Fuck Buddies - Unterwegs mit den Jungs
der Umkleidekabine.
„Die Hengste sagen Danke. Aber nein, danke“, antwortete Uwe und zog mich aus der Sauna. „Los, wir gehen noch einen trinken.“
„Hätten wir ihn nicht mitnehmen sollen?“, fragte ich mit tadelndem Unterton.
„Das Bückfleisch?“, schnaubte Uwe und lachte dann. „Och nee, der ging mir schon auf den Geist, als er diese kleinen, affektierten Schreie von sich gegeben hat, während er dein Ding drin hatte. Braucht kein Mensch, oder? Du allerdings“, er sah mich an, als könne er in mir lesen wie in einem Buch – eine Fähigkeit, die er im Lauf der Zeit zur Perfektion entwickeln würde – brauchst nach Blondie jetzt ein Helles.“
Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem wir nicht wenigstens telefoniert haben. Fünf Jahre ist das nun schon her.
Drei
„Na, ist’s interessant?“ Berts Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
„Wie?“
„Na, du stierst den Film da an, als hättest du’s verdammt nötig“, lacht er. Ich merke, dass ich scheinbar die ganze Zeit zur Leinwand hinüber gestarrt habe. Gerade lässt ein debil aussehender Ami mit aufgepumptem Körper es sich von einem monströsen Afroamerikaner besorgen. Der schwarze Schwanz, bei dessen Anblick ich sofort Phantomschmerzen bekomme, stößt wie von einem Presslufthammer angetrieben ins helle Fleisch. Der Gummi ist aus unerfindlichen Gründen rot, was den Schwanz merkwürdig verfärbt und dem Anblick etwas von einer seltsamen Nationalflagge gibt: weiß, rot, schwarz.
„Wollen wir?“, fragt Uwe und nickt, ohne auf unsere Antwort zu warten, dem Barmann zu. Der kassiert, nimmt unser Trinkgeld desinteressiert zur Kenntnis und wünscht uns huldvoll einen schönen Abend. „Kommt bald wieder, Jungs!“
„Immer gerne“, ruft ihm Bert im Gehen zu. „Sobald du dafür gesorgt hast, dass der Kindergarten hier nicht Wurzeln schlägt!“ Die Tür fällt hinter uns ins Schloss. „Hat der mir gerade ‚Alte Ziege’ hinterhergerufen?“
„Glaube ich nicht“, beruhigt ihn Uwe. „Wo doch jeder weiß, dass Ziege gar nicht zu dir passt, du alter Bock!“
„Du bist so charmant!“
„Das habe ich gar nicht nötig, Schnucki. Wir sind schließlich Freunde!“
Wir lachen und setzen uns in Bewegung.
„Ins Café Hoffnungslos ?“, fragt Bert stirnrunzelnd, als wir am Sub vorbeigehen, dem schwulen Kommunikationszentrum.
„Nee, die machen jeden Moment zu“, sagt Uwe und schlägt dann vor: „Wie wär’s mit dem Bau ?“
„Bloß nicht!“ Bert zieht uns eilig weiter. „Da habe ich letzte Woche so ’nem alten Lederkerl einen runtergeholt. Und als ich gestern kurz auf ein Bier da war, ist er mir wie ein aufgeregtes Hündchen hinterhergelaufen. Den muss ich nicht unbedingt wiedersehen.“
Ich runzle die Stirn. „Seit wann treibst du es denn im Bau ?“
„Ich habe es dort nicht getrieben – ich habe einem alten Lederkerl einen geschleudert . Dazwischen besteht ja wohl noch ein Unterschied.“ Er schüttelt den Kopf. „Nun seht mich nicht so entsetzt an. Der stand neben mir am Pissoir und spielte an seinem Stummel rum. Als ich ’ne gute Stunde noch mal pinkeln bin, war er immer noch da. Junge, sah der verheerend aus! Aber dann, als ich fertig bin und mein Ding wieder wegpacke, sieht er mich an und sagt ganz traurig, dass er auch mal jung war und sich nicht vorstellen konnte, keinen abzukriegen.“
„Und dann hast du ihm einen runtergeholt?“ Uwe zieht eine Augenbraue in die Höhe.
„Ja, aber es ging zum Glück ganz schnell.“
„Und hat er dich auch angefasst?“, will ich wissen.
Bert zuckt mit den Schultern. „Na, ich habe ihn eben ein bisschen an meinem Arsch rumfummeln lassen. Es war echt keine große Angelegenheit – zehn-, zwölfmal hin und her, und schon hat er geschnauft wie eine Dampflok und gegen die Keramik gespritzt.“
„Ja, und dann?“, will ich wissen.
„Dann hat er sich ganz offensichtlich gefreut.“
„Du bist die Mutter Teresa der Schwulen“, grinst Uwe. „So was von selbstlos.“
„Man hilft, wo man kann“, zickt Bert zurück. „Und jetzt los. Lass uns sehen, ob wir bei den Stoffnattern noch einen Platz bekommen.
Stoffnattern nennt Bert jeden Schwulen, der den Unterschied zwischen Gucci und H&M erkennt, gelegentlich zu Hemden von Paul Smith greift und sich darüber aufregt, dass Jil Sander nur für schmalbrüstige Hänflinge schneidert. (Streng genommen zählen wir also auch zu den Stoffnattern – aber so eng sieht Bert das nicht.) Und davon wimmelt es nur so im Maxx , einer
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