Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
höchstens im Fleischsalat, obwohl, es solle ja Frauen geben, die extrem heiß auf Äpfel wären, die hießen meistens Eva.
Nun dreht er sich augenzwinkernd zu Oma um, sieht mich aber immer noch an der Brust und poltert schnell Richtung Spatzennest, dass die Evas sicher nicht gestillt worden seien, wie solle das auch gehen, von ’ner Rippe oder was.
Oma schnauft und intoniert leise das Ave-Maria.
Ne Rippe als Mutter, wer wolle denn so was, schimpft Opa mit einem Seitenblick auf Oma weiter, hart und nirgendwo Brüste, Mütter habe Gott am Anfang eben noch nicht draufgehabt, oder was seine Annie dazu meine.
Nirgendwo Brüste, wie schrecklich, denke ich und habe großes Mitleid mit den Evas.
Wie denn auch, verteidigt indes Oma Gott und legt eine Singpause ein, der habe ja selbst keine gehabt, der sei außerdem ganz arm dran gewesen und habe ganz schön was aus sich gemacht, da könne Opa sich ruhig mal eine Scheibe von abschneiden.
Eine Rippe klauen und was draus basteln, die frühe Schaffensphase von deinem Gott, doll war die ja wohl nicht, hält Opa lachend dagegen und duckt sich wohlweislich vor Omas schwingendem Rosenkranz.
Mama pflichtet ihm grinsend bei und ergänzt, der Schöpfer habe wohl von Biologie keine Ahnung, und genug Material zur Auswahl sei scheinbar auch nicht da gewesen, vermutlich Finanzkrise und alle Zulieferfirmen pleite, das habe ja gut angefangen mit der Welt, es sollte ja wohl besser laufen, wenn man sich vornähme, einen ganzen Kosmos zusammenzuklöppeln, und die Geburtsschmerzen müsse auch keinerhaben, das sei ja planungsmäßig total schiefgelaufen, wahrscheinlich sei er hundemüde gewesen und beim Töpfern abgerutscht.
Das kann ich verstehen, denn ich rutsche auch ab, tatsächlich, ich kann kaum noch den Nippel im Mund behalten, so müde bin ich plötzlich.
Oma ist jetzt wirklich ärgerlich und sagt mit einem leicht drohenden Unterton, der so wirkt, als sei er über Jahrzehnte eingeübt, sie solle sich lieber um ihre Hormone kümmern und Gott Gott sein lassen, der hätte eben auch einen anspruchsvollen Job, da könne nicht alles glatt laufen, und nun sei Ruhe, sie wolle jetzt weitersingen.
Genau, dröhnt Opa, weiß man doch, dass das anspruchsvoll ist, da müsse man ganz schön Selbstbewusstsein haben, wenn man sich ne komplette Schöpfung zutraut, Jungejunge, er könne das nicht, deshalb sei er auch ganz in Ruhe Metzger geworden, das sei was Handfestes und Wurstwaren brauche man ja immer.
Ich nicht, denke ich müde, was Besseres als Hauptmilch gibt es nicht, und versuche, mir die Augen zu reiben.
Oma unterbricht Opa und schimpft empört, dass das ja seine Entscheidung gewesen sei, also wenn es nach ihr gegangen wäre, sie fände ja, wenn schon an Fleisch rumschnippeln, dann doch wenigstens als Chirurg. Aber nun sei es ja eh gelaufen, seufzt sie enttäuscht und fingert weiter an ihrem Rosenkranz herum.
Bin gespannt, ob Sören-Wotan und ich später mehr auf einer Welle schwimmen, als es Opa und Oma zu tun scheinen.
Doch Opa lässt das Ausgangsthema keine Ruhe und sagt, dass ihr lieber Gott noch nicht mal die Folgen durchdacht hätte, denn immer noch verteilten haufenweise Frauen, die wahrscheinlich alle Eva hießen, zumindest mit Zweitnamen,also diese Frauen verteilten auf sämtlichen Spielplätzen Deutschlands handwarme Apfelschnitze, ja, tupperdosengebräuntes Kernobst, bah, das schmecke ja schlimmer als Sushi oder wie das heiße, kalte Fische seien seine Sache nicht, die solle man besser im Wasser lassen. Er habe mal in einer Sushi-Bar sein Wurstbrot aufs Laufband gelegt und nach einer Runde sei das weg gewesen, daran könne man sehen, dass auch der Japaner Fleisch brauche.
Ich bin nicht erpicht auf neue kulinarische Perspektiven, sondern freue mich über mein akutes Unvermögen die Kaukompetenz betreffend und konzentriere mich auf das Saugen.
~
Eine Woche später kommen Wiebke und Lutz mit Levke-Fee zu Besuch.
»Levke-Fee ist übrigens exakt fünf Tage älter als Mia«, stellt Wiebke glücklich fest und ergänzt auf die fragenden Blicke meiner Eltern hin, »ach ja, und die Pickel, das ist Neugeborenen-Akne, das legt sich ruckzuck wieder, müsst ihr euch einfach wegdenken, dann ist meine Levke-Fee das süßeste Baby auf der Welt. Ach Entschuldigung, Mia ist das natürlich auch, das habe ich nicht so gemeint. Im Übrigen habe ich euch selbstbestickte Wolltücher mitgebracht mit kleinen Eisbären drauf, wegen des Schulterflecks.«
»Schulterfleck?«, fragt Papa
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