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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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muss. Man ist so lange zusammen, dass man sich nicht mehr fragt, warum eigentlich. Das Haus ist fast abbezahlt, die Kinder sind groß, die Zeit des spontanen Sex im Wald ist vorbei. Früher hatte ich mal eine Geliebte, und jetzt« – er tätschelte seinen unübersehbaren Bauch –, »jetzt muss ich bezahlen, um die Berührungen einer schönen Frau genießen zu dürfen. Auch traurig.«
    Plötzlich war ich ziemlich entspannt und froh darüber, dass der Gast nicht sauer war und sich die Massage ein wenig zu einer Art Kaffeeklatsch entwickelte.
    »Und was würdest du mir raten?«, fragte ich.
    »Genieße es«, sagte er ernst. »Genieße die Stunden mit deinem Lover, genieße deinen Mann, und wenn du kannst, finde noch einen dritten Liebhaber. Tu alles, was für dich gut ist, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Denn irgendwann bist du alt und dann ist der Zug abgefahren.«
    »Werde ich machen«, versprach ich.
    »Keine Party heute Abend, Stella«, sagte er noch, als ich die Tür hinter ihm schließen wollte. »Nur weil du jung bist, heißt das nicht, dass du keinen Schlaf brauchst. Mach dir einen Tee und geh mal früh ins Bett.«
    Ich lächelte.
    »Was machst du gerade?«, fragte Milan mit sehnsüchtiger Stimme.
    Ich saß im Audimax in der Uni und hörte eine Vorlesung über Wahrscheinlichkeitstheorie. Als mein Handy geklingelt hatte, war ich aufgesprungen und hatte versucht, mich unauffällig Richtung Ausgang zu schleichen, und dafürböse Blicke von den Studenten geerntet, die meinetwegen aufstehen mussten.
    »Ich bin in der Mensa, hab gerade Pause«, log ich. Wie wichtig ist eine Univeranstaltung gegen ein paar Stunden mit Milan, dachte ich.
    Er kam mit seinem roten Polo, hupte, ich stieg ein und wir fuhren zum Teufelssee. Im Radio sang Nena »Irgendwie, irgendwo, irgendwann«.
    Es war noch Morgen, die Kinder waren in der Schule und die Eltern arbeiteten, somit genossen wir einen fast leeren Badestrand. Nur ein Rentner blätterte etwas entfernt von uns in seiner Zeitung.
    Wir breiteten eine Decke aus und zogen erst unsere Schuhe, dann unsere restlichen Kleider aus. Ich hatte Kirschen in meinem Rucksack, so rot und saftig, dass meine Lippen davon dunkelrot wurden – umso süßer schmeckten Milans Küsse.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte ich.
    »Du mir auch«, antwortete er, während er meine Füße massierte. »Ich konnte nicht aufhören, an unsere Nacht zu denken. Ich hatte so lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen.«
    Ich hätte am liebsten gefragt, wie oft er noch mit seiner Frau Sex hatte, doch ich biss mir auf die Zunge. Es gab von Anfang an eine unausgesprochene Regel zwischen Milan und mir: keine Fragen über unsere Beziehungen. Wenn wir zusammen waren, gab es unsere Partner einfach nicht. Manchmal, wenn es Krach zwischen ihm und seiner Frau gegeben und er etwas getrunken hatte, erzählte er Bruchstücke aus seinem Eheleben. Doch es interessierte mich mehr, nackt mit ihm unter dem Sternenhimmel zu liegen, über die Welt zu philosophieren und leidenschaftlich zu vögeln. Seine Geschichten kamen mir außerdem bekanntvor, sie hätten von jedem stammen können, der in die »Oase« kam und dort seine Seele ausschüttete. Aber Milan war für mich kein gewöhnlicher Sterblicher, er war mein Geliebter und sollte mit den Ärgernissen des Alltags nichts zu tun haben.
    Seine Haut war braungebrannt und duftete nach Gras. Ich küsste seinen straffen Bauch.
    »Hier?«, flüsterte er und deutete mit seinem Kopf auf den Opa, der immer noch interessiert seine Zeitung las.
    »Ist doch egal«, antwortete ich. »Der ruft bestimmt nicht die Bullen.«
    Also liebten wir uns mitten auf der sonnigen Wiese. Danach zogen wir uns wieder an, ohne ein weiteres Wort zu reden. Milan setzte seine Sonnenbrille auf und fuhr mich zurück zur Uni. Das Radio blieb aus, ich blickte die ganze Zeit aus dem Fenster und er konzentrierte sich angespannt auf die Straße.
    »Ist was?«, fragte ich, nachdem er vor der Uni eingeparkt hatte.
    Er berührte meinen Arm und streichelte meine Haut mit seinen Fingerspitzen. »Hör zu, Sonia«, fing er an. »Ich denke, es ist besser, wenn wir nur Freunde sind. Du bist verheiratet und ich habe ein Kind und möchte nicht riskieren, meine Familie zu verlieren.«
    Ich war schockiert und konnte kaum glauben, was ich hörte. Er roch noch nach mir, ich nach ihm – und nun machte er schon Schluss? Mein Herz fing wieder an zu pochen, mir wurde schwindelig.
    »Ja, gut – wenn du meinst«, sagte ich und versuchte

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