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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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Gedanke ein, dass ich fast das Doppelte verdiente, wenn ich zu den Massagen auch Sex anbot. Und schließlich: Machte es wirklich einen so großen Unterschied, ob ich dem Typen einen runterholte oder mit ihm fickte?
    »Wir gehen morgen zum Arbeitsamt. Sie müssen mir helfen, einen Job zu finden. Bis dahin beantrage ich Arbeitslosengeld«, erklärte Ladja.
    »Das wäre nicht schlecht«, sagte ich, ohne daran zu glauben. Denn noch immer bezahlte ich allein die Miete und die ganzen Rechnungen, obwohl er schon seit zwei Monaten seine Arbeitserlaubnis hatte.
    Schließlich stand Ladja, wie Millionen andere Leute in Deutschland, vor dem Haus mit dem roten A. Aber dassuns das Arbeitsamt Wedding keine große Hilfe sein würde, war uns nach drei Minuten klar. Auf dem Flur wimmelte es von Kinderwagen, Frauen mit Kopftüchern und rauchenden Männern mit tristen Gesichtern. Keiner wusste, wo man sich hinbegeben sollte, nicht mal der Mann am Empfang. Er blickte nur verzweifelt auf das Chaos und schrie regelmäßig »Bitte nicht alle auf einmal«. Im zweiten Stock sagte man uns, dass man dort für Neuanmeldungen nicht zuständig sei. In der fünften Etage fanden wir nach einer Stunde Schlangestehen heraus, dass wir im falschen Zimmer saßen: Um Studenten und deren Ehepartner kümmere sich jemand anderes.
    Nach drei Stunden hatten wir endlich den richtigen Ansprechpartner gefunden. Eine dünne Frau mit Anzug musterte uns, schwieg eine Weile und sagte schließlich in gelangweiltem Ton, dass Ladja keine Hilfe zustehen würde, da wir beide Ausländer seien und Ladja keinen Cent in die Sozialversicherung eingezahlt habe. Wenn wir kein Geld hätten, sollten wir eben »nach Hause« fahren.
    Ich hätte am liebsten laut geschrien, wollte aber keine Aufmerksamkeit erregen. So gingen wir in den Park vor dem Arbeitsamt und rauchten. Ladja zog aufgeregt an seiner Zigarette und brachte keinen Ton heraus.
    Über die Zukunft wollte er allerdings auch nicht reden. Ich hatte ja immer Geld nach Hause gebracht und er vertraute darauf, dass ich das weiterhin tun würde. Ziemlich bald stellte er seine Arbeitssuche wieder ein. Stattdessen sah er in der Regel den ganzen Vormittag fern und fuhr mittags mit dem Fahrrad auf den Kiez. Seine Kumpels waren fast alle arbeitslos oder jobbten nur ab und zu, so dass er immer jemanden antraf und sich in bester Gesellschaft befand. Und ein paar Cent für Bier und Gras waren schnell zusammengekratzt. In der Hinsicht waren in seiner Cliquealle sehr großzügig – wer gerade durch Stütze oder aus anderen Gründen zu Geld gekommen war, gab es auch aus.
    Wie absurd mein Leben manchmal war, bemerkte ich, als ich eines Tages nach einer Analysis-Vorlesung mit einem Kommilitonen am S-Bahnhof stand. Wie sich herausstellte, wohnte auch er in Lichtenberg, ganz in der Nähe der »Oase« – und schon saß ich in der Falle, weil ich gerade dorthin wollte.
    »Ich gehe ins Fitnessstudio«, log ich und hoffte, er würde mir glauben.
    »Wo ist denn da ein Fitnessstudio?«, fragte er. »Ich müsste nämlich auch mal wieder etwas Sport treiben. Könnte das was für mich sein?«
    Diesmal hatte ich keine Ahnung, wie ich aus der Situation glimpflich herauskommen sollte. Deswegen griff ich zu einer Notlösung.
    »Oh, Scheiße«, rief ich mit gespielt hektischem Gesichtsausdruck, »da fällt mir ein – ich habe ganz vergessen, dass ich heute Nachmittag noch einen Zahnarzttermin habe.« Ich verabschiedete mich hastig, stieg aus der Bahn, die wir gerade betreten hatten, und wartete auf die nächste.
    In der »Oase« arbeitete ich dreimal die Woche, meistens abends, von sechzehn bis zweiundzwanzig Uhr. Das war normalerweise die beste Zeit, trotzdem musste ich oft ewig auf Gäste warten.
    Um die Zeit totzuschlagen, waren ich und die anderen Frauen ständig am Quatschen. Meistens ging es dabei um die Gäste und um die Männer im Allgemeinen, was thematisch nicht weit auseinanderlag. Wir hatten, was die Freier anging, richtige Rankings.
    Die Schlimmsten waren diejenigen, die nur dreißig Euro zahlten, für zwanzig Minuten klassische Massage plus Handentspannung, und dafür möglichst alles machen wollten.Ich nannte sie die Kraken, denn sie schienen tausend Hände zu haben, mit denen sie gleichzeitig Brüste, Muschi und Arsch anfassen wollten. Noch nerviger waren die Araber, die versuchten, zu handeln, als ob man auf dem Basar wäre. Sie gehörten zu den schwierigsten Kunden. Sie waren meist ziemlich dominant und versuchten immer, eine Frau

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