Fuchsteufelswild
nicht vernehmungsfähig.«
»Die Antwort ist: tschilp«, plärrt der Sandner lauter als nötig.
Uraltwitz. Wahrscheinlich auf den Kopf gefallen, der Hauptkommissar. Sie gibt die Jagd auf den Hopf zum Besten in Erwartung seines Ausbruchs. Dann eben noch mal. Sollen sie halt auf ihr rumhacken, die grindigen Geier. Wer es braucht. Der Sandner kommentiert aber nichts. Lauscht nur. Unterbricht sie nicht einmal mit verzierenden Sprücherln. Als sie fertig ist, hört sie ihn durchschnaufen. Vier Sekunden Stille.
»Gibt so Tage, wo nix zampasst«, resümiert er, »passiert halt. Mach dir keinen Kopf. Kann der Hartinger noch hatschen?«
»Jetzt meinst du sicher, er soll Krücken besorgen und ins Gschäft.«
Der Sandner lacht auf.
»Wieso? Ist der noch gar ned zruck? Zeit wirdâs.«
Er schildert der Kollegin kurz seinen Auftritt im Wald, wobei er Marias heilende Hände ausklammert.
Die Wiesner lehnt sich im Bürostuhl zurück, Beine auf den Tisch.
»Bist aber scho wieder kreuzfidel, oder? Und fluchen hör ich dich au ned. Sag amal, Sandner, hast du dir scho einen Kurschatten angelacht?«
»Schmarrn, wie kommst jetzt darauf?«
»Das merkt Frau an kleinsten Nuancen.«
»Nuancen? â Sonst hast du keine Sorgen?«
»Was machst du jetzt?«
»Ich zeichne mir brav und in aller Ruhe ein Soziogramm, sonst verschmeià ich die Namen und wie die alle zamhängen. Und dann gehtâs zum Hambacher senior. Die Brut herbeuteln.«
»Soziogramm, aha â ich seh scho, die Rothaarige, deine Therapeutin, hat abgefärbt. Mit der hättest zusammenbleiben sollen, die hätt dir noch was Anständiges beibracht.«
»Was Anständiges â mir? An mir is es ned gelegen â eher an Barcelona. Gegen spanische Sonne brauchst du ned konkurrieren. Und euch würd ich doch nie verlassen. So, hast sonst noch a Problem mit meinem Innenleben, oder simmer thematisch durch?«
Die Wiesner muss an die Datei mit Corina Sandners Adresse denken. Sie schüttelt den Kopf. Besser, das bliebe im Kisterl weggesperrt.
»Ich hab bloà gmeint ...«
»Und ich mein, du bist a weng analytisch drauf grad, beziehungstechnisch. Des kommt gwies von deinen Ermittlungen â frag dich halt, warum.«
»Warum?«
»Hock dich hin und überleg, was dich umtreibt. Ich merk doch, dass da was ist.«
»Ich no ned.«
»Des kommt scho, ich kenn dich.«
»Heut nimmer, Sandner, heut gwies nimmer.«
Wie sie das Gespräch beendet, bricht der Jonny herein wie das Berggewitter. Energetisch und bester Laune. »Du schaugst ned gut aus«, schmettert er leichthin daher.
»Dankschön, zum Glück fällt heut mein Fotoshooting aus. Was hast?«
»Zuerst die guten Nachrichten.«
»Na, die andern.«
»Also die besseren.«
»Sag scho.«
»Der Poschner von der Spusi reibt sich die Hände. Bessere Fingerabdrücke kriegt er selten. Er meint, die Korpulenten ham den meisten Schweià an den Fingern. Den Hopf haben wir amtlich. Des is Fakt.«
Der Jonny fängt plötzlich an zu singen. »Dicke schwitzen wie die Schweine, Dicke ...«
»Bist jetzt ganz verblödet?«, raunzt die Wiesner dazwischen.
»Komm scho, des is Westernhagen. Hat mei Vater immer voll aufdraht, wenn er die Mama tratzen wollt.«
»Sparâs dir â warâs des?«
»Oiso, den restlichen Abdruckabgleich gibtâs in a Stund. Hätt oberste Priorität â AFIS und so weiter. Des betrifft die Abdrücke von dem Verdächtigen aus Bad Kohlgrub. Da waren sie fix, die Murnauer Kollegen â professionell. Und bei den Unterlagen vom Brandl Toni waren Prospekte. Der wollt sich ein Haus kaufen â spanische Küste.«
»Scho wieder einer, den es nach Spanien zieht.«
»Wieso, wen noch?«
Die Wiesner geht auf die Frage nicht ein. »Da hätten ihm doch die Zwanzigtausend von der Hopf nie hingelangt. Wo hätt der des Geld hergebracht?«
»Zamgspart sicher ned. Vielleicht aus seine Gspusis den Saft rauspresst wie aus spanischen Zitronen.«
»Spanische Zitronen?« Die Wiesner greift sich an die Stirn. »Hast du an Clown gfrühstückt? â AuÃerdem glaub ich des ned. So a Dreckhammel war der ned â aber rauspressen wollt er es vielleicht scho irgendwo.«
»Und der Erpresste hätt hinterher die Wohnung durchsucht,
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