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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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lieben mich und würden mich nie hängenlassen, dass das klar ist!«
    Teddy schweigt.
    »Die werden mich schon hören!«, setze ich nach und versuche, an die Vuvuzela ranzukommen, ein Geburtsgeschenk unserer afrikanischen Zimmernachbarin.
    »Die verstehen dich nicht«, wiederholt er penetrant, »Erwachsene sprechen keine Babysprache.«
    »Was heißt denn hier Babysprache«, empöre ich mich,»ich bin im Mutterleib fünfsprachig aufgewachsen! Mama hat sich richtig Mühe gegeben, an meine Zukunft gedacht und sich Tag und Nacht Kopfhörer mit Bildungs-CDs um den Bauch gespannt. Frühförderung nennt man das, und das macht man heute, wenn man als Mutter was auf sich hält. Ich kann dir alles erzählen über punische Kriege, asklepiadeische Odenstrophen, Mozarts Frühwerk, egal, und du kommst mir hier mit Babysprache, das ist ja lächerlich! Wenn sogar du mich verstehst!«
    »Babysprache war Teil meiner Ausbildung«, entgegnet er gelangweilt und beginnt, den Knopf in seinem Ohr zu polieren.
    »Was für ne Ausbildung?«, frage ich. »Zum Frauen-gegen-ihren-Willen-Heirater, oder was?«
    »Nee, zum Teddy«, erklärt er, während er wie gebannt auf den Hintern des Krankenpflegers starrt, der gerade die Bettwäsche wechselt. Dann raunt er mir ins Ohr, dass er nach dem Willen meiner Eltern von nun an mein Freund sei, aber nur platonisch. Alles andere würde er sich tunlichst verbitten, er sei schließlich schwul, nun sei es heraus, er habe schon immer ausschließlich Interesse an Männern gehabt, und wenn ich was dagegen hätte, könne er auch woanders seinen Job machen.
    Mir schwant Böses.
    »Moment, Moment, Moment«, rufe ich, »schwörst du, dass du die Wahrheit sagst? Mich kann hier keiner verstehen außer einem sprechenden schwulen Stoffbären?«
    »Mein Gott, jetzt hat sie’s«, erwidert er, dreht sich auf die Seite und macht ›Bööööh‹.
    »Sonst kann mich hier keiner ...? Aber soweit ich weiß, waren die doch selber mal Babys, da muss doch noch was von da ..., das verlernt man doch nicht.«
    »Nein, nicht verlernt, aber sie haben alles vergessen. MitEintritt ins Erwachsenenalter wird das ganze Programm gelöscht. Die sprechen auch nicht mehr mit Teddys.«
    »Das kann ich verstehen«, murmle ich und sabbere ein bisschen auf unser Ehebett.
    Nun ist Teddy beleidigt und sagt unwirsch: »Dann geh ich jetzt mal, kannst ja sehen, wie du klarkommst«, und versucht, sich durch die Gitterstäbe unserer Koje zu quetschen.
    »Nein!«, rufe ich panisch. »So war das nicht gemeint, bitte bleib, und wenn das nur platonisch ist, dann geht das in Ordnung, ich mein, mit wem soll ich denn reden, man muss sich doch auch mal austauschen!«
    Und leiser: »Und vielleicht könnte es mit dir sogar ganz nett werden«, und ich lächle, obwohl ich die vielen Haare als Provokation empfinde.
    Der Knopf glänzt nun, und Teddy dreht sich um: »Na gut, du bekommst noch eine Chance, ich bin ja kein Unteddy.«
    Bevor ich erschöpft einschlafe, höre ich noch ein leises Bööööh, und ich träume von Teddys, die auf Schafen über Zäune springen.
    ~
    Als ich aufwache, ist Teddy immer noch da.
    Gott sei Dank, denke ich, man muss doch jemanden zum Sprechen haben, und wenn erst mal die Haare auf dem Rücken weg sind, geht das auch ästhetisch.
    Hektisch krame ich nach einem Epiliergerät, doch ich finde keins und blicke suchend im Raum herum. Papa und Mama sind zum Glück immer noch da, sie scheinen mit dem rosafarben gestrichenen Krankenhauszimmer gut zurechtzukommen.
    Ich fühle mich bei ihnen geborgen, und es könnte alles wunderbar sein, riefe Mama nicht den ganzen Tag: »Ich bindie Mama ! Und der Mann ist der Papa , und wir sind jetzt eine ›richtige‹ Familie , hörst du, ich bin die Mama !«
    Irritiert überlege ich kurz, ob es möglicherweise schöner sei, Mitglied einer ›falschen‹ Familie zu sein, da geht die Tür auf.
    Na so was. Methusalems Eltern kommen herein und dürfen mich anfassen.
    Das seien Opa und Oma, ruft Mama begeistert, und die Oma sei ihre Mama genauso wie sie selbst meine Mama sei. Bin überrascht und vergleiche Mamas Körpergröße mit Omas Bauch. Teddy sieht meinen skeptischen Blick, will sich vermutlich mit mir anfreunden denn er ruft ihr zu, wohlweislich, dass Mama ihn nicht versteht: »Da hast du nie im Leben reingepasst, du Pinocchio-Schlampe.«
    Ich antworte: »So sprichst du nicht von meiner Mama!«, muss aber ungewollt in mich hineinkichern. Das Eis ist gebrochen.
    Oma und Opa tätscheln eine Weile an mir rum

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