Fuchsteufelswild
und du hast ihn gestört. Tät scho passen. Aber nach was?«
»Vor allem â hat er was gefunden? Aber wenn er ihn umbracht hat, hätt er doch gleich suchen können. Die Wohnung war aber picobello. Das hieÃe, er rauft mit ihm, dreht ihm spontan den Hals um, und danach hat er Schiss und haut erst mal ab. Und was ist dann mit dem damischen Hopf?«
»Hopf-en und Malz verloren...«
»Noch so a Spruch und ich speib auf den Schreibtisch.«
»Des tät den Sandner ned freuen, des is doch seiner.«
»Dann würd er mal sehen, was ich mit euch Kasperln ertragen muss.«
»Ich hab mir denkt, ein bisserl auflockern ...«
»Wenn ich Spaà brauch, komm ich bestimmt ned in die HansastraÃe, capice? Was ist eigentlich mit der Obduktion vom Brandl? Die müsst doch bald sein. Fragst beim Aschenbrenner nach, und da gehst du bittschön dazu, zwecks der Gaudi.«
»Oha.«
Sie schüttelt den Kopf und vertieft sich in den Bericht über den Zugriff in der Causa Hopf.
»Spanische Zitronen«, murmelt sie, »nicht zum Fassen.« Ein kleines Lächeln kommt ihr aus, das erste des Tages. Dann macht es einer nachdenklichen Miene Platz. Stangassinger befragen â hat er von Tonis Spanienplänen gewusst? Streit?, notiert sie auf ein Zetterl.
Der Jonny hat sich wieder vom Acker gemacht. Die Herrenjahre werden warten müssen. Dafür schneit der Hartinger herein, tatsächlich hat er eine Krücke unter die Achsel geklemmt.
W ieder macht dem Sandner keiner die Tür auf. Er kannâs verstehen. Das ist keine Uhrzeit, wo du gemütlich in der Kuchl hockst und dich mit der Katz um das Platzerl an der Ofenbank streitest. Da hätte er in München eine höhere Trefferquote. Nicht weil die Leut altrömisch-dekadent herumflacken und Trauben fressen, sondern wegen der Flexibilisierung. Die scheiÃt sich nämlich nix, ob du eine Eule oder Lerche bist. Teilzeit heiÃt, dass du weniger Zeit brauchen darfst, musst halt schneller werkeln. Dafür darfst du morgens eine Stunde länger liegen bleiben, spart dir Kosten. Arbeiten musst zu allen Tageszeiten wollen, da würde sich der Gockel umschauen mit seinem Geschrei und damisch werden. Vierundzwanzig Stunden muss der Laden brummen, Geld schläft nie. Selbst die kleinen Hascherln werden fürs Leben präpariert. Die treibt man im Halbschlaf raus, samt schwerem Gepäck, und im Dunklen kommens zurück. Wenn du nicht einschläfst, machtâs dich härter.
Der Sandner nimmt also an, dass der Hambacher sich um seine Ferienwohnungen kümmert. Sein schieÃwütiger Sohn tummelt sich mutmaÃlich auf dem Waldspielplatz. Trotzdem klingelt der Sandner Sturm. Nimmt den Finger nicht mehr von der Glocke. Oder deswegen. Wieder der Vorhang. Diesmal erkennt er aber ein Gesicht hinter der Scheibe. Die Frau Hambacher. Er gestikuliert in ihre Richtung. Nichts tut sich. Die Frau verschwindet vom Fenster. Wie der Sandner sich grad umgewandt hat, hört er, wie die Tür aufgeriegelt wird. Zweimal abgesperrt plus Türkette. Er dreht sich um.
»Mein Mann ist nicht da«, sagt die Frau, »erst heut Abend wieder. Der Schorsch ist auch unterwegs.« Ihre Stimme ist ein stahlkalter Hirschfänger, der jedem Dialog bis zum Heft ins Herz fährt. Gewohnt, mit einem scharfen Wort zu töten.
»Ich wollt ja auch zu Ihnen«, erwidert der Sandner unbeeindruckt, »grüà eana, derf ich reinkommen?«
»Mir gehtâs nicht gut, der Magen.«
Sie ist eingehüllt in einen ausgeblichenen roten Frottee-Jogginganzug. Ob sie ihn einstmals ausgefüllt hat, kann der Polizist nur erahnen, aber aktuell würden zwei ihrer Sorte hineinpassen â oder drei, ist ja dehnbares Material.
»Nur eine Minute«, benzt der Sandner und schiebt sich an ihr vorbei ins Haus. Ein Geruch nach Salben und Erbrochenem steigt ihm in die Nase. Nicht gerade von Chanel kreiert. Die Frau schlieÃt hinter ihm die Tür.
»Ich kann Ihnen doch nicht helfen«, sagt sie matt. Der Hirschfänger ist nur eine Attrappe gewesen.
»Schau mer mal«, ermuntert der Sandner. Die Stuben kennt er schon. Jetzt, wo der urgewaltige Hambacher sich nicht darin aufhält, kommt sie ihm gleich gröÃer vor. Die Frau setzt sich nicht, verschränkt die Arme, den Blick in weite Ferne gerichtet â oder in eine andere Zeit.
»Ihr Mann hat gemeint, Sie hätten sich
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