Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
dahingeflossen, als hätte sie der Dalí gemalt. Zeit ist ja eine Erfindung der Sinne, wie der Philosoph gern betont. Von daher ist es ein surrealistischer Rodeoritt gewesen, in höchstem Tempo, und das Viech hat ein ums andere Mal sauber aufgebuckelt.
    Â»Schön, dass wir uns begegnet sind, find ich«, bekennt sie abschließend.
    Â»Ja«, kann er inbrünstig antworten, da klebt nix Falsches dran.
    Â»Und ich tät mich freuen, wenn wir ...« Sie zuckt die Achseln und lächelt ihn an. Dass die Frauen in solchen Situationen allerweil mutiger erscheinen.
    Â»Dann wird’s gwies passieren«, sagt er einfach.
    Â»Meinst?«
    Er nickt und greift nach ihrer Hand. Dreht sie etwas und betrachtet die Handfläche. Die feinen Linien, die kräftigen Finger. Konzentriert wird sein Blick, als könnte er drin lesen wie in der SZ.
    Ein zweites »Ja« bringt er heraus und nickt entschlossen, weil er akut beschlossen hat, sich über den Weg zu trauen. Dann müssen sie sich doch noch umarmen, aneinanderdrücken und busseln, bevor der Sandner nach seinem Rollkoffer greift. Fast hätte er das Bezahlen vergessen.
    Wie er im Auto sitzt, kann er nicht gleich losfahren. Er muss sich den strikten Befehl dazu geben. Der innere General übernimmt die Macht, und der übermütige Soldat muss wieder ins Glied und knipst brav das Hirn aus.
    W ie die Sanne noch ein kleines Madl war, hat der Tierfilmpapst Heinz Sielmann ihnen im Sonntagnachmittags-Programm einmal einen Ameisenlöwen auf Beutefang präsentiert. Das borstige Insekt, eigentlich bloß eine Larve, hatte im sandigen Boden einen Trichter gebaut. Eine Ameise ist leichtsinnig herumstrawanzt, mit dem lockeren Sand zum Trichtergrund gerutscht und – aus die Maus. Zwei Mandibeln haben zugepackt und knack! – ein verzweifeltes Zappeln, dann hat das lähmende Gift ihr den Garaus gemacht. Flott ausgesaugt und Mahlzeit! Die Sanne hat das damals furchtbar gemein gefunden.
    Vielleicht ist es gesund, dass der Sandner Bad Kohlgrub verlässt. Gerade noch aus dem Trichter gekrabbelt. Der Abstand wird ihm guttun. Gefangen genommen hat ihn der Ort, eingetaucht ist er im Moor, seine Gedanken sind mäandert, wie die kurvigen Pfade in die Bergwälder hinein.
    Mit Jimmy Rosenbergs virtuoser Klampfenkunst zuckelt er gen München. Zum Niederknien spielt der Mann auf. Sein Gipsy-Swing umrahmt die To-do-Liste, an welcher der Sandner herumbastelt, bis er sie imaginär in die Tasche schieben kann. An der könnte er sich die Zähne ausbeißen oder letztendlich sogar die traurige Ameise abgeben. Aber brauchbare Ideen wachsen im Wald nicht wie das psychogene Gesträuch.
    Fertig ist er mit Bad Kohlgrub noch lange nicht.
    I m Münchner Westen tummelt sich derweil seine angeschlagene Truppe. Im Büro in der Hansastraße regiert der Mull. Einzig der Jonny Winter ist noch unversehrt. Wobei ihm die umfangreiche Leichenöffnung zumindest psychisch eine gescheite Watschn verpasst hat. Da ist der Doktor Aschenbrenner detailversessen. Kein lockerer Spruch kommt dem Jonny über die Lippen, was der Wiesner nicht unrecht ist. Sie kommt gerade zurück vom Arzt wegen der Nase. Kurze Überprüfung. Im Vergleich zum Hopf ist ihr gebrochenes Nasenbein natürlich Kindergeburtstag mit Erdbeertorte. Nichtsdestotrotz hat es Priorität.
    Â»Habts nix zum Tun?«, rempelt sie die Kollegen verbal an. »Oder wartet ihr auf den Meister? Wo habts die Palmwedel und die Rosenblätter?«
    Â»Zu Meister fällt mir ein«, der Hartinger nimmt gerade Haltung an, »die Telefondaten sind da. Nur mit der Calm&Peace-Gemeinde hat der Brandl telefoniert, mit dem Stangassinger, den Damen und zweimal mit dem Hambacher – weißt schon, dem Kerl aus Bad Kohlgrub. Computer hat er nicht und soziale Netzwerke Fehlanzeige. Medienasket.«
    Â»Bin i au«, bemerkt der Jonny. »Da verplempern die Leut ihre Zeit für nix und wieder nix. Wenn du dann amal am Abkratzen bist, kannst japsen – hey, ich war ein digitales Großereignis. Drauf geschissen. Auslöschen könnt man dich mit einem Knopfdruck – so schaut’s aus.«
    Â»Wenn ich amal einen Philosophen brauch, der mir die Welt gscheit erklärt, schau ich mich in Hintertupfing um – da muss das Nest sein«, meint die Wiesner und gähnt ausgiebig.
    Â»Erzähl lieber eine Bauernregel von daheim, damit wir wissen, wies Wetter morgen

Weitere Kostenlose Bücher