Fucking Berlin
richtete, der einem in die Quere kam. Dann stritt ich mich zum Beispiel zu Hause mit Ladja wegen Kleinigkeiten, obwohl ich in Wirklichkeit die Freier mit einem Baseballschläger hätte verprügeln wollen.
Es gab zum Glück nicht nur Idioten. Ich hatte ein paar Stammgäste, mit denen es richtig Spaß machte. Ein Bauarbeiter, kaum dreißig Jahre alt, kam immer samstags für eine Massage. Er war ein gemütlicher Typ, hatte eine Vorliebe für Rammstein und erzählte immer von seiner Freundin und seinen Kumpels. Seine Geschichten hatten etwas Familiäres, so dass ich bald das Gefühl hatte, sein Leben zu kennen: die durchzechten Nächte, die Sonntagnachmittage vor dem Fernseher mit einer Tüte Chips, an denen man mit dem Partner kuschelt und über Blödsinn redet, und den täglichen Trott: Aufstehen, Frühstücken, Ackern, Feierabendbier, Bett, und am nächsten Morgen das Ganze von vorn. Nach einer halben Stunde mit ihm war ich stets ziemlich relaxt und konnte anschließend auch ekelhafte Kunden besser überstehen.
Noch angenehmer war Kai, der Finanzberater. Vera hatte mich bereits vor ihm gewarnt, als ich das erste Malmit ihm auf Zimmer ging. Ich stellte ihn mir ziemlich pervers vor, zumal Männer in Anzug und Krawatte oft die schmutzigsten und geizigsten waren. Doch er meinte, er wolle nur eine rauchen, ein bisschen plaudern und Sex.
Kai fickte wie ein zum Tode Verurteilter. Dazu redete er wie ein Wasserfall über seine Fantasien: Sex mit drei Frauen, Sex in einer Kirche, zugucken, wie ein Schwarzer eine Frau poppt und sich dabei einen runterholen und so weiter.
Die anderen Mädchen fanden ihn nur anstrengend, ich aber mochte diesen animalischen Trieb, der sich unter der Fassade des Spießers verbarg. Er war echt gut im Bett und wusste, was eine Frau braucht. Der Sex mit ihm war immer super, auch wenn ich danach jedes Mal fix und fertig war. Außerdem gefiel mir sein muskulöser Körper und seine Vorliebe für Kunst und die schönen Dinge des Lebens. Er fragte mich ständig, ob ich nicht Lust hätte, ein paar Wochen mit ihm und seinen Kumpels auf dem Mittelmeer zu segeln. Er zeigte mir tatsächlich Bilder von einer Yacht und eleganten Männern, die in der Sonne Cocktails tranken, mit stilvoll gekleideten Frauen an ihrer Seite. Seit der Erfahrung mit Steve, dem amerikanischen Geschäftsmann, wusste ich aber, dass so ein Leben nicht zu mir passte und dass ich für diesen Mann nichts anderes sein würde als eine Puppe, die man den Freunden vorführt, oder eine versaute Studentin, mit der man geil poppen kann. Und so lehnte ich seine Einladungen höflich ab.
Einmal stand ich am Fenster und telefonierte gerade, als ich sah, wie ein Mann um die dreißig den Hof überquerte. Er trug die typische Kleidung eines Öko-Familienvaters vom Prenzlauer Berg: beige Bermuda-Shorts, Sandalen, Kuriertasche. Er lehnte sein Fahrrad mit Kindersitz gegen die Wand, blieb kurz stehen, atmete tief durch und klingelte schließlich. Wie der Zufall es wollte, buchte er ausgerechnetmich für eine halbe Stunde, ohne zu wissen, dass ich seine verschüchterte Ankunft beobachtet hatte. Er war anspruchslos, fast unterwürfig, kam schnell und bedankte sich mindestens dreimal für meine Dienste.
»Wohnst du im Prenzlauer Berg?«, fragte ich, als er schon wieder angezogen war.
»Woher weißt du das?«, antwortete er und wurde dabei knallrot.
»Sieht man einfach«, behauptete ich. Dann musste ich lachen, weil ich mir vorstellte, wie er nach der Nummer zu seiner Frau und seinem Kind auf den Spielplatz fahren würde oder zur Elternversammlung in die Kita.
Noch erstaunlicher war allerdings ein Mann, der von Vera einen Quickie wollte, also eine Nummer für zwanzig Minuten. Kaum hatten sie das Zimmer betreten, warf er sich auf sie, steckte sein Ding in sie rein und kam fast noch im selben Moment. Danach zog er sich hastig wieder an, wie ein Feuerwehrmann auf dem Weg zu einem Großbrand.
»Du hast es aber eilig«, meinte sie, als sie ihn zur Tür begleitete.
»Meine Frau sucht gerade einen Parkplatz, wir wollen gemeinsam einkaufen. Ich habe ihr erzählt, dass ich schon mal aussteige und Zigaretten holen gehe«, erklärte er, ohne rot zu werden.
Vera bekam vor Überraschung den Mund nicht mehr zu und erzählte die Geschichte den ganzen Tag herum.«So sind Männer. Sie wollen immer vögeln«, war ihr lapidares Fazit.
Mein Lieblingsgast war allerdings Wolfgang.
Wolfgang war dreißig Jahre lang ein treuer Bahnbeamter der DDR gewesen und kurz nach der
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