Fuchsteufelswild
wird«, ergänzt der Hartinger.
»Frisst der Hartinger viel Kraut, wird der Wind recht stinkat und laut.« Das dreckige Auflachen vom Jonny muss einsam sein Dasein fristen. Die beiden Kollegen glotzen ihn nur fragend an.
»Wenigstens ist der Hopf gut verräumt, so wie es ausschaut, können wir in Ruhe den Samstagabend zusammenpuzzeln.« Die Wiesner streckt sich.
»Im Krankenstand sind mir die Tatverdächtigen auch am liebsten«, ergänzt der Jonny und schlürft vom Kaffee. »Des ewige Hinterherhetzen ist dermaÃen ungesund, gell, Hartinger?«
»Du mich auch, John-Boy«, kommt es knapp vom Angesprochenen. Die beiden nicken sich kurz zu. Der Hartinger vertieft sich in die Ermittlungsakte.
»Unterschätz die Siechen nicht«, meint die Wiesner. »Letztes Jahr haben wir einen Fall gehabt, da sind sich zwei in einer Oben-ohne-Bar hinterm Bahnhof ans Leder. Der eine, mit Magenkrebs im Endstadium, hat den anderen dermaÃen hergestiefelt, dem ham die Zähn bald zum Hinterkopf rausgeschaut. Zufällig waren zwei Rettungssanitäter anwesend, die wollten zur Abwechslung mal üppiges Fleisch begaffen, an einem Stück. Wenn die das Opfer ned glei versorgt hätten, wär der abgekratzt. Und weiÃt, was des Beste war?«
Der Jonny ist jetzt ganz Ohr.
»Der Krebskranke hat sich was dazuverdienen wollen. Schwarzarbeit sozusagen. Damit er seinen Kindern a wenig Geld hinterlassen kann. Ein Spezl hat ihn beauftragt, den Liebhaber seiner Frau totzuhauen. Und wir haben es für eine madige Kneipenkeilerei gehalten. Wollt ja auch keiner was gesehen haben â kennst es ja. Eigentlich ned dumm.«
»Und wie seids ihr draufgekommen?«
»Gar ned. Er selber hatâs verraten. Weil sein Kontrahent ned ganz tot war, nur a bisserl, wollt sein Spezl ned rausrücken mit der vollen Summe. Und da hat er ihn hingehängt. Er hat sogar wissen wollen, ob er ihn verklagen könnt, wegen ausstehender Zahlung. IQ halt vom Gänseblümchen. Der Sandner hat gemeint, des nächste Mal müsste er zumindest auf Vorauskasse bestehen. Ein nächstes Mal hat es nicht mehr gegeben â vor der Hauptverhandlung ist er über den Jordan. So viel zu den Kranken und Siechen.«
»Reds ihr von mir?« Der Sandner betritt grinsend die Bühne. »Hier schautâs eh scho aus wie in der AuÃenstelle vom Klinikum.« Sein Blick wandert im Raum umher. »Bringt die Toten heraus!«, dröhnt er mit Bassstimme.
Die Wiesner überlegt kurz, die FüÃe von seinem Schreibtisch zu nehmen, lässt sie aber, wo sie sind.
Das allgemeine Servus und Hallo hat einen befreienden Unterton. So, als ob die natürliche Ordnung wieder Einzug hält. Selbst die Wiesner ist davon angesteckt, obwohl sie keinen Alpha-Rüden bräuchte, um sich anzulehnen. Dass er sich bloà nicht überschätzt, der Sandner. Die Nase kann sie sich auch allein brechen. Für sie hat es eher etwas mit Balance zu tun. Das kindliche »Alles wird gut« kommt ihr plötzlich in den Sinn. Das ärgert sie. Was ein Schmarrn hoch zehn!
»Es erquickt wohl auch den müden Stier, wenn die Leute sagen: Dort geht der Herr der Herde«, hat Kalidasa in Indien einstmals aufgeschrieben.
»Bevor uns die Rührung übermannt, hätt ich gern die Ermittlungsakten eingesehen«, verfügt der Herr der Ermittler-Herde. Ordnungsgemäà erquickt kommt er allerdings nicht daher.
»Wie gehtâs deinem Handgelenk?«, will die Wiesner wissen.
»Wie gehtâs deiner Nase?«, fragt er retour.
»In etwa so wie seinem Knöchel.« Sie weist mit dem Kinn auf den Hartinger. Der Sandner fläzt sich auf einen leeren Stuhl.
»Ich habâs schon gehört â du hast einen Hund gepiesackt, Hartinger. Wollt das kriminelle Zamperl ned rausrücken mit der Wahrheit?«
Der Jonny reicht ihm die Vernehmungsprotokolle und Akten. Der Hauptkommissar blättert unmotiviert darin herum. Dann seufzt er auf. »Ich sagâs euch.«
»Wellness wird überschätzt?«, fragt seine Kollegin.
»Na â fürs Landleben brauchst du Nehmerqualitäten, sonst zählns dich ruckzuck aus.«
»Eigentlich wollt ma für heut Feierabend machen.«
»Eigentlich schaut bestimmt gleich der Wenzel vorbei, der hat bestimmt scho gewittert, dass ich wieder im Gau bin.«
Es dauert keine zwei Minuten, bis Sandners Vorhersage bestätigt
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