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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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Überall stehen Skulpturen, teils mit abstrakten Formen, teils naturgetreue Nachbildungen von Menschen und Dingen allerlei Art.
    Es ist wie eine Offenbarung.
    »Das will ich auch«, flüstere ich Teddy ehrfürchtig zu.
    »Was denn?«, fragt er ungehalten.
    »Na ja, mich trotz meiner körperlichen Unzulänglichkeiten im Kunstwerk ausdrücken. So wie Frida Kahlo, die ihre Krankheit zum Gegenstand surrealistischer Werke machte, so kann ich durch die Kunst meinen körperlich unzulänglichen Zustand als Säugling kompensieren.«
    Teddy hebt erstaunt die Augenbrauen.
    »Zumindest bis ich laufen und sprechen kann, dann sehen wir weiter«, ergänze ich und gehe frisch ans Werk.
    Entschlossen spucke ich einen Schwung Vormilch aus – damit hat sicher noch keiner gemalt. Dann versuche ich, mit meinen Ärmchen ein erstes Wischbild auf Parkett zu produzieren.
    »Was soll das denn?«, fragt Teddy ärgerlich und springt zur Seite.
    »Das soll die Vergänglichkeit ähnlich wie Nebelschwaden symbolisieren, verstehst du, ganz in der Tradition von Andreas Gryphius, nur nicht lyrisch, sondern abstrakt künstlerisch«, erkläre ich ihm. Mich wundert, dass er so wenig Kunstsachverstand hat.
    »Ach so«, sagt Teddy einigermaßen irritiert und ergänzt dann trocken, »jetzt sehe ich es auch.«
    Bedauerlicherweise erkennt ausgerechnet Mama als Einzige mein Talent nicht und wischt mein erstes Werk weg, bevor ich auch nur Luft holen kann.
    Teddy kann das nicht mit ansehen und dreht sich mit einem ›Böööh‹ zur Wand.
    »Das sollte ich mal mit ihren Werken machen!«, empöre ich mich und denke, dass es genau das ist. Für jedes Werk, das sie zerstört, werde ich mir eins von ihren vorknöpfen.
    Eigentlich bin ich wirklich wütend, aber dann nimmt Mama mich mit einem liebevollen Blick an die Brust und gibt mir Nahrung, wie kann ich ihr da noch böse sein.
    Selig nuckelnd beschließe ich, über die Sache nochmal in Ruhe nachzudenken, wenn ich mein Bäuerchen und mein anschließendes Nickerchen gemacht habe.
    ~
    Einige Zeit später werde ich unsanft geweckt und kriege einen Schreck. Bis jetzt dachte ich voller Überzeugung, ich wäre auf ewig in Sicherheit vor anthroposophischer Kontrolle, doch es kommt anders.
    Sie ist wieder da.
    Und sie komme jetzt erst mal noch jeden Tag, sagt Mama und lächelt mich an.
    Ja, sie .
    Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter.
    Sie holt mich brutal aus meinem Vormittagsschläfchen, fummelt beherzt an Mamas Brust herum und schreit, es gebe jetzt endlich Hauptmilch für das kleine Scheißerchen.
    Entlarve die Bezeichnung als entwürdigend, gebe aber der Information inhaltlich Vorrang. Enthusiastisch will ich »Gewonnen!« rufen, bin mir aber nicht sicher, ob Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter die Wahrheit gesagt hat oder mich nur böse foppen will.
    Ich blicke zu Mama, die mich stolz an die Brust nimmt,und ich sauge kräftig an. Ja, das ist es, lecker, endlich sind Geschmacksverstärker drin.
    Meine Mama hat’s voll drauf, und das macht mich glücklich. Hingebungsvoll beschließe ich, ihr zu zeigen, wie dankbar ich bin, und trinke von nun an rund um die Uhr alle zwei Stunden jeweils sechzig Minuten lang.
    Teddy behauptet grinsend, das seien täglich siebenhundertzwanzig Minuten, und das sei keine schöne Zahl.
    Ich gebe ihm Recht und nehme mir vor, auf achthundert zu erhöhen.
    Mama stöhnt und versieht mich mit Kosewörtern wie Milchknilch, Fräulein Dementor und David Hasselhoff, und ich würde sie am liebsten voller Dankbarkeit anlächeln, aber die Mundwinkel gehorchen mir immer noch nicht. Verzweifelt gucke ich Teddy an.
    »Das wird schon«, sagt er begütigend, »noch ein paar Wochen, dann hast du das unter Kontrolle, verlass dich drauf.«
    Dankbar schmiege ich mich an ihn.
    Es ist gut, einen Freund zu haben.
    Und es ist gut, dass er schwul ist.
    Dann bleibt er für immer, das spüre ich.
    ~
    Am nächsten Tag kommen Opa und Oma zu Besuch. Sie seien Rentner, erklärt Papa mir, und die hätten zwischen ihren Arztbesuchen viel Zeit.
    Als Opa mich trinkend an Mamas Brust sieht, guckt er sofort wieder weg und rennt zum Fenster. Bestimmt hat er auch Hunger und ist neidisch, denke ich, armer Opa.
    Mama teilt ihm mit, dass nun die Hauptmilch fließt, woraufhin er das Fenster aufreißt und in die Welt hinausbrabbelt, er sei so froh, sein kleines Schätzelein sei ja nun scheinbarendlich im Paradies, ja wirklich, Äpfel seien ein Scheiß dagegen.
    Er räuspert sich.
    Obst ginge ja eh gar nicht, brummt er den Spatzen zu,

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