Fuck Buddies - Wilde Spiele
der Handvoll Campus-Lesben in ihren Fleecejacken wurde das Professorchen von so ungefähr jedem weiblichen Wesen in der Hochschule vergöttert. Jede Zweite bekam ein feuchtes Höschen, wenn er nur an ihr vorbeilief. Der genoss das bestimmt und holte sich danach in seinem Büro einen runter. Daher sollte Kai lieber keine allzu großen Erwartungen haben. Außerdem waren Männer von über vierzig für ihn tabu. Kai ging zurück zu dem kleinen Ecktisch.
Medenbacher tippte auf seinem Smartphone herum. Ohne aufzublicken, ergriff er gleich das Wort: „Und? Haben Sie die Verabredung mit Ihrer Kollegin verschieben können?“
„Ja. Aber ich würde gerne wissen, warum Sie mich einladen.“
„Keine Fragen – das ist der Deal. Natürlich kann ich Ihnen nicht verbieten, mir Fragen zu stellen. Aber antworten werde ich darauf eben nicht. Können Sie damit leben? Es steht Ihnen selbstverständlich frei, jederzeit zu gehen, wenn Ihnen danach ist.“
Das war eine klare Ansage. Kai mochte Männer, die wussten, was sie wollten. Er selbst war einer von ihnen. Und er wollte dominiert und geführt werden. Im Bett zumindest. Er war zwar nicht gerade ein ehemaliges Straßenkind, das in den Wirren der Großstadt ums nackte Überleben gekämpft hatte. Doch als Scheidungsopfer und Sohn einer alleinerziehenden und berufstätigen Mutter hatte er schon sehr früh angefangen, seine Entscheidungen im Leben ohne fremde Hilfe zu treffen. Letztlich finanzierte er auch jetzt als junger Erwachsener sein Studium selbst und war nahezu unabhängig. Er hatte gelernt, sich nur auf sich zu verlassen. Daher suchte er den Kontrast. Genoss es, sich beim Sex zu unterwerfen. Die Führung abzugeben.
„Gut“, antwortete Kai. „Wann und wo?“
„Freut mich“, entgegnete der Prof, während er sich weiterhin mit dem Smartphone beschäftigte, „ich habe Ihnen soeben meine Adresse und die Uhrzeit per eMail geschickt.“
Du hast meine eMail immer noch? Damals hatten alle bei der Anmeldung zu Medenbachers Seminar ihre Kontaktdaten angeben müssen. Aber dass er ihm so im Gedächtnis geblieben war, das haute Kai um.
„Wie lange müssen Sie heute arbeiten?“, wollte der Prof wissen.
„Bis sechzehn Uhr.“
„Wunderbar. Dann bleibt Ihnen genug Zeit. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Arbeitstag.“ Mit dieser letzten Abschiedsfloskel erhob sich Medenbacher und verließ den Laden. Genau zweiundsechzig Minuten, nachdem er ihn betreten hatte.
In Rekordzeit bereitete Kai drei Latte macchiato und zwei Frozen Coffees zu. Dabei hatte er nur noch eins im Sinn: Er wollte sich kurz ins Lager zurückziehen, das iPhone aktivieren und die eMail lesen, die Pädo ihm gerade geschickt hatte. Während er schon nach hinten eilte, gab er Sue per Handzeichen zu verstehen, dass er gleich zurückkommen würde. Dann verschwand er hinter dem großen roten Vorhang, der den Vorrats- vom Ladenbereich trennte. Er stellte sich in die hinterste Ecke neben das Putzmittelregal und rief das eMail-Programm auf seinem Handy auf. Die Sekunden des Hochladens kamen ihm wie eine Ewigkeit vor. Er konnte es nicht erwarten, mehr über diese mysteriöse Einladung zu erfahren. Als er endlich das Symbol mit dem geschlossenen Briefumschlag erblickte, tippte er mit zitterndem Zeigefinger darauf. Gleich würde seine Neugier belohnt werden: Die Nachricht wurde geöffnet. Der Absender war Professor Dr. Kurt Medenbacher, und er hatte sie von seiner privaten eMail-Adresse gesendet. Also konnte es schon mal nichts Offizielles sein. Kai begann zu lesen – und wurde enttäuscht. Das war alles?
Hohlbeingasse 3. 20.00 Uhr. K.M.
Betreten ging Kai wieder ins Café. Im Laden herrschte immer noch ziemliche Ebbe. Sue hockte hinter der Kuchenvitrine und mampfte heimlich einen Heidelbeermuffin. Sie guckte ihn mit ihren großen, überschminkten Augen erwartungsvoll an und fragte mit vollem Mund: „Und? Waff hat er geffrie’m?“
„Nichts. Zumindest nichts, was irgendwie darauf hinweist, was genau da heute Abend passiert.“
„Gehft du troffdem hin?“
„Ja. Ich denke schon.“
Er hatte es geschafft. Pädo war es gelungen, ihn in seinen Bann zu ziehen. Und Kai hasste ihn jetzt schon dafür …
„Allef wird gut“, brachte Sue noch heraus. „Daf wird fupergeil …“ Und beherzt steckte sie sich das letzte Stück Muffin in ihren kleinen, mit Stahl verzierten Schmollmund.
***
Noch ein weiteres Mal, und die alte Frau, die in der Straßenbahn vor ihm saß, würde sich umdrehen und ihm eins
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