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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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und macht sich auf zum Hambacher. Der Cohen darf samt Chormädchen noch ein paar Töne trällern, dann parkt der Polizist um die Ecke des Hambacher-Domizils. Déjà-vu. Als wär er nicht grad vier Straßen weitergefahren. Beschauliche Ruhe. Ein händchenhaltendes Mitvierzigerpärchen mit wappenbespickten Wanderstöcken lächelt ihm zu, wie es vorbeimarschiert, synchrones »Guten Tag« inklusive.
    Durchs Gartentürl hatscht er den gekiesten Weg entlang und läutet. Nix rührt sich. Oder doch? Im ersten Stock scheint sich eine Gardine bewegt zu haben, aber vielleicht nur eine Katz auf dem Fensterbrett. Die Tür bleibt ihm jedenfalls verschlossen. Dann muss er halt am späten Abend wieder her.
    S olche Geduld müsste die Wiesner auch aufbringen können mit der Frau Leistner. Aktuell ist ihr die abhandengekommen.
    Â»Waren Sie beim Herrn Brandl auch daheim?«, fällt sie mit der Tür ins Haus.
    Die Frau nippt von ihrem Tee. Zeitgewinn.
    Â»Wie kommen Sie darauf?«
    Â»Gut, ich geh jetzt einfach amal davon aus.«
    Schweigen.
    Â»Waren Sie am Samstag auch bei ihm?«
    Kopfschütteln. Sie seufzt tief auf. »Wenns Zeit haben, versuch ich’s zu erklären, aber ...ob Sie das nachvollziehen können, weiß ich nicht.«
    Â»Ich auch ned. Aber Zeit hab ich, deswegen bin ich da. Und nachvollziehen muss ich gwies ned alles, mir reicht es, wenns mir erzählen, was passiert is.«
    Was sie der Wiesner schließlich kundtut, verschlägt der erst einmal die Sprache. Es geht um Körperlichkeit. Um Vereinigung. Um Erfüllung. Hätte ein jeder gern – theoretisch. Die Praxis hat der Toni geboten.
    Â»Schauen Sie, das hat mit Fremdgehen oder billigem Sex nichts zu tun. Das war eine körperliche, spirituelle Erfahrung. Eine Vereinigung mit dem Universum. Viele Frauen haben dieses universelle Lustempfinden irgendwo verloren oder nie besessen. Und es half ihnen auch in ihren Beziehungen, mit ihren Partnern wieder ...«
    Â»Aber die Partner ham nix davon gewusst?«
    Die Leistner schüttelt den Kopf. »Das kann ich nicht mit Sicherheit von allen behaupten. Ich weiß es nicht, vielleicht ließ es viele auch völlig gleichgültig.«
    Â»Dann rekapitulier ich des. Einige Frauen ham quasi einen Sonderkurs beim Toni gebucht. Und sie haben dafür gut bezahlt, nehm ich an.«
    Wieder nickt die Frau.
    Â»So eine unbegrenzte Toleranz hat bestimmt nicht jeder Partner aufgebracht, will ich meinen.«
    Â»Sie reduzieren das auf, ich weiß nicht – bei Ihnen klingt es schmutzig und widerwärtig. Sonderkurs, wie sich das aus Ihrem Mund anhört. Zynisch! Es war eine Erfahrung jenseits des Alltäglichen. Ich hab mir schon gedacht, dass Sie das nicht in Ihren Kopf bekommen.«
    Jetzt ist die Wiesner eingeschnappt. Sie ärgert sich darüber, dass dieser Zirkel anscheinend die Exklusivrechte beansprucht bezüglich außergewöhnlichem Fleischesvergnügen. Spirituell oder nicht. Thematisch ist sie damit durch.
    Â»Okay, wie auch immer – jetzt wird mir klarer, was Sie mit verwechseln gemeint haben. Und jetzt hätt ich gern den Namen.«
    Â»Welchen Namen?«
    Â»Den Sie im Kopf haben, seit heute Mittag. Und weswegen Sie sich Gedanken machen. Weswegen Sie mich angesprochen haben. Und wenn ich nix krieg, lad ich alle sieben Frauen, die mir bekannt sind ... ich mein acht, samt Anhang im Präsidium vor und red Klartext über spirituelle Erfahrungen in der Sedanstraße.«
    Â»Sie erpressen mich?«
    Â»Ich glaub, Sie fühlen sich selber ned wohl.«
    Wieder ein Aufseufzen. Schwere Geburt.
    Â»Na gut.«
    N ichts ist gut. Die Beschaulichkeit hat für den Sandner ein Ende. Die Hinterreifen seines Vehikels sind platt. Er geht nicht davon aus, dass sie grad mit Wanderstöcken malträtiert worden sind. Den Saububen vom Hambacher hat er im Verdacht. Wütend schlägt er aufs Wagendach. Der ganze Zinnober, den es jetzt bräuchte, bis er wieder fahren könnte! Bagage, windige! Zwei Minuten hat er sein Auto dort außer Sicht gehabt. Dass just der altbekannte Streifenwagen um die Ecke biegt, da hat der Zufall dem Sandner ein Präsent überreicht. Vielleicht ist sein Tageshoroskop dementsprechend.
    Der Sandner fuchtelt mit den Armen.
    Der Wagen hält. Umständlich schält sich der Ochsenfrosch aus dem Beifahrersitz. Die Hände am Uniformgürtel, baut er sich auf. Kein

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