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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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zu klingen, als ob ich über eine Hausaufgabe für die Uni reden würde.
    »Du bist wunderbar und der Sex mit dir ist super. Aber ich kann meine Frau einfach nicht weiter belügen …«
    »Okay, dann auf Wiedersehen«, unterbrach ich ihn, stieg aus, ohne mich zu verabschieden, rannte über die Wiese und verschwand im Hauptgebäude. Ich setzte mich in die Cafeteria, trank Kaffee aus einem Pappbecher und rauchte hastig eine Zigarette.
    Plötzlich entdeckte ich in der Menge von bunten Rucksäcken den von Jule. Ich winkte ihr zu und sie setzte sich neben mich. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mit niemandem über Milan zu reden, doch nun musste ich unbedingt meine Gedanken sortieren.
    »Das Schlimme ist: Ich glaube, ich habe mich verknallt«, schloss ich meine Geschichte ab.
    Jule runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich weiß, du hast gerade Stress mit Ladja. Aber der Kerl ist verheiratet, er wird seine Frau so schnell nicht verlassen. Oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie machen einen ziemlich glücklichen Eindruck, wenn sie mit der Kleinen unterwegs sind«, sagte ich, weil mir das jemand erzählt hatte. »Doch auf der anderen Seite sagt er, dass er schon lange keinen Sex mehr gehabt hat …«
    »Nicht alle brauchen so viel Sex wie du«, seufzte Jule. »Ich kenne viele Paare, die sich nicht unbedingt jeden Tag die Klamotten vom Leib reißen und aufeinander rumturnen und trotzdem in Harmonie leben. Na ja, auf jeden Fall hast du mit ihm gepoppt. Damit ist es ein One-Night-Stand gewesen, nicht mehr.«
    »Es war heute bereits das zweite Mal«, flüsterte ich.
    »Noch besser«, antwortete Jule. »Eine Affäre! Beende das Ganze und erzähle Ladja nichts.«
    »Ich bin doch nicht verrückt«, sagte ich lächelnd.
    Ich setzte mich in den Computersaal, surfte ziellos im Internet und dachte über Milans Worte nach. Vielleichthatte Jule recht. Ich hatte eine Affäre und jetzt war sie halt vorbei. Immer noch etwas traurig, aber definitiv erleichtert, machte ich mich auf den Heimweg.
    Zwei Wochen später schleppte mich Ladja wieder mal ins »California«. Ich hatte öfter an Milan gedacht, als mir lieb war, und da saß er nun. Er spielte Skat mit ein paar Kumpels in der fast leeren Kneipe. Er war auf sein Blatt konzentriert und ignorierte zunächst unseren Gruß, doch als Ladja in Richtung Toilette verschwand, drehte er sich kurz in meine Richtung und warf mir einen eindeutigen Blick zu. Das genügte: Aus war’s mit meiner Lässigkeit. Ich wurde unruhig, schaute andauernd zu ihm hin und stampfte rhythmisch mit den Füßen gegen die Theke.
    »Was ist los?«, fragte Ladja, als er zurück war.
    »Nichts«, antwortete ich und zuckte mit den Achseln. »Stress mit dem Studium.«
    Er streichelte meinen Kopf. »Mein kluges Mädchen«, flüsterte er mir ins Ohr. »Du schaffst jede Klausur, das weißt du doch.«
    Für einige Sekunden hatte ich wieder Schuldgefühle, die aber schnell nachließen. Ich wartete nervös auf ein Zeichen von Milan und wusste, dass es kommen würde.
    »Um neun vor dem Eiscafé«, raunte er im Vorübergehen, während Ladja in ein Gespräch verwickelt war.
    In der Uni erzählte ich außer Jule niemandem von Milan. Obwohl ich mittlerweile ein paar Kommilitonen etwas besser kannte und wir manchmal abends zusammen ausgingen, hätte ich mit ihnen nie über solche persönlichen Sachen geredet.
    In der »Oase« wollte ich eigentlich auch mit niemandem über meine Gefühle sprechen, weil man mich dort ohnehin nicht verstehen würde. »Liebe gibt es bei mir maximal eineStunde und die kostet hundertfünfzig Euro«, meinte unsere Automechanikerin Jana immer. Sie sei noch nie in ihrem Leben verliebt gewesen, sagte sie, dabei war sie bereits fünfunddreißig und hatte ein Kind. »Höchstens mal ein wenig verknallt und das war auch spätestens nach drei Wochen vorbei, als der Typ nachts in meinem Bett schnarchte.«
    Mit Isa redete ich am liebsten, denn wir hatten viele Gemeinsamkeiten. Sie studierte BWL an der Fachhochschule und interessierte sich für Fremdsprachen. Auch sonst war sie unglaublich gebildet, obwohl sie schon seit ihrem sechzehnten Lebensjahr auf den Strich ging. Sie hatte allerdings gerade Stress mit ihren Klausuren und war daher wenig belastbar. So vermied ich auch ihr gegenüber das Thema Milan, erledigte meine Arbeit und alberte mit meinen Kolleginnen herum wie sonst auch.
    Kurz nach Feierabend stand ich mit Celina, die gerade erst bei uns angefangen hatte, in der Küche.

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