Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
Sören-Wotan von dem Kurs zu erzählen. Als Bettina endlich mit ihm zu Besuch kommt, bin ich so glücklich, dass ich ihn strahlend anlächle. Da ist es! Ich kann lächeln!
Sören-Wotan wird rot, bleibt aber äußerlich gelassen, denn er will offensichtlich so cool sein wie dieser doofe Spiderman, der auf seinem Strampler posiert.
Na warte, denke ich, dich kriege ich noch, und lächle weiter.
Mama und Papa sind jedenfalls hellauf begeistert und knipsen haufenweise Fotos, ja, sie gebärden sich, als ob ich der erste Mensch sei und sie vergessen hätten, dass sie ja schon vor mir da waren.
Bettina hingegen ist sauer und zischt Sören-Wotan zu, er solle sich mal ein bisschen Mühe geben, so schwer könne das doch nicht sein.
Er guckt mich hilflos an, und ich grinse ihm aufmunternd zu.
Mama ist verzückt.
Dafür könne Sören-Wotan sich schon drehen, schreit Bettina hysterisch und gibt ihm einen Schubs, so dass er unkontrolliert durch die Wohnung rollt.
Mama lacht begütigend und sagt zu Bettina, es sei ja schon gut, sie sei erstaunt, dass er das schon kann, und ob er das bei seinem Chinesen gelernt habe.
Sie sei ja nur eifersüchtig, weil Sören-Wotan Mia immer einen Schritt voraus sei, kreischt Bettina, er könne schließlich schon sein Köpfchen ganz alleine halten, davon sei Mia ja noch ganz weit entfernt.
Das lasse ich nicht auf mir sitzen.
Mama nimmt mich auf den Arm, und ich konzentriere mich auf meinen Kopf, doch was ich auch mache, er will mir nicht zuverlässig gehorchen.
Jetzt nimmt Bettina Sören-Wotan auch hoch, nimmt die Hand, die eben noch sein Köpfchen gestützt hat, mit einem Schwung weg und schreit: »Siehst du?«
Zack, knickt Sören-Wotans Kopf ab.
Genau wie meiner.
In Schieflage gucken wir uns an und prusten los.
»Ist doch lächerlich, sich darüber zu streiten, wer was zuerst kann!«, sage ich schnaufend, »Hauptsache wir können irgendwann laufen!«
»Genau, dann hauen wir zusammen ab!«, ruft der Rotschopf.
Werte das als Liebeserklärung und werde rot.
Es zuckt um seinen Mund, und er beginnt zu lächeln. Wie schön!
Hach, bin ich verliebt.
Bettina kriegt von alldem nichts mit, da sie Mama gerade von Sören-Wotans ersten Gehversuchen erzählt, die natürlich viel zu früh seien, und sie einfach nicht wisse, was sie mit einem Hochbegabten anfangen solle, während Mama kopfschüttelnd die Yucca-Palme wässert.
Mein Freund guckt mir tief in die Augen und sagt: »Meine Mama geht mir heute so auf den Sack, ich werde sie erst anlächeln, wenn sie sich mal endlich lockerer macht. Bis dahin lächele ich nur dich an, das verspreche ich dir bei meiner Spiderman-Ehre.«
Auf den Spiderman hätte ich verzichten können, trotzdem weiß ich jetzt, wie es ist, im siebten Himmel zu sein.
~
Mein Glücksgefühl hält nicht lange an, denn zu meinem Entsetzen will Mama heute wieder mit mir zum Rückbildungskurs.
Papa zückt schon mal sein Handy, zwinkert ihr zu und sagt grinsend, sie sähe ja auch schon ganz anders aus als vor der ersten Stunde, und wenn das so weitergehe, sei sie bald nur noch ein Strich in der Landschaft, dann müsse sie wirklich aufpassen, dass er sie nicht als Bohnenstange aus Versehen mit in den Kochtopf schmeißen würde.
Mama erstarrt und erwidert mit fester Stimme, seinen Zynismus könne er sich sparen, sie wisse selber, dass da noch ein paar Kilos zu viel drauf seien, und wenn ihm das nicht passe, könne er ja gehen.
Papa schaut erstaunt von seinem Display hoch, und ich hoffe inständig, dass er ihrer Aufforderung nicht nachkommt. Wegen ein bisschen Bauchspeck verlässt man doch nicht seine Familie, ganz ehrlich, schau mich doch mal an. Gucke an mir runter und überlege, das Milchtrinken einzustellen.
Außerdem handle es sich um einen Rückbildungskurs und nicht um einen Abnehmkurs, doziert Mama mit aufrechter Körperhaltung, es ginge darum, die Muskulatur untenrum wieder aufzubauen, aber damit habe er ja nichts zu tun, er hätte sich ja nicht da unten ein Kind rausquetschen müssen, und wenn, dann hätte er sich sicher von Anfang an eine Vollnarkose geben lassen, haha, wahrscheinlich sogar schon ab der Befruchtung, eine Vollnarkose für zehn Monate, haha, ja, das würde zu ihm passen.
Papa ist platt. So habe er das doch gar nicht gemeint, setzt er an, doch Mama unterbricht ihn sofort.
Und er könne doch sowieso nicht kochen, fügt sie voller Genugtuung an, und wenn er das jetzt ändern wolle, solle er doch lieber Bohnen statt Bohnenstangen kochen, Letztere seien
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