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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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schuldbewusst an.
    »So wird das nichts mit unserer Beziehung, Sören«, stelle ich enttäuscht fest.
    »Entschuldige bitte! Aber eine intakte Beziehung zu führen ist ja auch nicht leicht, wenn man überall nur was von Partnerschafts-Konflikten hört«, erwidert Sören-Wotan ungehalten, »bei uns gibt es nur Stress zu Hause, und deine Eltern machen ja auch nicht gerade den Eindruck von permanentem Honeymoon.«
    Wir fahren wieder zurück, und ich bin froh, aus dem VintageBuggy wieder rauszukommen und in Liegeposition entspannt chillen zu dürfen.
    Denke über den fehlenden Honeymoon nach. Nehme mir vor, auf die Harmonie meiner Eltern positiven Einfluss zu nehmen, und bitte Teddy, mir romantische Filmplots zu erzählen, die ich dann abends beim Zubettgehen meinen Eltern vorspielen kann, damit sie sich wieder trauen, echte familiäre Gefühle zuzulassen.
    Teddy sagt, er kenne nur »Brokeback Mountain« und erklärt mir die Handlung so ausschweifend, dass ich über seine Schilderungen einschlafe.
    ~
    Ein paar Wochen vergehen, in denen ich außer sitzen, essen, schlafen und Spazierfahrten durchs graue Nass nicht viel anderes mache. Langsam wird mir langweilig. Sitze im Wohnzimmer auf meiner Krabbeldecke und versuche, mich vornüber auf meine Hände fallen zu lassen.
    Teddy lacht und fragt, ob er mir Knieschoner holen solle, das könne ja keiner mit ansehen.
    Ich bin nun leicht gekränkt, lasse mir aber nichts anmerken und übe weiter. Irgendwann werde ich schon krabbeln können, und dann muss er sich in Acht nehmen, denn demnächst werde ich überall sein. Selbst er kann sich dann nicht mehr vor mir verstecken, auch nicht, wenn er seine angeblich gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitspausen nehmen will, in denen er immer zum Rauchen vor die Tür geht und glaubt, ich würde das nicht merken.
    In einer Verschnaufpause schiele ich hoch. Mama sitzt mit Wiebke am Tisch und bietet ihr einen fair gehandelten Latte Macchiato an. Die lehnt dankend ab und fragt, ob es großeUmstände mache, wenn Mama für sie einen koffein-und laktosefreien Kaffee zubereiten würde, und ob sie zusätzlich ein Glas Wasser bekommen könne, sie müsse nämlich noch dringend ihre Folsäure-Tabletten nehmen.
    Mama guckt erstaunt.
    Weshalb Wiebke denn Folsäure nehme, fragt sie, das nähmen doch nur Schwangere und ob sie damit sagen wolle, nein, das sei ja phantastisch.
    Wiebke unterbricht sie und antwortet, nein, sie sei nicht schwanger, aber man solle das ja schon vorher prophylaktisch nehmen, man wisse ja nie.
    Mama tätschelt ihr den Arm und will schon aufstehen, als Wiebke sich vorbeugt und flüstert, dass sich bis jetzt leider noch nichts getan habe, aber sie und Lutz hätten ja auch noch nicht alles ausprobiert.
    Mama guckt fragend, und Wiebke fährt fort, sie habe Lutz jetzt Austern gekauft und sich selbst rote Reizwäsche, und heute Abend wolle sie mal gucken, wo der Hammer hängt.
    Mama lacht laut auf, und nach einem kurzen Moment stimmt Wiebke mit ein.
    »Der liegt im Werkzeugkasten«, rufe ich ihr zu, »außerdem braucht man sich für kleinere Handwerksarbeiten nicht unbedingt umzuziehen, macht Papa auch nie. Und Proviant ist auch nicht zwingend nötig.«
    Ich freue mich, dass ich helfen kann, doch die beiden reagieren nicht wie erhofft, sondern sagen nur: »Blebleble, ja fein Mia, geht’s dir gut?«
    Das gibt’s doch gar nicht, denke ich, und robbe los, um unseren Hammer zu holen, damit Wiebke sich finanziell nicht so verausgaben muss. Waldorf-Lehrerinnen verdienen nämlich nicht so viel, das hat Papa mal gesagt, das sei mehr so eine ideologische Sache, pädagogisch aber zumindest für einen Teil der Bevölkerung wirklich wertvoll. Wie ein einarmigerBandit robbe ich nun Richtung Tür, doch sie bemerken mich nicht und sprechen nur über »Eisprung-Messung«, »anregende Gewürze« und »Softpornos«.
    Engagiert setze ich meine Reise fort, immer ein Arm und das gegenüberliegende Bein – die andere Seite will einfach nicht mitmachen, aber ich komme auch so voran.
    Als ich am Bücherregal vorbeikomme, überfällt mich schlagartig der Wunsch nach einer Neuordnung desselben, das Ding war mir schon immer ein Dorn im Auge. Ohne Zeit zu verlieren, beginne ich, einen dicken Wälzer aus dem Fach zu ziehen, und schaue ihn mir an.
    Nirgendwo Bilder.
    Beschließe, dass der wegkann, und schmeiße ihn in die Ecke. Ich mache weiter, und nach kurzer Zeit ist der Stapel von ausrangierten Büchern so groß wie der Kölner Dom in seiner

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