Fuchsteufelswild
überarbeitet.«
»Hat er das gesagt, ja?« Sie schnaubt verächtlich. »Da schämt er sich wohl. Ich bin krank, Herr Sandner, ich leide unter Depressionen.«
»Vielleicht hat erâs nur gut gemeint und wollt ned jedem erzählen ...«
»Ich bin weder aussätzig noch infektiös, Herr Sandner.«
»Des is gwies ned leicht.«
»Was wissen Sie schon davon!«
Da hat sie recht. Da kann er nicht mitreden. Melancholisch vielleicht, ab und an, das ist eine Berufskrankheit.
»Da hams recht, davon weià ich nix. Ich weiÃ, Frau Hambacher, dass mir jemand kundtun wollt, Ihr Mann wär am Samstagabend in München gewesen, und jetzt frag ich mich natürlich ...«
»...ob ich gelogen hab.«
»Ob Sie vielleicht früh ins Bett gegangen sind. Vielleicht ein Medikament.«
Sie schaut weiterhin an ihm vorbei. Als wäre er gar nicht im Raum oder hätte eine Tarnkappe auf. Mit der Hand macht sie eine fahrige Geste.
»Ich kann Ihnen nicht helfen. Gehens jetzt besser. Mein Mann wird gleich kommen.«
»Ich dacht, heut Abend erst?«
Wieder ein lässiger Wink. Sie streicht sich die wirren Haare aus dem Gesicht. Ihr Blick kommt so unmittelbar, dass sich der Sandner bei etwas ertappt fühlt. Sie starrt ihn intensiv an. Aus dunklen Augen tief in den Höhlen wird er aufgespieÃt. Das dritte Auge. Das wird sie enttäuschen.
»Irgendwann kommt doch alles ans Licht, nicht? Irgendwann muss man für alles büÃen.«
»Wie meinens des? Was sollt ans Licht kommen?«
»Unsere Sünden, Herr Sandner â Sie sollten daran glauben.«
»Aufs Jüngste Gericht möchte ich mich aktuell nicht verlassen.«
Ihr Blick ist wieder ausgeknipst, verliert sich im Zimmer. »Irgendwann ...«, murmelt sie.
»Frau Hambacher ...«
»Ich bin müd, gehens bittschön.«
Der Sandner ist bereits bei der Tür, da dreht er sich noch einmal um. Gebeugt sieht sie aus, die Frau, als hätte ihr wer eine Kraxe mit Steinen aufgeladen. Mit abwehrender Geste will sie ihn davontreiben. Lästig ist er, der Kriminaler. Eine Stechmücke.
»Wo find ich denn jetzt Ihren Mann und Ihren Sohn? Ich könnt auch hier auf sie warten.«
Sie greift sich an den Kopf, als müsste sie sich besinnen, dass sie Mann und Sohn hat.
»Die ...die sollten auf der Baustelle sein in Saulgrub, wenn sie nicht gerade auf dem Rückweg sind.«
Der Hambacher scheint gut im Geschäft, expandiert auf jeden Fall.
»Könnens Sie mir gschwind die Adresse aufschreiben.« Er zeigt sein lädiertes Handgelenk. So ist der Sturz zu etwas gut gewesen.
Zettel und Stift holt er mit der Linken flugs aus der Tasche. »Bloà die StraÃe, mein Navi find des schon.«
Sie schaut ihn an, als stünde er bei ihr vor Gericht. Tollpatschige Dotschen dürfen bei ihr nicht auf Gnade rechnen. Da würde das Beil warten oder zumindest ewige Verdammnis, gegrillter Hintern inkludiert. Aber sie kritzelt Buchstaben aufs Papier, das ist die Hauptsache.
S ie hätte den Jonny hinschicken sollen oder den Mann vorladen. Sich in sein Wohnzimmer zu pflanzen ist keine gute Idee gewesen.
Aber das Büro in der HansastraÃe ist ihr zu eng geworden. Die Mauern sind immer näher an sie herangerückt, bis sie geglaubt hat, der Sauerstoff wäre gänzlich aufgebraucht. Zerquetscht wollte sie nicht werden. Diese Illusion ist befördert worden durch die umtriebigen Kollegen, die sie nach der Lagebesprechung wie eine Jagdhundmeute umringt hatten. Da ist die Luft mit spannenden Geruchsnoten angereichert worden, und Veilchenduft ist nicht dabei gewesen.
Die Fäden sollte sie in der Hand halten, aber ihr Webtuch wird ihr grad von betrunkenen Schimpansen aus der Hand gerissen.
Was bei der Leichenöffnung vom Brandl herausgekommen ist, hat die Hypothesen vom Aschenbrenner nur unterfüttert. Nix spektakulär Neues, hat der Jonny resümiert, auÃer dass der Brandl Tofuwürstchen samt Reis und Tomaten intus hatte. Zumindest den Erfahrungshorizont des jungen Kriminalers hat es erweitert. Er weià nun, unter anderem, wie man den Mageninhalt einer Leiche veranschaulicht. Nicht alltagspraktisch, aber nachhaltig. Den eigenen hat er hinterher auch präsentieren müssen, der harte Kerl, hat ihr der Aschenbrenner schmunzelnd gepetzt.
Jetzt fläzt sie also auf einem groÃvolumigen Sitzkissen gegenüber dem Herrn Stangassinger,
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