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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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die Bettkante.
    Er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass das Zeug wirklich gut sei. Als ich weiter ablehnte, holte er sich einenrunter, spritzte ab, zog sich an und ging. Der geilste Schwanz von Freiburg würde nicht mein Stammkunde werden, so viel war klar.
    Später erklärte mir Laura, dass Johnny das gleiche Spiel mit allen Frauen versuchte, und die meisten sagten auch nicht nein zu seinem Angebot. Dass irgendwas im Laden nicht stimmte, hatte ich schon am ersten Abend gemerkt. Obwohl erst um zwei Uhr nachts offiziell Feierabend war, ging keine der Frauen ins Bett. Ich fand das seltsam, denn nach sechzehn Stunden Einsatz sehnte ich mich nach Schlaf. Meine Kolleginnen zogen stattdessen ihre Klamotten an und gingen runter auf einen Spaziergang. Durch die Begegnung mit Johnny wurde mir erst klar, was sie mitten in der Nacht da draußen machten, denn niemand hätte es gewagt, vor den Augen der Chefin Drogen zu nehmen. Kaum war Lorraine allerdings abgereist und die faule Johanna angekommen, wurde der Schnee offen auf den Tisch gelegt, die Weinflaschen unter den Betten hervorgezogen und die Party begann. Johanna saß ohnehin nur die ganze Zeit wippend auf ihrem Stuhl.
    Komischerweise verschwand durch die Drogenorgie die feindselige Atmosphäre. Sogar Tina zeigte sich von ihrer Sonnenseite und verteilte Schokolade und Kekse. Eine Frau aus Kuba, ansonsten still und schüchtern, soff sich in dieser Nacht richtig zu, erzählte mir wirres Zeug von Dämonen und Hexen und dass sie glaube, vom Teufel besessen zu sein. Laura musste sie davon abhalten, immer wieder den Kopf gegen den Schrank zu schlagen, was ihr nur teilweise gelang, so dass die Kubanerin am Ende an der Stirn blutete und dort am nächsten Tag eine dicke Beule hatte.
    Laura, Natascha und ich waren die Einzigen, die nicht koksten. Die beiden bevorzugten Hasch und auch ich zog ein paar Mal an ihrem Joint, obwohl ich das seit den Anfangszeitenmit Ladja nicht mehr getan hatte. Ich konnte mich nun richtig entspannen und zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Freiburg die Tatsache vergessen, dass ich mich hier wie eine Fickmaschine fühlte und Berlin schrecklich vermisste.
    Als wir um vier Uhr morgens immer noch bei Rotwein und Gras in der Küche saßen, fing Laura an zu heulen, wegen ihres Freundes, den sie schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen hatte. Wieder war es Natascha, die sie tröstete und mit Taschentüchern versorgte.
    »Sie ist ein gutes Mädchen, sie hat was Besseres verdient als diesen Idiot«, meinte Natascha später, als Laura schon schlief. »Idiott«, sagte sie mit russischem Akzent, was die Bedeutung des Wortes noch mehr hervorhob. »Er ist doch nur hinter ihrem Geld her!« Sie wurde laut. »Aber sie checkt es nicht, sie denkt, er liebt sie. Sie finanziert ihm die Wohnung, seine Karateschule, die nicht gut läuft, das Auto, bezahlt seine Schulden und hat kein bisschen für sich selbst, dabei fickt sie schon ununterbrochen seit zwei Jahren hier. Und was macht er? Holt sie einmal in der Woche ab und geht mit ihr frühstücken, dann begleitet er sie zurück in den Puff. Das ist alles! Was ist das für ein Mann?«
    In ihren blauen Augen, die so klein wie Punkte geworden waren, lag jetzt nur noch Verachtung. Ich konnte nicht viel dazu sagen, Ladja war selbst kein Beispiel für Fleiß und Ehrgeiz. Doch Natascha war nicht mehr zu stoppen.
    »Dasselbe läuft mit Tina. Sie gibt auch alles an ihren Macker ab. Er macht Geschäfte, sagt sie, irgendwann werden die gut laufen und sie wird zu Hause bleiben, Kinder bekommen und er wird die Familie ernähren. Das glaub ich aber nicht – Tina ist auch schon seit zwei Jahren hier.«
    Natascha goss sich Wodka ins Glas und trank nachdenklich. Im Radio lief Nirvana, »Smells Like Teen Spirit«.
    »Vielleicht sollte man sich einfach trennen«, murmelte ich.
    Sie lachte höhnisch. »Sie sind naiv, verstehst du? Die brauchen einfach einen Kerl, der daneben steht, sagt, dass er sie liebt, egal was für ein Arschloch er ist, egal ob er sie beklaut, schlägt, betrügt … Hauptsache, nicht allein. Verstehen muss man das nicht.«
    Am nächsten Tag fühlte ich mich mies. Ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen und wegen des Wodkas und des Joints tierische Kopfschmerzen. Meine Kolleginnen schienen die Sauforgie besser wegzustecken, wahrscheinlich war das Gewohnheitssache. Im Laufe des Tages verschlechterte sich mein Zustand: Meine Stirn wurde heiß und mein Hals war geschwollen, mir war kalt und ich fühlte mich

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