Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
meint fröhlich, es sei jetzt leider Zeit für ihre Untersuchung im Intimbereich, die »Ute« müsse jetzt zu ihremRecht kommen, haha, und alle müssten jetzt raus und dass sie sich sehr über den Besuch gefreut habe, viele Grüße auch an Levke-Fee, woraufhin Wiebke anregt, dass wir uns ja mal alle zusammen treffen könnten, das wäre doch ganz wunderbar.
Mama antwortet heiter, ja gerne, aber Mia brauche jetzt erst mal Zeit, erst mal Hauptmilch, Seepferdchen, Abitur, aber danach mal so richtig mit Kaffee und Kuchen, das sei doch schön, und dass das gerade selbstverständlich ein Spaß gewesen sei, Wiebke habe doch schließlich Humor oder, den brauche sie doch als Waldorf-Lehrerin, das sei doch sicher Einstellungsbedingung.
Wiebke murrt beleidigt, wenn sie Freundinnen bleiben sollen, müsse Mama noch mal über ihren Humor nachdenken, ja, das solle sie wirklich mal tun, ihr Komikzentrum würde er jedenfalls nicht treffen, und andere hätten sich auch schon beschwert, aber egal, sie würden jetzt jedenfalls lieber gehen, und sie stopft ihren Terminkalender zurück in die Handtasche und verlässt erhobenen Hauptes mit Lutz das Zimmer.
Erleichtert will ich aufatmen, da kommt Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter herein und fragt drohend, warum wir geschellt hätten.
Mama behauptet, sie hätte sich vertan und nur das Licht anmachen wollen, woraufhin Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter die Vorhänge aufreißt, laut die Strahlkraft der Sonne preist und brüllt, dass das so nicht ginge, demnächst käme niemand mehr, wenn wir nur aus Spaß klingelten, das sei schließlich kein Vergnügungspark hier.
Ich finde, meine lieben Eltern haben bei der Auswahl des Personals kein gutes Händchen gehabt, und bin froh, dass Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter zwar erzürnt, aber immerhin zügig hinausrauscht.
Leise flüstert Mama Papa zu, das sei immer noch bessergewesen als Wiebke und Lutz, irgendwie sei da der Wurm drin, man würde sich wahrscheinlich viel zu oft sehen, das sei ja auf Dauer auch nicht das Gelbe vom Ei, obwohl sie eigentlich Wiebke als ihre Freundin ansähe, aber irgendwie habe die sich verändert, sie wisse auch nicht.
Papa murmelt was von Hormonen und dass die beiden doch eigentlich ganz okay seien und Babysitter teuer und der Kontakt doch so praktisch, doch Mama ruft, immer fiele er ihr in den Rücken, wie damals bei der Hochzeit, als er plötzlich auch mal witzig sein wollte und nein gesagt hat, vor versammelter Mannschaft, das werde sie nie vergessen.
Papas Gesicht verdunkelt sich einen Moment, als er sagt, ob sie schon wieder damit anfangen wolle, das sei doch nun wirklich schon lange her, und er fände, er habe sich oft genug dafür entschuldigt.
Ich mache hilflos ein Bäuerchen, und die beiden lachen. So fühlen sich also Kitt und Mörtel an, es gibt schlechtere Gefühle, und mein Herz schlägt ganz heftig für meine beiden Erziehungsberechtigten.
Das ist Glück.
~
Am nächsten Morgen betreten wir gerade den Frühstücksraum, in dem meine und andere vom Schlafmangel geplagten Neu-Eltern ihrer morgendlichen Nahrungsgier Herr zu werden versuchen, da kreischt hinter uns plötzlich eine weibliche Stimme: »Neiiiin! Bist du das, Heike? Ich bin’s, die Bettina! Bettina, aus der Schule damals! Du hast immer Mathe von mir abgeschrieben, weißt du noch, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Ach, wie süß, dein Junge, der hat ja gar keine Haare, na ja, da weiß man, wie er im Alter aussehen wird, gell, hahaha, kommt, setzt euch doch zu uns!«
Verwundert stelle ich fest, dass Mama sich anscheinendfreuen und gleichzeitig nicht freuen kann und ziehe begeistert das Mützchen vor ihr, beziehungsweise ich strample so lange, bis es mir vom Kopf rutscht – mehr geht eben noch nicht.
Mama setzt es mir gleich wieder auf und ruft: »Das gibt’s ja nicht, die Betty, das ist ja eine Ewigkeit her, und jetzt hier im Krankenhaus, was für ein Zufall, und das hier ist kein Junge, sondern ein Mädchen, die Mia. Aber dein Kleiner ist ja ein ganz Süßer, ein bisschen übergewichtig vielleicht, und das mit den Ohren, na ja, die kann man ja anlegen lassen, ich habe da einen Künstlerkollegen, der war mal Chirurg, da kann ich dir mal die Telefonnummer, ach ja, und das hier ist mein Mann, der Chris, wo ist denn deiner?«
Bettina korrigiert nun gewissenhaft, dass sie Bettina heiße, Betty würde sie heute von niemandem mehr genannt werden, und dass ihr Freund, der Marlon, heute ein gaaaanz wichtiges berufliches Meeting habe, er sei
Weitere Kostenlose Bücher