige Gegend. Herbstliche Geranienpracht auf den Balkonen, die Vorgärten noch üppig begrünt, die Fassaden mit bäuerlich-idyllischen Wandmalereien verziert.
    Die Anni muss eine ganz Patente gewesen sein. Wer weiß, wo die Krammbichlerin sonst gelandet wäre für ihre letzten Tage. Der Senior Neffe schaut nicht danach aus, als ob er ein fürsorgliches Händchen hätte. Aber der erste Eindruck könnt dich auch in den Wald führen. Du kannst ja nicht gleich neischauen in die Leut. (Der Doktor Aschenbrenner hätte dazu allerdings eine konträre Meinung.) In manche Leut willst du natürlich auch nicht neistarren, weil’s Programm wie bei der Glotze wäre. Ein kitschig-klebriger Brei, der dir ins Hirn tropft. Auch ein Schlamm, der Geld bringt in der Heile-heile-Segen-Welt.
    Der Sandner steigt wieder ein

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