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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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irritiert. »Mias Schulter ist einwandfrei, das brauchen wir nicht, aber danke.«
    »Das meine ich nicht«, sagt Wiebke, »guck doch mal auf deinen Pullover.«
    Papa guckt auf seine Schulter und ruft überrascht: »Ach du liebe Zeit, wie sehe ich denn aus, das ist ja peinlich.«
    Und tatsächlich, die ganze Schulter ist übersät mit weißem Milch-Spucki.
    Das war ich, denke ich stolz, damit du immer an mich denkst, lieber Papa, aber er rennt ins Badezimmer und versucht hektisch, die Flecken mit Schwamm und Seife abzurubbeln.
    Aus den fünf kleinen Flecken ist nun ein großer geworden.
    »Ach so«, kommentiert Mama sein Engagement, »wenn’s um dich geht, fängst du auch mal an zu putzen oder was«, und er guckt sie erstaunt an und antwortet: »Ich hab doch neulich erst die Spülmaschine ausgeräumt, ich weiß gar nicht, was du hast!«
    »Vor einer Woche! Und dann auch noch von oben! Herzlichen Glückwunsch! Aber die Wäsche hast du noch nie gemacht!«
    »Wie denn auch, soll ich die mit zur Arbeit nehmen oder was?« Papa ist nun beleidigt, und auch Mama zieht einen Flunsch.
    Nur Wiebke triumphiert und sagt: »Siehst du, und damit ihr euch eure Klamotten nicht versaut, hab ich euch diese Tüchlein mitgebracht, die legt ihr euch einfach auf die Schulter, bevor ihr Mia auf den Arm nehmt.«
    Jetzt soll ich also mit dem Kopf nicht mehr auf Wollpullis mit dem leckeren Papa-Geruch liegen, sondern auf kleinen gefilzten Eisbären, die mich angucken, als wüssten sie auch nicht so genau, warum sie mir leidenschaftslos als Spuck-Unterlage zu dienen haben, statt artgerecht über Eisberge zu tapsen.
    Mama findet das Design ebenfalls gewöhnungsbedürftig, das sehe ich an ihrem Blick.
    Levke-Fee und ich werden nun nebeneinander auf die Babydecke gelegt, wir sollen uns wohl anfreunden. Ihr Aussehen ist wirklich etwas sonderbar, aber wenn man sich die Pickelwegdenkt, könnte es gehen. Ermutigend strample ich ein wenig in ihre Richtung.
    Sie nimmt mein Angebot dankbar an und begrüßt mich:
    »Hallo, ich bin Levke-Fee, sag mal, findest du diese Spucktücher auch so süüß? Zu Hause hab ich die auch in ›Pinguin‹, toll, oder?«
    Ich hatte vollkommen vergessen, dass alle Babys sich untereinander verständigen können, und freue mich umso mehr über ihr Gesprächsangebot, auch wenn ihre Meinung nicht direkt der meinen entspricht.
    »Ich bin die Mia, einfach nur Mia«, erwidere ich, »meine Eltern sind mehr fürs Einfache, und ja, die Tücher sind praktisch, aber sie symbolisieren auch die Mauer zwischen Mensch und sabberndem Säugling – der erste Schritt zur Einsamkeit, der später in Alkoholismus und debilem Promi-Dinner-Gucken mündet.«
    Levke-Fee guckt erstaunt und ein wenig beleidigt, und ich füge hastig an: »Aber das Design ist toll, da kann man nichts sagen.«
    Sie überlegt angestrengt und sagt dann leise: »Ich muss sagen, so habe ich das noch gar nicht betrachtet.«
    Wir lächeln uns an und spucken gemeinsam die Eisbären voll, damit sie sich im nassen Weiß etwas heimischer fühlen.

4. Ist das Kunst, oder
kann das weg?
    Heute ist zum ersten Mal etwas Schleimiges aus meiner Nase gefallen. Teddy sagt, das sei ein Popel. Sieht interessant aus, denke ich, und will ihn mir gleich in den Mund stecken, aber Mama ist schneller. Sie schnappt sich das Ding und hält ihn triumphierend in die Luft.
    »Wer bin ich?«, ruft sie, und Papa antwortet nachdenklich: »Freiheitsstatue? Ja, du bist die Freiheitsstatue, nur mit Popel statt Fackel, aber Fackel und Popel enden ja beide auf -el, so ist die Ähnlichkeit gewährleistet, und es hat trotzdem was Eigenes – damit bist du wieder im Geschäft!«
    Ich beginne ernsthaft, am Verstand meiner Eltern zu zweifeln, und schreie los, um sie zur Vernunft zu bringen. Papa bricht ab und gibt Mama ein Zeichen. Als Kind darf man noch ehrlich sein. Mamas Hand sinkt herab, sie beugt sich über mich und versucht, mich mit dem singenden Tapir aufzumuntern.
    Teddy murmelt was von ›schon wieder gekifft oder was‹ und verdreht die Augen.
    Mama hingegen lächelt mich liebevoll an, wirft mir eine Kusshand zu und verschwindet in unserem Gemeinschaftsraum.
    Seit einer Stunde thront mein Popel jetzt in Formaldehyd konserviert im Wohnzimmer-Billy.
    Als Opa und Oma nachmittags zu Besuch kommen, sind sie irritiert und kurzzeitig sprachlos. Opa fängt sich als Erster, setzt sein rheinisches Isch-toleriere-alles-Gesicht auf und sagt beschwichtigend zu Oma, so viel stünde fest, soferndas Ding eine

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